1000 Fans feierten mitBegeisterter Empfang für die Hockey-Weltmeister bei Rot-Weiss Köln

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Ankunft der deutschen Nationalmannschaft in Köln nach dem WM-Triumph. Kapitän Mats Grambusch (l) hebt den Weltmeister-Pokal in die Höhe.

Ankunft der deutschen Nationalmannschaft in Köln nach dem WM-Triumph. Kapitän Mats Grambusch (l) hebt den Weltmeister-Pokal in die Höhe.

Rund 1000 Fans haben Hockey-Weltmeister Deutschland in der Nacht zu Dienstag einen begeisterten Empfang auf der Clubanlage von Rot-Weiss Köln bereitet. Der Kölner Traditionsclub stellte gleich sieben Spieler des Weltmeister-Teams.

Die Helden waren spät dran. Es war bereits kurz vor Mitternacht, als der Mannschaftsbus des frischgebackenen Feldhockey-Weltmeisters Deutschland mit fast drei Stunden Verzug am Olympiaweg in Müngersdorf vorfuhr. Der Euphorie der rund 1000 geduldig wartenden Fans – unter ihnen viele Kinder und Jugendliche – tat dies jedoch keinen Abbruch. Und so verwandelte sich die Clubanlage des Bundesligisten Rot-Weiss Köln am späten Montagabend in ein Tollhaus, als die deutschen Champions nach ihrer Rückkehr aus dem indischen Bhubaneswar den ausgerollten roten Teppich entlang schritten.

Euphorischer Empfang für die Weltmeister

Lamettakanonen wurden gezündet, schwarz-rot-goldene und rot-weiße Fahnen geschwenkt, „Weltmeister“-Gesänge hallten durch die von Wunderkerzen erhellte Nacht. Die 50 Meter Fußweg in die zur Partyzone umfunktionierten Hockeyhalle gestalteten sich für das Team um den vorneweg marschierenden Pokal-Träger Martin Zwicker zu einem wahren Triumphzug. Für die sieben Spieler umfassende Kölner Fraktion in der DHB-Auswahl bedeutete das Bad in der Menge ein Heimspiel. Familienangehörige und Freunde waren gekommen, um sie am Tag nach dem großen Triumph persönlich in Empfang zu nehmen. Es gab Umarmungen und Küsse. Und es flossen Tränen der Rührung nach dem ersten deutschen Weltmeistertitel nach 17 langen Jahren des Wartens.

Spieler und Verantwortliche zeigten sich begeistert von der Atmosphäre im Kölner Westen. „Was heute Abend hier abläuft, ist absolut überwältigend“, staunte RW-Präsident Dr. Stefan Seitz, dessen Club dem Deutschen Hockey-Bund (DHB) die Ausrichtung des Empfangs angeboten hatte. DHB-Präsident Henning Fastrich spielte die Kugel zurück. „1000 Dank für diesen Empfang“, schwärmte das Verbands-Oberhaupt und lobte das Weltmeisterteam für eine „unglaubliche Leistung“, die im Finale vom dramatischen 5:4-Sieg nach Penaltyschießen gegen Belgien gekrönt worden war. Es war ein Erfolg des Kollektivs. „Jeder Einzelne hat seine Rolle gefunden und ausgefüllt“, erklärte Kapitän Mats Grambusch, der die Feierlichkeiten in der Kölner Heimat als „Weltklasse-Erfahrung“ bezeichnete. Bereits zuvor war das Team bei der Landung in Frankfurt von vielen Fans gefeiert worden.

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Jeder Einzelne hat seine Rolle gefunden und ausgefüllt.
Kapitän Mats Grambusch

Den wohl lautesten Jubel in Köln erntete Bundestrainer André Henning, der vor seinem Wechsel zum DHB Ende 2021 mehrere Jahre für Rot-Weiss Köln gearbeitet hatte. „Meistertrainer, Meistertrainer, hey, hey“, skandierte die Menge, als der 39-Jährige das Podest betrat, auf dem jeder einzelne Spieler den Pokal stolz in die Höhe gestemmt hatte. „Wir hätten nicht gedacht, dass so viele von euch noch hier sind“, rief Henning den Fans entgegen und sprach von einem „unglaublichen Gefühl“. Vor seinem eigenen Team, das auf dem Weg zum dritten WM-Titel in den K.o.-Spielen dreimal einen 0:2-Rückstand aufgeholt hatte, zog er ebenfalls den Hut: „Die Jungs haben an sich geglaubt und sich gegenseitig getragen. Meinen größten Respekt für die Haltung der Mannschaft.“ Auch für den Erfolgscoach gab es viel Lob. „Wir haben beim Bundestrainer eine super Wahl getroffen“, freute sich Präsident Fastrich, der den DHB „auf dem richtigen Weg“ sieht. Erst im Dezember hatten die deutschen Damen die Hallen-Europameisterschaft gewonnen.

Zu dem sportlich glänzenden Bild passte die familiäre Nähe, die die Weltmeister in Köln ausstrahlten. Nach dem offiziellen Teil des Empfangs zogen sich Spieler und Offizielle nicht etwa zum Weiterfeiern zurück, sondern standen wie selbstverständlich zunächst für Foto-, Autogramm- und Interviewwünsche sowie Plaudereien zur Verfügung. Eine Einstellung, von der sich so mancher Akteur aus der Welt des großen Fußballs eine Scheibe abschneiden kann. Der gebürtige Kölner Moritz Trompertz verspürte etwa „großes Glück“, dass sein Heimatverein diese Feier kurzfristig möglich gemacht hatte. „Dass hier der ganze Club aufläuft und Spalier steht, ist sensationell und drückt eine unglaubliche Herzlichkeit aus. Das zeigt, dass Rot-Weiss Köln der mit Abstand beste Club Deutschlands ist.“

Man mobilisiert dann doch häufig Kräfte, von denen man gar nicht weiß, dass sie in einem schlummern.
Moritz Trompertz, Mitglied von Rot-Weiss Köln und gebürtiger Kölner

Und so wurde von den Weltmeistern erneut die Nacht zum Tag gemacht. „Die Zeit seit dem Titelgewinn war fast härter, als die letzten drei Wochen in Indien Hockey zu spielen. Wir haben es ordentlich krachen lassen und keine Sekunde geschlafen“, berichtete Trompertz mit einem Schmunzeln. Woher die Champions diese Energie nahmen? „Man mobilisiert dann doch häufig Kräfte, von denen man gar nicht weiß, dass sie in einem schlummern. Wer hier nicht fit ist, dem kann man nicht mehr weiterhelfen“, meinte Trompertz. Ganz am Ende des Feiermarathons gab es für die geschafften Weltmeister dann aber doch nur noch ein Ziel. „Irgendwie ins Bett kommen“, sagte Verteidiger Lukas Windfeder von Rekordmeister Uhlenhorst Mülheim. Auch Helden müssen sich mal ausruhen.

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