Meisterfeier ist nahBayer 04 Leverkusen fehlt nur noch ein Sieg

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, v. l. Florian Wirtz Bayer 04 Leverkusen erzielt per Elfmeter das Tor zum 1:0 gegen Torwart Frederik Rönnow 1. FC Union,

Die andere Ecke: Leverkusens Florian Wirtz verlädt BerlinsTorwart Frederik Rönnow.

Bayer 04 Leverkusen benötigt nach dem 1:0 bei Union Berlin nur noch einen Sieg zum Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft.

Die frohe Kunde verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Fußballern von Bayer Leverkusen. Der Schlusspfiff an der Alten Försterei lag nur wenige Sekunden zurück und Granit Xhaka, Jonathan Tah und Co. klatschten sich gerade für den 1:0 (1:0)-Arbeitssieg bei Union Berlin ab. Da kam Jonas Hofmann von der Bank gelaufen und berichtete seinen Kollegen vom 2:3 des FC Bayer München beim FC Heidenheim. Eine Niederlage, die die erste Meisterschaft in der Historie des Werksklubs sechs Spieltage vor dem Saisonende ganz konkret werden ließ.

Die zufriedenen Gesichter der Leverkuener verwandelten sich in breit grinsende und die fußballerischen Himmelstürmer aus dem Rheinland wirkten so, als würden sie erst jetzt, an diesem 6. April, wahrhaftig an die Deutsche Meisterschaft 2024 glauben. Durch den 24. Sieg in der laufenden Bundesliga-Saison und den nächsten Ausrutscher des nicht mehr ernstzunehmenden Rivalen aus München, kann die auf 16 Punkte enteilte Werkself kommenden Sonntag mit einem Sieg im Heimspiel gegen Werder Bremen, den Titel klarmachen.

Mein Plan war ein bisschen später.
Xabi Alonso, Trainer Bayer Leverkusen

Es kann sogar schon am Samstagabend so weit sein. Sollte ausgerechnet der rheinische Erzrivale 1. FC Köln bei den Bayern gewinnen und der VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt verlieren, stünde die Leverkusener Meisterschaft fest. „Mein Plan war ein bisschen später“, gab Xabi Alonso zu. Und ignorierte den Scherz seines Berliner Kollegen Nenad Bjelica, der meinte, dass Leverkusen gerne hätte verlieren können, um besser im Zeitplan des Trainers zu bleiben. „Natürlich freue ich mich, dass wir früher Meister werden können“, ergänzte Bayers Erfolgstrainer in gewohnter Manier, „aber es ist noch nicht vorbei, wir versuchen es nächste Woche“.

Florian Wirtz trifft wieder per Elfmeter

Nur vier Tage nach dem Einzug ins DFB-Pokalfinale gegen Düsseldorf, agierte seine auf fünf Positionen veränderte Mannschaft beim laufstärksten Team der Liga so dominant und stabil, dass selbst die größten Pessimisten kaum noch an der Meister-Sause in der heimischen BayArena am 14. April zweifeln können. Odilon Kossounou und Piero Hincapie waren in der Berliner Wuhlheide defensiv ins Team gerückt, das Union nur neun Torschüsse zu gestattete.

Davor ersetzte Nathan Tella Jeremie Frimpong und war an der spielentscheidenden Szene beteiligt. Mit einem tiefen Lauf zwang er den früh mit Gelb belasteten Robin Gosens zu einem weiteren Foul und provozierte dessen Ampelkarte (45.+3). So kam die Werkself auf die Siegerstraße, weil Hincapie nach dem fälligen Freistoß die Übersicht behielt. Sein Schuss klatschte an den linken Innenpfosten und von dort zu Kossounou. Dass dessen Treffer wegen Abseits nicht zählte, ärgerte Bayer 04 nur kurz. Schließlich schaltete sich der VAR ein und erkannte Christoph Trimmels aktive Ellenbogenbewegung beim Hincapie-Schuss als Handspiel.

Das ist eine wunderbare Möglichkeit. Wir freuen uns riesig darüber und haben viel dafür gearbeitet.
Simon Rolfes, Geschäftsführer Sport Bayer Leverkusen

Wie beim 4:0 gegen Düsseldorf schritt Florian Wirtz zur Tat und traf mit dem zweiten Elfmetertreffer seiner Profikarriere zum 1:0 (45.+8). Dass Winterzugang Borja Iglesias seinen vierten Startelfeinsatz erneut nicht zum ersten Stürmertor genutzt hatte und Adam Hlozeks Arbeitstag als fünfter Startelf-Neuling verletzungsbedingt früh beendet war, störte trotzdem ein wenig. In Halbzeit zwei ließen elf Leverkusener den zehn Berlinern nur einen gefährlichen Kopfball von Diogo Leite (81.) zu, verpassten gegen den blendend aufgelegten Union-Keeper Frederik Rönnow aber das beruhigende zweite Tor.

„Da hätten wir noch besser im Positionsspiel agieren und noch konsequenter sein können“, setzte Simon Rolfes kurz zur Kritik an. Um nach dem neunten Bundesliga-Sieg in Folge (Vereinsrekord) und dem 41. Pflichtspiel ohne Niederlage, doch über die unmittelbar bevorstehende Meisterfeier Werder Bremen zu sinnieren. „Das ist eine wunderbare Möglichkeit“, stellte der Geschäftsführer Sport klar, „wir freuen uns riesig darüber und haben viel dafür gearbeitet. Jetzt sind es noch 90 Minuten und wir sind top drauf.“

Dass der vorzeitig mögliche Titelgewinn nun genau zwischen den beiden Europa League-Viertelfinals gegen West Ham United (11./18. April) eher ungünstig liegt, nahmen Rolfes und Xabi Alonso genau so zur Kenntnis wie ihre Profis. Das Grinsen wich trotzdem nicht aus ihren Gesichtern.


Leverkusen auf Rekordjagd

43 Spiele ohne Niederlage gelangen Juventus Turin in der Saison 2011/12. Die „Alte Dame“ aus Italien hält damit den europäischen Vereinsrekord vor Celtic Glasgow. Die Schotten schafften in der Spielzeit 2016/17 42 ungeschlagene Partien. Durch das 1:0 bei Union Berlin egalisierte Bayer  04 Leverkusen die vereinsinternen Bestmarken von neun Liga-Siegen und sieben Auswärtserfolgen in Serie und schraubte seinen besten Saison-Punktewert (73 Zähler in 1999/2000) auf 76 Zähler. Die Elf von Xabi Alonso ist mit nun 41 unbesiegten Pflichtspielen hinter Glasgow historisch auch besser als Roberto Manchinis Inter Mailand, das sich 2004/05 40 Spiele lang schadlos gehalten hatte.

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