AufbruchsstimmungMit den Telekom Baskets ist wieder zu rechnen

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Der neue Aufbauspieler der Telekom Baskets: TJ Shorts (r.) wechselte im Sommer aus Crailsheim nach Bonn.

Der neue Aufbauspieler der Telekom Baskets: TJ Shorts (r.) wechselte im Sommer aus Crailsheim nach Bonn.

Bonn – Bei den Telekom Baskets Bonn gab es in der vergangenen Saison reichlich Grund zur Freude. Die entstandene Aufbruchsstimmung rund um den Basketball-Traditionsstandort ist gut für die Bundesstadt, gut für die Liga, gut für die nun beginnende Spielzeit 2022/2023, in die die Bonner am Samstag in Würzburg (20.30 Uhr/ MagentaSport) starten. Doch bei aller Euphorie, aller Zuversicht, für die Rheinländer gilt es vor allem die wirtschaftliche Seite des Leistungssports im Auge zu behalten.

Als die Verantwortlichen im Sommer 2021 mit Tuomas Iisalo einen der begehrtesten BBL-Trainer aus Crailsheim auf den Hardtberg lockten, war das eine Überraschung. Immerhin hatte der Finne bei den Hohenlohern zuvor mit überschaubaren Mittel viel erreicht und sich für größere Aufgaben empfohlen. In Bonn wertete der Übungsleiter seine Vita in Form einer Auszeichnung als „Trainer des Jahres“ und dem zweiten Platz nach der Hauptrunde sowie der ersten Playoff-Halbfinal-Teilnahme seit 2010 zusätzlich auf – von der Steigerung seines Marktwertes ganz abgesehen.

Die Erwartungen sind hoch

Umso spannender wird es zu beobachten sein, ob Bonn diese Leistungen, gepaart mit der Rückkehr auf internationales Parkett in der Champions League wiederholen oder gar steigern kann. Die Erwartungen und das Anspruchsdenken sind hoch, zumal bei den Baskets der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle spielt. Der Kontrakt von Iisalo läuft 2023 aus, bis dahin gilt es Ergebnisse zu liefern, die den Trainer zu einer Vertragsverlängerung bewegen könnten.

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Dies beinhaltet auch die Strukturen abseits des Parketts, wo die Deutsche Telekom AG über die kommenden zwei Jahre ihren stufenweisen Rückzug angekündigt hat. Können die Verantwortlichen vorzeitig einen finanziell potenten Nachfolger, für den idealerweise auch das Namensrecht des Telekom Domes interessant ist, präsentieren, wüsste Iisalo immerhin, in welchem Rahmen sich das mittelfristige Budget bewegt.

Der Amerikaner TJ Shorts übernimmt als Aufbauspieler

Bis diese Fragen endgültig geklärt sind, liegt der Fokus auf den sportlichen Belangen. Hier kann Bonn auf eine stabile Basis von fünf „Rückkehrern“ bauen, die schon 2021/2022 im Aufgebot standen. Die Center-Achse um Leon Kratzer und Michael Kessens bleibt erhalten, allerdings verpasst Letzterer aufgrund einer Oberschenkelblessur die ersten Saisonwochen. Tyson Ward und Jeremy Morgan agieren weiter auf dem Flügel, während Kapitän Karsten Tadda den Laden beisammen hält.

Maodo Lo, Isaac Bonn und Ben Shungu

Sechs deutsche Teilnehmer der Basketball-EM 2022 sind in der Bundesliga aktiv. Mit Maodo Lo (29) spielt das spektakulärste Mitglied dieses Sextetts bei ALBA Berlin. Der Fokus des Point Guards wird auf der Euroleague liegen, doch gilt es auf nationaler Ebene sowohl Meisterschaft als auch Pokalsieg zu verteidigen.

Gegen das homogene Kollektiv der „Albatrosse“ versucht Erzrivale Bayern München mit individueller Kraft anzugehen und verpflichtete Isaac Bonga (zuletzt Toronto Raptors, NBA) und Ex-Nationalspieler Elias Harris. Ein Auge lohnt sich zudem auf Ben Shungu zu werfen, der sich an der Vermont University zu einem veritablen Scorer entwickelt und diese Fähigkeit mit an seine erste Profistation in Ludwigsburg bringt. (Jbr)

Mit TJ Shorts (24) folgt im Aufbau der amtierende „beste Offensivspieler“ der Bundesliga auf den nach Frankreich abgewanderten Liga-MVP Parker Jackson-Cartwright. Der Amerikaner mit den blond gefärbten Haaren wird in Bonn den primären Ballhandler geben, muss aufgrund der qualitativ hochwertigen Nebenleute allerdings weniger selbst als Scorer in Erscheinung treten, sondern kann seine Passfähigkeiten ausspielen und durch seinen starken Zug zum Brett Räume für andere schaffen.

Mit den Telekom Baskets ist wieder zu rechnen

Mit den Telekom Baskets ist wieder zu rechnen, wenngleich auf nationaler Ebene mit Meister und Pokalsieger ALBA Berlin sowie Euroleague-Viertelfinalist FC Bayern München weiterhin zwei Platzhirsche vorweg schreiten.

Dahinter aber ist das Feld offen für mindestens acht Teams, die legitime Ansprüche auf die Teilnahme an den Playoffs stellen. Die meisten von ihnen sind ebenfalls in einem internationalen Wettbewerb unterwegs, weswegen die Tiefe und Ausgeglichenheit der Kader mit entscheidend darüber sein wird, wer im Frühjahr eines der begehrten Tickets für die Meisterschaftsrunde erhält. Mehr denn je kommt es darauf an, trotz der Doppelbelastung in der Bundesliga keine unnötigen Federn zu lassen, was sich nach dem Jahreswechsel rächen könnte.

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Sicher ist zweifelsfrei, dass die vielen Partien im deutschen Oberhaus und der Champions League dazu beitragen, das Mannschaftsgefüge und die Hierarchie innerhalb des Kaders zu festigen. Diese Stabilität muss letztlich Begeisterung schaffen, soll Ergebnisse liefern und einen bleibenden Eindruck hinterlassen – auf den Rängen, beim Trainer, und bei potenziellen Sponsoren.

Basketball, Bundesliga

Alba Berlin - Hamburg Towers 81:78

Der 1. Spieltag

Freitag, 30. 9.: Bayreuth - Frankfurt (20.30 Uhr). – Samstag, 1. 10.: München - Ulm, Hanburg - Mitteldeutscher BC (beide 18 Uhr), Würzburg - Bonn (20.30 Uhr). – Sonntag, 2. 10.: Heidelberg - Ludwigsburg, Bamberg - Berlin (beide 15 Uhr), Crailsheim - Oldenburg (18 Uhr), Göttingen - Chemnitz abgesagt. – Dienstag, 18. 10.: Rostock - Braunschweig (19 Uhr).

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