„Dann nehmen sie dich auseinander“Nadiem Amiri will Bayer 04 Leverkusen die erste Saisonniederlage zufügen

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11.02.2024, Baden-Württemberg, Stuttgart: Fußball, Bundesliga, VfB Stuttgart - FSV Mainz 05, 21. Spieltag, MHPArena. Der Mainzer Nadiem Amiri reagiert im Spiel.

11.02.2024, Baden-Württemberg, Stuttgart: Fußball, Bundesliga, VfB Stuttgart - FSV Mainz 05, 21. Spieltag, MHPArena. Der Mainzer Nadiem Amiri reagiert im Spiel. Am Wochenende trifft er in der Bundesliga auf seinen ehemaligen Club Bayer 04 Leverkusen.

Amiri trifft am Wochenende mit Mainz auf seine ehemaligen Teamkollegen von Bayer Leverkusen. Die Meisterschaft ist für ihn bereits entschieden.

Es zeugt von einem besonderen Charakter, wenn ein Bundesliga-Profi trotz großer Titelchancen mit dem einen Verein, zu einem abstiegsbedrohten Konkurrenten wechselt. Nadiem Amiri ist genau diesen Weg von Bayer Leverkusen zum 1. FSV Mainz 05 gegangen und trifft nun schon drei Wochen nach dem Ende seiner Zeit im Rheinland, wieder auf die Werkself. „Ich freue mich, nach dem Spiel rüber in die Kabine zu gehen“, blickte der 27-jährige Mittelfeldspieler auf die spezielle Situation als Gästespieler in der BayArena voraus.

Seit 2019 hatte der ehemalige Hoffenheimer unter dem Bayer Kreuz alles gegeben, um seinen eigenen und den Erwartungen des Klubs gerecht zu werden. Diese kamen auch in einer damaligen Ablöse von neun Millionen Euro und dem kolportierten, fast halb so hohen Gehalt, zum Ausdruck. Der fünfmalige deutsche Nationalspieler erreichte in 146 Pflichtspielen aber „nur“ ein Dutzend Treffer, 20 Vorlagen und war selten Dreh- und Angelpunkt zwischen Defensive und Offensive.

Nadiem Amiri trifft mit Mainz auf Bayer Leverkusen

„Trotz der schwierigen Situation hat er sich in den zurückliegenden Monaten niemals hängen lassen und sich immer vorbildlich verhalten“, attestierte Simon Rolfes dem Sohn afghanischer Eltern einen starken Charakter. Bei seinem letzten und einzigen Bundesliga-Startelfeinsatz der Saison im Bayer-Trikot, zog Amiri an der Seite von Granit Xhaka am 27. Januar gegen Mönchengladbach die Fäden, das Spiel endete aber torlos.

Auch nach seinem Wechsel in die rheinland-pfälzische Hauptstadt brach der Kontakt zum Schweizer Xhaka und Ex-Kollegen wie Florian Wirtz oder Josip Stanisic nicht ab. Per WhatsApp hätten diese ihm zum ersten Sieg im Mainzer Dress vergangenen Samstag gegen Augsburg gratuliert. „Und es wurde auch ein wenig geflachst, wegen des Elfmeters“, verriet Amiri, der beim 1:0-Sieg vom Punkt aus nur den Pfosten getroffen hatte.

Amiri mit ehemaligen Mitspielern Xhaka und Wirtz weiter in Kontakt

Dass seine ehemalige Mannschaft auch im 32. Pflichtspiel in Heidenheim (2:1) ungeschlagen blieb, bereits acht Punkte Vorsprung auf Bayern München und mittlerweile auch die Afrika Cup-Starter plus den rekonvaleszenten Oberschenkel-Patienten Exequiel Palacios wieder zur Verfügung hat, brachte Amiri vor dem Freitagabendspiel (20.30 Uhr/DAZN) zu einer gewagten These:

„Für mich ist das Ding durch. Leverkusen wird Meister“, legte er den Druck vor dem 23. Spieltag klar auf die Schultern von Bayer 04 und wird mit dem Tabellenvorletzten alles dafür tun, um dem Spitzenreiter die erste Pflichtspielniederlage dieser Saison beizubringen und amit den neuen Rekord zu verhindern, den das Team von Trainer Xabi Alonso Tabellenführer aufstellen kann. 33 ungeschlagenen Spiele hintereinander hat es von einem deutschen Team noch nicht gegeben.

„Für mich ist das Ding durch. Leverkusen wird Meister“
Nadiem Amiri

Dass sein Weg fast 200 Kilometer rheinaufwärts der richtige war, lassen nicht nur die Transfermodalitäten vermuten. Ein halbes Jahr vor Vertragsende kassierte Leverkusen noch etwa eine Millionen Euro Ablöse und die Rheinhessen spürten schon in den ersten vier Punktspielen (zwei Torvorlagen), welch positiven Einfluss der fußballerisch in Kaiserslautern und Mannheim groß gewordene Amiri hat. Auch als emotionaler Leader pushte er Mitspieler und Publikum beim Premierensieg unter Coach Bo Henriksen.

Nach dem 1:0 gegen Augsburg wird er sich sicher mit seinem neuen Chef unterhalten und vielleicht sogar am Matchplan mitgetüftelt haben. „Sie zu schlagen, ist gerade die schwerste Aufgabe, das ist klar. Aber ich habe schon vieles erlebt und Mainz hat auch im vergangenen Jahr in Leverkusen gewonnen.“ Aus seiner Sicht könnte eine mutige Spielweise mit hohem Pressing und frühen Ballgewinnen mehr Erfolg versprechen, als tief stehende Verteidigungsreihen. „Dann nehmen sie dich auseinander“, meint Amiri zu wissen und ergänzt seine Idee: „Wir brauchen auf jeden Fall eine gute Absicherung, weil wir wissen, welcher Speed auf uns zukommt“.

Umgekehrt weiß auch sein Ex-Coach, was auf seine Mannschaft zukommt. „Nadiem wird sicher sehr motiviert sein und seinen Fußball zeigen wollen“, blickte Xabi Alonso auf das Wiedersehen mit dem kreativen und schussstarken Rechtsfuß, „für uns heißt das, dass wir ihn kontrollieren müssen“. Gerade weil Mainz neue Nummer 18 einen besonderen Charakter hat, dürfte die Umsetzung dieses Vorhabens gar nicht so einfach werden.

Voraussichtliche Aufstellungen: Leverkusen: Hradecky; Tapsoba, Tah, Hincapie; Frimpong, Xhaka, Andrich, Grimaldo; Hofmann, Wirtz, Schick. – Mainz:Zentner; Kohr, Van den Berg, Caci; Barreiro, Amiri, Widmer, Mwene; Gruda, Lee, Onisiwo. –SR.: Gerach (Landau)

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