Kommentar zu Leverkusens MeisterschaftDer Anfang von etwas Großem

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Leverkusens Florian Wirtz bejubelt den Gewinn der Meisterschaft vor den Fans.

Leverkusens Florian Wirtz bejubelt den Gewinn der Meisterschaft vor den Fans.

Bayer Leverkusen hat den ersten Meistertitel seiner Clubgeschichte  perfekt gemacht. Ein Kommentar von Martin Sauerborn.

Die Fußball-Bundesliga hat seit ihrer Gründung 1963 12 verschiedene Meister hervorgebracht. Nicht   viel für einen Zeitraum von 40 Jahren und einen Wettbewerb, in dem jedes Jahr 18 Teilnehmer miteinander streiten. Seit dem 14. April 2024 sind es nun 13 Meister und es darf ohne jedes Zögern festgehalten werden, dass der erste Titelgewinn in der 120 Jahre alten Club-Historie von Bayer 04 Leverkusen ein beispielloser ist. Eine verdiente Meisterschaft, die dem deutschen Fußball und seiner unerschütterlichen Sehnsucht nach einem ausgeglichenen Wettkampf   guttun wird — auch auf Strecke.

Elf Jahre lang hat der FC Bayern München die Liga dominiert, weil seine Konkurrenten entweder in Ehrfurcht erstarrt sind oder wie Borussia Dortmund vergangene Saison nicht den Mumm hatten, im entscheidenden Moment an die eigene Stärke zu glauben. Erst Bayer 04 ist es gelungen, die „Mia san mia“-Phalanx zu durchbrechen. Dank einer klaren, von klugen Köpfen entwickelten und umgesetzten   Strategie, die den Rest der Liga staunend und anerkennend zurücklässt.

Bayer Leverkusen ist Deutscher Meister: Rolfes stellt den perfekten Kader zusammen

Wie es sein muss, hat der kolossale Erfolg viele Väter. Sportdirektor Simon Rolfes etwa, der nur zwei Jahre nach dem Abschied von Rudi Völler geschafft hat, wonach sein Vorgänger seit 1996 vergeblich gestrebt hat. Der clevere Ex-Profi hat einen perfekten Kader mit Granit Xhaka als perfektem Anführer zusammengestellt und einen Trainer verpflichtet, der neben seinen herausragenden fachlichen und menschlichen Fähigkeiten aus Liverpool, Madrid, München und vom spanischen Nationalteam die unbezahlbare Erfahrung eines Titelsammlers mitgebracht hat.

Xabi Alonso hat nicht nur die Sympathiewerte der lange als Plastikclub oder „Pillen“ verhöhnten Werkself in ungeahnte Sphären katapultiert, er hat es auch hinbekommen, aus dem traditionell im Übermaß vorhandenen Bayer 04-Talent Meisterspieler zu formen. Der von Rolfes verpflichtete Baske ist ein Glücksfall und der Beweis, dass ein Trainer schon am Anfang seiner Karriere zu Großem im Stande ist, wenn er die Fähigkeit dazu besitzt und sich nicht beirren lässt.

In seiner ebenso bescheidenen wie zielstrebigen Art hat sich Alonso nicht auf einen Sockel stellen lassen. Er hat bislang kein Einzelinterview gegeben, dafür den Teamgedanken in den Fokus gerückt und konsequent vorgelebt. Der Ex-Weltklassespieler hat zudem die Gabe, im richtigen Moment das Richtige zu tun und seinen Spielern damit ein Vorbild an Stabilität zu sein. Die Bayer-Profis haben unter Alonso gelernt, wer sie sind und dass sie genau dies auch sein sollen, um miteinander Erfolg haben zu können.

Die erste Leverkusener Meisterschaft ist ein Meilenstein und könnte den Auftakt für etwas noch viel Größeres bedeuten. Den Gewinn des Triples in dieser Saison, aber auch und vor allem die Aussicht, dass der 14. Bundesliga-Meister mit seiner willensstarken und attraktiven Art und Weise aufzutreten, den deutschen Fußball positiv verändert.

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