Großer Aufwand, wenig ErtragWarum sich die Werkself derzeit nicht selbst belohnt

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Bellarabi gladbach dpa

Rudi Völler nannte das 1:2 gegen Borussia Mönchengladbach „komplett vermeidbar“.

Leverkusen – Bayer 04 Leverkusen hat viele Dinge im Überfluss. Wie das überbordende Talent in seiner Bundesliga-Mannschaft und die damit verbundenen Versprechen auf sportliche Erfolge und attraktiven Fußball. In der ganz jungen Vergangenheit des Werksclub tut sich nun aber Opulenz auf, die keiner möchte und die erklärt, warum es auch in dieser Saison mit dem Einlösen der Versprechen kompliziert werden könnte. Als das 1:2 (1:2) am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach und die erste Heimniederlage der Saison amtlich waren, geriet der Blick in die Statistik nämlich erneut zum Alptraum der Leverkusener: 23:11-Torschüsse und 13:0-Ecken standen da und die Erkenntnis, dass ein Übermaß an Torchancen auch Mittelmäßigkeit in der Tabelle zur Folge haben kann. Schon beim 2:2 vor Wochenfrist gegen Werder Bremen war Bayer bei 10:1-Ecken und 21:10-Torschüssen nur statistisch überlegen gewesen.

Großer Aufwand, kaum Ertrag

„Wenn man sich unsere Chancen ansieht, ist das schon Wahnsinn, dass wir 1:2 verlieren. Seit der Länderspielpause betreiben wir großen Aufwand und haben kaum Ertrag“, sagte Lars Bender. Dann erklärte der Innenverteidiger den Unterschied zum alten und neuen Tabellenführer: „Gladbach war gieriger auf die Tore, abgeklärter und reifer. Bei uns fehlt die Überzeugung, dass wir ein Team wie die Borussia beherrschen können, obwohl wir es können.“

Den Gästen reichte so ein kühler und effektiver Vortrag in den ersten 45 Minuten, um drei glückliche Punkte einzufahren und den Vorsprung an der Bundesliga-Spitze auf drei Zähler auszubauen: „Wir genießen das. Die Statistik spricht klar für den Gegner, aber wir haben das leidenschaftlich zu Ende verteidigt“, analysierte Borussen-Coach Marco Rose. Matchwinner war Stürmer Marcus Thuram, der Oscar Wendt das 0:1 auflegte (18.), den Siegtreffer erzielte (42.) und verkörperte, was Lars Bender beschrieben hatte. Beide Tore fielen über die linke Abwehrseite der Werkself, wo Wendell nach Verletzungspause und nur zwei Trainingseinheiten die Frische fehlte und beide Mal der Schuldspruch traf. Aber auch das Defensivverhalten der gesamten Heimelf gab wieder Anlass zur Sorge. Leichte Gegentore gibt es für Leverkusen auch im Überfluss.

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Bei Bayer 04 fehlt der Glaube und das Selbstbewusstsein

„Komplett vermeidbar“, nannte Rudi Völler deshalb trotz einer weniger guten ersten Hälfte der Gastgeber das 1:2: „Bei allem Respekt. Gladbach macht ein mittelmäßiges Spiel und ist Tabellenführer“, fand der Bayer-Geschäftsführer eine höfliche Formulierung dafür, dass der Sieg unverdient war. Völler erkannte aber auch die Versäumnisse seines Teams: „Wir müssen mehr Tore schießen. Für unsere Qualität ist das viel zu wenig.“

So blieb das 1:1 von Kevin Volland nach Traumpass von Lucas Alario der einzige Ertrag (25.). Nach Alarios vergebener Großchance (45.) spielte fast nur noch Bayer 04. Das lag vor allem an der Einwechslung von Charles Aranguiz. „Man konnte sehen, wie wichtig Charly für uns ist“, meinte der enttäuschte Trainer Peter Bosz, der es sonst vermeidet, über einzelne Spieler zu reden. Alario (58.), Karim Bellarabi (62./69.), Volland (70.) und dem eingewechselten Leon Bailey (78.) fehlten beim Abschluss aber Präzision und Gier. „Es mangelt an Glauben und Selbstbewusstsein“, monierte Volland.

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Den daraus entstehenden Frust drückte Bailey mit einer Tätlichkeit gegen Patrick Herrmann aus und sah dafür Rot: „Unnötig und dumm. Ich verstehe das nicht“, verurteilte Peter Bosz die Tat des Jamaikaners. Eine Aussage, mit der der Coach auch den Auftritt seiner Statistik-Weltmeister hätte beschreiben können. Den Gladbachern war es egal. „Das war ein Sieg des Willens. Stark, wie sich die Mannschaft gegen Bayer gewehrt hart“, stufte Manager Max Eberl den Sieg und die Verteidigung der Tabellenführung als „verdient“ ein 

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