Meister Bayer Leverkusen eröffnet die Bundesliga-Saison 2024/25 in Gladbach. Favorit für den Titelverteidiger ist aber ein anderer Club.
Bundesliga-SaisonstartXabi Alonso erklärt FC Bayern zum Titel-Favoriten
Die vielen, vergeblichen Anläufe müssen eine Rolle dafür gespielt haben, dass Bayer Leverkusen in der vergangenen Spielzeit lange unter dem Radar flog. Bevor die Werkself vor etwa einem Jahr zu ihrem Höhenflug ansetzte, kein einziges Spiel verlor und mit 28 Siegen und sechs Unentschieden für die erste, ungeschlagene Saison eines Deutschen Meisters sorgte, hatte ihr der traumatische Titel „Vizekusen“ angehaftet. Ein Titel, der nichts anderes mit sich führt, als nicht Erster werden zu können.
Die Rivalen aus München, Dortmund oder Leipzig haben die neue, gewaltige Kraft zwischen Wupper, Rhein und Dhünn vielleicht auch deshalb erst erkannt, als es schon zu spät war. 51 Pflichtspiele ohne Niederlage in Liga, DFB- und Europapokal in der Saison 2023/24 muten wie ein Rekord für die Ewigkeit an.
Alonso: Bedeutet nicht, wir haben keine Favoritenrolle
Nun ist die Situation aber eine andere. Wenn Bundesliga-Trainer, Profis oder Manager tippen sollen, wer am Ende der Spielzeit 2024/25 ganz oben steht, fällt in zwei von drei Fällen der Name Bayer 04 Leverkusen. Eine Situation, die für Meistertrainer Xabi Alonso und sein Team gefährlich werden kann. „Für uns bedeutet das nichts, wir haben keine Favoritenrolle“, grätschte der Chefcoach vor dem Eröffnungsspiel am Freitag (20.30 Uhr/Sat.1) bei Borussia Mönchengladbach, deswegen verbal dazwischen.
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Und widersprach so auch dem Geschäftsführer Sport der Gastgeber. Roland Virkus zählt zu den Experten, die „Leverkusen wieder als Meister“ sehen. Natürlich tat Alonso dies ab und sprach einen Tag vor Saisonstart „die Favoritenrolle dem FC Bayern“ zu. Nun sind solche psycho-taktischen Scharmützel branchenüblich, erwartbar und vor der 62. Bundesliga-Saison fast langweilig. Was die Situation im Rheinland, sechs Tage nach dem gewonnenen Supercup gegen Vizemeister Stuttgart so interessant macht, ist die beachtliche Frühform von Bayer 04 und die Tatsache, dass keine Leistungsträger abgegeben, sondern mit den smarten Transfers von Aleix Garcia (FC Girona), Martin Terrier und Jeanuël Belocian (beide RC Lens) noch Qualität und Flexibilität dazugewonnen wurden.
Der 42-jährige Alonso und seine Mannschaft können ernsthaft an der nationalen und internationalen Vormachtstellung des FC Bayern rütteln. Selbst wenn der ehemalige Münchner Spielgestalter und heutige Leverkusen-Coach dessen aktuellen Kader und die Historie hervorhebt. Er weiß auch, dass sich Kader mindestens auf Augenhöhe mit dem des Rekordmeisters befindet. „Trotzdem fangen wir wieder bei null an. Gladbach fängt bei null an. Keine Mannschaft hat Punkte“, stellte Alonso klar und ergänzte: „Auch wir müssen uns die Punkte verdienen, indem wir gut spielen. Wir wollen das Gefühl haben, dass wir gute Kontrolle, gute Stabilität und eine komplette Leistung haben“.
Egal ob am Freitag, im ausverkauften Borussia-Park, am kommenden Mittwoch im DFB-Pokal bei Regionalligist Carl Zeiss Jena oder im ersten Heimspiel, am 31. August gegen RB Leipzig. „Es gibt diese Emotion, wieder zu spielen. In der Bundesliga ist das immer etwas Besonderes“, hielt der Baske an seinem „Spiel für Spiel“-Plan fest und nahm die Saisoneröffnung unter Flutlicht ins Visier.
Gegen den Fast-Absteiger aus der Vorsaison werde es sicher anders laufen, als beim jüngsten torlosen, Aufeinandertreffen. Im Januar reichten Leverkusen 28:4-Torschüsse nicht zum Sieg in der BayArena. „Sie haben mit Stöger und Kleindienst zwei wichtige Wechsel gemacht und waren in der Vorbereitung gut. Deswegen erwarten wir nicht das gleiche Spiel.“
Boniface und Terrier nur im DFB-Pokal gesperrt
Weil sein Vorgänger Gerardo Seoane in seiner zweiten Saison am Niederrhein selbstbewusster und forscher auftreten möchte, sei mit mehr fußballerischen Mitteln und weniger Mauer-Taktik zu rechnen. Eine Herangehensweise, die Alonsos Team zugutekommen könnte. Nicht nur Jonathan Tah ist nach dem geplatzten Bayern-Wechsel laut seinem Trainer „wieder voll fokussiert“ und steht als Abwehrchef parat.
Auch die Offensive mit Patrik Schick und Victor Boniface soll verletzungsfrei bleiben und brillieren. Boniface ist genau wie Martin Terrier nach den Vorkommnissen im Supercup nur für den DFB-Pokal gesperrt und am Freitagabend dabei. „Patrik hatte schon guten Impact“, erwähnte Alonso erst Schicks spätes 2:2 gegen Stuttgart, „und auch Boni wird bald dieses Gefühl haben. Wenn beide dabei sind, schießen sie sicher Tore“.
So sehr Alonso mit der psychologisch und taktischen Ausrichtung seiner Mannschaft beschäftigt ist, so wenig kann er sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Gerade weil sie in Leverkusen auf zu neuen Ufern (auch in der Champions League) wollen, ist diese Herangehensweise meisterwürdig. Egal was war und wie die Konkurrenz versucht Druck auszuüben.
Voraussichtliche Aufstellungen: Mönchengladbach: Omlin; Scally, Itakura, Elvedi, Netz; Weigl, Reitz, Honorat, Stöger, Plea; Kleindienst. – Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Adli, Wirtz, Boniface. – SR: Schröder (Hannover).