Bayer 04 Leverkusen steht nach einem spektakulären 3:2 gegen den VfB Stuttgart im Halbfinale des DFB-Pokals.
DFB-Pokal-ViertelfinaleJonathan Tah erlöst Bayer Leverkusen
Als alles schon nach Verlängerung roch, kam Jonathan Tah. Der Innenverteidiger hatte sich in den Rücken der Stuttgarter Abwehr geschlichen und weil Florian Wirtz am Ball war, konnte es noch passieren. Der Spielmacher von Bayer 04 Leverkusen nahm Maß und fand am langen Pfosten seinen Teamkollegen, der aus fünf Metern per Aufsetzer einköpfte. Es war der 3:2 (0:1)-Siegtreffer in einem mitreißenden DFB-Pokal-Viertelfinalspiel gegen den VfB Stuttgart. Der Rest war Leverkusener Jubel. Die Werkself steht damit im Halbfinale und darf weiter vom ersten Titelgewinn seit 31 Jahren träumen.
Bayer-Coach Xabi Alonso veränderte sein Team im Vergleich zum 2:0 in der Bundesliga bei Darmstadt 98 auf fünf Positionen und schickte seine vermeintlich beste Elf mit Pokal-Torwart Matej Kovar ins Rennen. Wieder mit dabei waren außerdem Edmond Tapsoba, Jeremie Frimpong, Jonas Hofmann und Patrik Schick. Auf Seiten des VfB kam nur Hiroki Ito neu ins Team, nachdem er beim Asien-Cup mit Japan überraschend im Viertelfinale mit 1:2 am Iran gescheitert war.
Bayer Leverkusen: Vorsichtiger Start gegen VfB
Das zu erwartende Spektakel zwischen dem in dieser Saison in allen 29 Pflichtspielen noch ungeschlagenen Tabellenführer der Fußball-Bundesliga und dem Überraschungsdritten begann nach einem zehnminütigen Abtasten. Die Leverkusener ließen es nach ihren negativen Erfahrungen in der ersten Halbzeit beim 1:1 im Bundesliga-Duell in Stuttgart erst einmal vorsichtiger angehen.
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So fuhr der VfB den ersten gefährlichen Angriff und ging gleich in Führung. Josha Vagnoman holte gegen Alejandro Grimaldo eine Ecke heraus, nachdem Robert Andrich die größte Gefahr für Bayer mit einer Grätsche schon gebannt hatte. Angelo Stiller flankte den Eckball auf Waldemar Anton, der am langen Pfosten Tapsoba entwischt war und aus fünf Metern Kovar mit einer Kopfball-Bogenlampe ins rechte Eck zum 0:1 überwand (11.).
Der Rückstand hatte zur Folge, dass die Gastgeber sofort das Tempo erhöhten und einen vertikalen Weg nach vorne suchten. Die Schwaben besaßen aber ein geeignetes Gegenmittel und attackierten Bayers Sechser-Duo Robert Andrich und Granit Xhaka mit bis zu fünf Spielern im Pressing. Leverkusens Aufbau war empfindlich gestört, so dass Florian Wirtz und Jonas Hofmann kaum Ballaktionen hatten.
DFB-Pokal: VfB mit Führung in die Pause
Nur ein Durchbruch von Frimpong sorgte für Gefahr. Schiedsrichter Daniel Schlager und auch Video-Assistent Benjamin Brand verweigerten dem Niederländer aber einen Elfmeter, obwohl Ito im Zweikampf nicht den Ball, aber Frimpong getroffen hatte (24.).
Auch die nächste Entscheidung fiel gegen die Werkself aus. Schick traf nach einem geblockten Schuss von Grimaldo, stand aber vorher im Abseits (40.). Leverkusen wollte es nun richtig wissen und machte mächtig Druck. VfB-Keeper Alexander Nübel entschärfte aber einen Grimaldo-Freistoß aus 25 Metern (42.) und stand auch bei Schicks Hackenschuss goldrichtig am kurzen Pfosten (44.)
Es war aber nicht so, dass die Stuttgarter nur hinten drinstanden. Ito traf das Außennetz (45.+3) und Torjäger Deniz Undav kam bei einer scharfen Hereingabe von Enzo Millot nur um Haaresbreite zu spät (45.+4). Der VfB ging wie im Bundesliga-Spiel mit einer 1:0-Führung in die Pause und die war nicht unverdient.
Jonathan Tah lässt Bayers Pokal-Träume wachsen
Alonso wechselte zur zweiten Hälfte nicht, obwohl Andrich Gelb-Rot gefährdet war und nach einem Fußstempel gegen Milliot schon Glück hatte, dass er weiterspielen durfte (37.). Nachdem Schick noch frei aus 14 Metern am überragenden Nübel scheiterte (48.), war es ausgerechnet Andrich, der per Traumtor den Ausgleich erzielte. Der Nationalspieler schlenzte den Ball aus 20 Metern akkurat in den rechten oberen Winkel (51.). Den wollte er genau so haben.
Der schon in der ersten Hälfte hochklassige Pokal-Fight nahm nun richtig Fahrt auf. Alonso wollte dem durchdachten und wirkungsvollen Stuttgarter Anlaufen begegnen, indem sein Team die Seiten mit Personal überlagerte. Den VfB beeindruckte das wenig. Das Team von Trainer Sebastian Hoeneß attackierte weiter die Leverkusener Doppelsechs und das sogar noch etwas höher als in der ersten Halbzeit. Das erzwang immer wieder Fehler bei Xhaka und Andrich. Als dem Leverkusener Torschützen am eigenen Strafraum unter Druck ein Stockfehler unterlief, kam der Ball über Millot zu Chris Führich, der ihn humorlos mit seinem schwachen rechten Fuß zum 1:2 im linken Eck versenkte (58.).
Alonso reagierte mit einem Doppelwechsel (64.) und bewies ein glückliches Händchen. Wirtz schickte aus dem Nichts heraus den für den schwachen Hofmann gekommenen Amine Adli mit einem unfassbaren Pass auf die Reise. Ito war dem Tempo des Marokkaners nicht gewachsen und musste mitansehen, wie der Ball unter Nübel hindurch zum 2:2 ins Stuttgarter Netz flog (66.).
Es ging weiter mit offenem Visier und auf Augenhöhe. Der mit Adli für Schick ins Spiel gekommene Borja Iglesias zielte etwas zu hoch (74.) und auf der anderen Seite war Kovar gegen Undav zur Stelle (78.). Stuttgart hielt seine gute Struktur und hatte lange Ballbesitzphasen. Was für einen Gegner der Leverkusener in dieser Saison Seltenheitswert hat.
Es nützte den Gästen am Ende in diesem vorweggenommenen Finale aber nichts. Nachdem Ito noch vor Adli zur Ecke gerettet hatte und diese schon abgewehrt schien, fand Wirtz mit dem nächsten überragenden Ball den vorne gebliebenen Jonathan Tah, der Bayers Titelträume mit seinem Kopfball weiter reifen ließ (90.).
Statistik zum Spiel:
Bayer Leverkusen: Kovar; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong (90.+2 Stanisic), Xhaka, Andrich, Grimaldo; Hofmann (64. Adli), Schick (64. Iglesias), Wirtz (90.+2 Hlozek). – VfB Stuttgart: Nübel; Rouault, Anton, Ito; Vagoman, Karazor, Stiller, Mittelstädt (70. Stergiou); Millot (62. Leweling), Führich (78. Dahoud); Undav. – SR.: Schlager (Hügelsheim). – Zuschauer: 30.210 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Anton (11.), 1:1 Andrich (51.), 1:2 Führich (58.), 2:2 Adli (66.), 3:2 Tah (90.). – Gelbe Karten: Andrich, Frimpong; Mittelstädt