Analyse zum SpielSo schlug sich der 1. FC Köln gegen AC Mailand

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Südkurve Mailand

Voll besetzt war die Südkurve im Rheinenergiestadion. 

Köln – Es liegt in der Natur der Sache, dass Steffen Baumgart für gewöhnlich keine Freude an Gegentoren des 1. FC Köln verspürt. Gegen Viertel nach sieben am Samstagabend hatte sich die Gefühlslage des 50-jährigen Fußballlehrers jedoch kurzzeitig etwas verschoben. Gerade hatte Olivier Giroud freistehend vor Marvin Schwäbe den Ball ebenso lässig wie gefühlvoll über den knienden Kölner Torwart hinweg ins Netz gelupft, da brach an der Seitenlinie ein Lachen aus Baumgart heraus.

Es war ein Ausdruck der Bewunderung, die der frühere Stürmer Baumgart für den Geniestreich des französischen Weltmeisters von 2018 im Trikot des AC Mailand empfand. „Bei ihm sieht das so aus, als ob er gerade aufgestanden ist“, staunte der FC-Trainer über die nach wie vor vorhandene Extraklasse des bald 36-jährigen Giroud, der den italienischen Meister per Doppelpack zum 2:1 (2:0)-Testspielsieg in Köln führte.

Ein Debüt, zwei Rückkehrer

Baumgart kam hinterher kaum noch aus dem Schwärmen heraus, als er an die Zauberei des Mailänder Sturmstars aus der 16. Minute zurückdachte. „Ich hatte das Gefühl, dass er überhaupt nicht auf den Ball geguckt hat, sondern die ganze Zeit nur auf Marvin. So ein Ding, da denke ich: Deswegen sind die anderen da – und wir hier. Da kann man einfach nur sagen: Lecko mio.“

Statistik

1. FC Köln: Schwäbe; Schmitz (46. Ehizibue), Hübers (61. Kilian), Chabot (72. Arrey-Mbi), Pedersen (72. Hector); Skhiri (72. Martel); Ljubicic (28. Schinder, 72. Thielmann), Uth (72. Olesen), Kainz (72. Maina); Adamyan (46. Lemperle), Modeste (78. Dietz).

Startelf AC Mailand: Tatarusanu; Florenzi, Kalulu, Gabbia, Ballo-Touré; Bakayoko, Pobega; Messias, Diaz, Rebic; Giroud. – SR.: Stegemann (Niederkassel). – Zuschauer: 48 200. – Tore: 0:1, 0:2 Giroud (16., 36.), 1:2 Dietz (86.).

Nicht weniger schön anzusehen war der Kunstschuss, zu dem Giroud neun Minuten vor der Pause angesetzt hatte. Von der rechten Strafraumkante zirkelte der Altmeister den Ball ins entfernte Eck. Jeff Chabot hatte unhaltbar abgefälscht. „Es macht Spaß, diese Tore zu sehen – auch wenn sie leider auf der anderen Seite gefallen sind“, erkannte Baumgart die herrlich herausgespielten Treffer des siebenmaligen Champions League-Siegers neidlos an.

Vorausgegangen waren ein Ballverlust von Ellyes Skhiri beziehungsweise ein zu riskanter Diagonalball von Benno Schmitz tief in der Mailänder Hälfte, die die Rossoneri mit zwei Kontern aus dem Lehrbuch beantworteten. „Wenn du es gegen so einen Gegner in der einen oder anderen Situation nicht klar machst, dann ist er in der Lage, das auszunutzen“, erklärte Baumgart, der Milan ein „überragendes Umschaltspiel“ bescheinigte.

Der erst vor einer Woche in die Vorbereitung eingestiegene italienische Meister hatte zwar die „großen Jungs“ (Baumgart) wie Superstar Zlatan Ibrahimovic oder den portugiesischen Techniker Rafael Leao daheim gelassen; dennoch betrug der Kaderwert des in Köln vorspielenden Ensembles noch immer mehr als 100 Millionen Euro. Bemerkbar machte sich dies in der individuellen Qualität, die das Spiel trotz Kölner Chancenvorteilen zugunsten der hocheffizienten Mailänder entschied. „Ich habe von Mailand gar keine Phase gesehen, in der sie Tore hätten schießen können – und dennoch haben sie zwei gemacht“, brachte Baumgart den Unterschied namens Giroud auf den Punkt.

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Trotz der ersten Niederlage des Sommers konnte der 1. FC Köln zufrieden sein. „Vieles war gut“, befand Baumgart, der im 4:1:3:2-System eine Startelf aufgeboten hatte, die in großen Teilen so auch in zwei Wochen beim Pokalspiel in Regensburg aussehen könnte. Zu den positiven Aspekten zählte nach dem 0:2-Pausenrückstand die wieder einmal starke Kölner Moral. „Die Jungs sind drangeblieben und hatten hohe Ballgewinne. Es war eigentlich alles da, um so ein Spiel nicht zu verlieren“, lobte der FC-Trainer, dessen Team sich zumindest noch mit dem Anschluss durch Jungstürmer Florian Dietz belohnte (86.). Sebastian Andersson hatte es dagegen nicht mal in den Kader geschafft. Ein klarer Fingerzeig.

Das, was Steffen Baumgart von seiner Elf sehen wollte, hatte er zu sehen bekommen. „Wichtig war, dass die Jungs ein gutes Tempo gegangen sind und viele Abläufe funktioniert haben.“ Zudem hatte der sechsfache Wechsel (72.) für frischen Wind gesorgt. „Ich glaube, dass niemand das Gefühl hatte, dass wir große Wechsel vorgenommen haben“, freute sich Baumgart über die hohe Leistungsdichte des FC-Teams, bei dem Sargis Adamyan sein Debüt und Jonas Hector sowie Jan Thielmann ihr Comeback feierten.

Am Ende gab es sogar noch ein Lob vom Mann des Abends. „Es ist immer toll, in Deutschland in so einem schönen Stadion zu spielen“, sagte Doppeltorschütze Olivier Giroud. „Wir wissen diese gute Atmosphäre wirklich zu schätzen. Es war ein guter Test gegen ein gutes Team.“

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