Knipser in der KriseBayer Leverkusens Torjäger Patrik Schick sucht nach seiner Form

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Patrik Schick steht in der neuen Saison wettbewerbsübergreifend erst bei drei Treffern in zehn Spielen.

Patrik Schick steht in der neuen Saison wettbewerbsübergreifend erst bei drei Treffern in zehn Spielen.

Leverkusen – Es war Anfang August, das erste Saisonspiel war gerade gespielt und trotz bester Torchancen mit 0:1 beim BVB verloren gegangen, da formulierte Lukas Hradecky folgenden Satz: Patrik Schick, der in Dortmund unter akuter Ladehemmung gelitten hatte, genau dieser Patrik Schick werde „die Dinger in den nächsten Wochen machen. Wir stützen ihn jetzt diese Woche“. Und dann werde es wieder laufen mit der Tor-Produktion des Tschechen.

Schlechte Quote für Leverkusens Torjäger

Ein Trugschluss des Leverkusener Kapitäns, wie sich jetzt – Ende September – zeigt. Schicks Quote ist weiterhin schlecht und zumindest ein Grund für die inzwischen gefährlich gewordene Misere von Bayer 04. Die einstige Offensiv-Maschine stockt schließlich seit Wochen. 14 Treffer in zehn Pflichtspielen sind notiert – eine schwache Bilanz, zumal drei davon bei der Pokalpleite gegen Drittligist Elversberg fielen (3:4). Schick, in der vergangenen Saison noch bester Schütze mit insgesamt 24 Toren, hat erst in drei Fällen – davon einmal im Pokal – für kollektiven Werkself-Jubel gesorgt. Deutlich zu selten.

Lob vom Trainer

Zwar lobte der akut unter Druck stehende Trainer Gerardo Seoane unlängst seine in der Formkrise steckende Nummer 14. „Mir gefällt der Patrik Schick, den ich dieses Jahr sehe. Er läuft viel, kämpft viel, kommt immer zu Torchancen. Er hat eine positive Art im Training. Patrik hat schon Tore geschossen – und wird auch in Zukunft Tore schießen“, sagte Seoane. Nicht zu leugnen ist indes, dass es beim Tschechen derzeit hapert. Wenn die übrigen Angreifer, die freilich ebenfalls in die Pflicht genommen werden müssen, stattdessen ihre Torgefahr ausspielen würden, fiele es nicht so stark ins Gewicht. So ist es offensichtlich. Im Sommer hatte der begehrte Schick seinen ohnehin bis 2025 geltenden Vertrag um zwei Jahre verlängert. Ein Coup, der die Werkself-Fans geradezu euphorisch werden ließ und den 28-Jährigen zu einem der heißesten Anwärter auf die Torjäger-Kanone in der Bundesliga. Klar, hatte Schick, der sich am Ende der vergangenen Saison erfolgreich an der Leiste operieren ließ, doch großen Anteil am Champions-League-Einzug. Was derzeit fehlt, ist allerdings zweierlei: Erstens kommt der Angreifer nicht mehr ganz so oft in Abschlusssituationen, zweitens mangelt es an der Effektivität.

Auch beim Abschluss klappt es nicht

Waren es in der vergangenen Bundesliga-Saison noch 3,82 Schüsse pro Spiel – nur Bayerns Leroy Sane (4,05) und Ausnahmestürmer Robert Lewandowski (4,80) versuchten es häufiger –, sind es in der nun sieben Spieltage alten Runde nur noch 1,59 Abschlüsse, die Schick im Schnitt in Richtung des gegnerischen Tors entsendet (Platz 13 in der Liga). Dass es zusätzlich am Abschluss hakt, zeigt eine tiefergehende Analyse: In der Vorsaison hatte Schick eine Expected-Goals-Wert von 17,8, kam aber auf starke 24 Treffer – und war damit effizienter als zu erwarten gewesen wäre.

In dieser Liga-Kampagne ist Schicks Expected-Goals-Wert hingegen höher (3,7) als seine Trefferzahl (2). Dabei kam Schick durchaus häufig frei zum Abschluss, vergab allerdings aus besten Positionen – ob per Kopf oder per Fuß. Das begann gegen Elversberg (einmal) und setzte sich in den folgenden Wochen gegen Dortmund (dreimal), Augsburg (einmal), Hoffenheim (einmal), Hertha BSC (zweimal) und Atlético Madrid (zweimal) fort. Mal scheiterte Schick am Aluminium, mal am Torhüter und einmal gegen Hoffenheim am eigenen Kollegen Sardar Azmoun. Es ist somit eine Melange aus Pech und fehlender Präzision, die die von Hradecky optimistisch angekündigte regelmäßige Tor-Produktion aktuell verhindert.

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Ab und an blieb Schick weitgehend blass (Mainz, Brügge, Bremen), meist allerdings hatte er seine brisanten Strafraumszenen, war gut eingebunden. Ein aus Bayer-Sicht optimistisch stimmendes Zeichen. Und so gibt sich Seoane nach wie vor zuversichtlich, dass der Knoten des Tschechen alsbald platzt. Mehr Selbstvertrauen kann sich Schick jetzt bei der Nationalelf holen – am Samstag gegen Portugal, am Dienstag in der Schweiz. Die Hoffnungen in ihn sind groß und ähnlich wie unterm Bayer-Kreuz.

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