Vor Derby gegen LeverkusenKessler nimmt Team des 1. FC Köln in die Pflicht

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Der Sportliche Leiter Thomas Kessler (l.) und Trainer Steffen Baumgart stehen an der Seitenlinie.

Unzufrieden an der Seitenlinie: Der Sportliche Leiter Thomas Kessler (l.) und Trainer Steffen Baumgart.

Der 1. FC Köln hat bei der 0:2-Niederlage beim SC Freiburg die gewohnten Tugenden vermissen lassen. Vor dem Derby gegen Bayer 04 Leverkusen nimmt der Sportliche Leiter Thomas Kessler die Mannschaft in die Pflicht.

Thomas Kessler hat sich den Ruf erarbeitet, seine Worte mit Bedacht zu wählen. Der Sportliche Leiter des 1. FC Köln gehört nicht zu jener Sorte Funktionäre, die sich von Emotionen leiten lässt und im Überschwang der Gefühle zu Ausreißern nach oben oder unten neigt. Umso bemerkenswerter war das markante Signal der Unzufriedenheit, das der frühere Torhüter der Geißböcke nach der 0:2-Pleite beim SC Freiburg sendete.

Kessler schimpfte über „unglaublich billige Tore“, die sich die Kölner bei ihrem ersten Gastspiel im neu errichteten Europa-Park Stadion eingehandelt hatten. „Das darf auf diesem Niveau nicht passieren.“ Warum es trotzdem so gekommen war? „Wir haben einfach schlechte Entscheidungen getroffen und waren nicht wach genug. Das war deutlich zu wenig“, monierte der 36-Jährige nach einer der schwächsten Darbietungen des FC in der laufenden Saison der Fußball-Bundesliga.

Auftritt in Freiburg ohne Emotionen und Leidenschaft

Was Kessler besonders störte, war das Fehlen jener Tugenden, auf denen Steffen Baumgarts System basiert. Und ohne deren Vorhandensein es den von Emotionen und Leidenschaft lebenden Kölnern im Duell mit stärker besetzten Kontrahenten nicht möglich ist, aus ihrer individuellen Unterlegenheit eine Form des Gleichgewichts zu erschaffen. So, wie es dem FC unter der Führung Baumgarts schon so manches Mal gelungen ist.

„Wir loben unsere Mannschaft oft dafür, dass sie eine tolle Mentalität zeigt – auch in Spielen, die sie verliert“, sagte Thomas Kessler wohlwissend, dass die vierte Niederlage im 13. Punktspiel nicht die letzte gewesen sein wird. Doch am Ende gehe es „um die Wertung der Leistung. Und die Leistung hat mir heute nicht gefallen“, bemängelte der frühere Schlussmann am Sonntagabend. Grundsätzlich, das war Kessler wichtig zu betonen, sei die Mentalität der Kölner Elf „super“. Dieses Mal aber hatte der Sportliche Leiter einen Vortrag zu sehen bekommen, „bei der sie mich enttäuscht hat“.

Steffen Baumgart war ebenfalls bedient. „Es hat einiges nicht funktioniert, was normalerweise bei uns viel besser funktioniert“, haderte der FC-Trainer nicht nur über das schwache Abwehrverhalten bei den Toren von Woo-Yeong Jeong (53.) und Michael Gregoritsch (64.). „Es ist keine Schande, gegen Freiburg zu verlieren, aber ärgerlich, weil es in der einen oder anderen Situation zu wenig war.“

Jonas Hector zurück im FC-Mannschaftstraining

Es ehrt den Verlierer, dass er davon absah, die Gründe für seinen spielerisch und kämpferisch gleichermaßen enttäuschenden Auftritt in der hohen Belastung zu suchen. „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der unter der Woche viel Reisestress hatte“, verwies Thomas Kessler auf das Freiburger Europa League-Spiel vier Tage zuvor in Aserbaidschan. Der neue Bundesliga-Zweite habe es schlichtweg „cleverer gemacht“, befand Kessler und erhob den mahnenden Zeigefinger: „Wir müssen das schon gut analysieren.“

Zugleich nahm der Sportliche Leiter die FC-Profis in die Pflicht, am Mittwochabend (18.30 Uhr, Sky) im prestigeträchtigen Kräftemessen mit dem rheinischen Nachbarn Bayer 04 Leverkusen wieder das gewohnte Gesicht zu zeigen. „Ich hoffe, dass wir das schnell abhaken können und am Mittwoch wieder eine andere Mannschaft sehen“, sagte Kessler, der betonte: „Wir erwarten eine klare Leistungssteigerung.“

Die wird nach Einschätzung des Ex-Torhüters auch erforderlich sein, um gegen die Werkself zu bestehen. Leverkusen verfüge über eine „hochveranlagte Mannschaft“, die bislang „deutlich unter den Erwartungen der Saison“ agiert habe. „Wir müssen dagegenhalten.“ Zumal Kessler einen nach dem 5:0-Kantersieg über Union Berlin wiedererstarkten Rivalen erwartet: „Für Leverkusen wäre es ein Riesen-Faustpfand, wenn sie gegen uns gewinnen. Daher müssen sich die Jungs schon nochmal straffen. Das wird ein heißer Ritt am Mittwoch.“

Wir müssen uns schütteln, die richtigen Schlüsse ziehen und uns deutlich steigern
Thomas Kessler, Sportlicher Leiter des 1. FC Köln

Der auf der Zielgeraden des Fußballjahres 2022 nicht in der nächsten Enttäuschung enden soll. „Wir müssen uns schütteln, die richtigen Schlüsse ziehen und uns deutlich steigern“, forderte Thomas Kessler. „Keiner hat Lust, am Mittwoch im eigenen Stadion nochmal so eine Leistung zu sehen.“ Kristian Pedersen pflichtete ihm bei. „Wir müssen mit einem guten Gefühl in die Pause gehen“, sagte der dänische Linksverteidiger vor den abschließenden Partien gegen Bayer 04 und bei Hertha BSC (Samstag, 15.30 Uhr), in denen es für den FC darum geht, den auf sechs Punkte reduzierten Vorsprung auf Platz 16 mindestens zu verteidigen.

Bei diesem Unterfangen werden die Kölner aller Voraussicht nach wieder auf Jonas Hector zurückgreifen können. Der Kapitän kehrte am Montag nach überwundener Knöchelverletzung ins Mannschaftstraining zurück. Abwehrchef Timo Hübers (Pferdekuss aus dem Nizza-Spiel) soll ebenfalls wieder dabei sein. Steffen Baumgarts Erwartungshaltung fällt derweil unabhängig vom zur Verfügung stehenden Personal aus: „Wir müssen weniger Fehler machen und schnell wieder in die richtige Spur kommen.“

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