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Aus im Mittelrhein-PokalBlau-Weiß Köln kämpft vergeblich um ein Wunder

Lesezeit 3 Minuten
22.03.2023, Fussball-Blau Weiss Köln-Düren

links: Yannik Paul (BW Köln)
rechts: Mirko Wiersch (BW Köln9

Foto: Uli Herhaus

Die Blau-Weiß-Spieler Yannik Paul (links) und Mirko Wiersch (rechts) spielen gegen den 1. FC Düren mit vollem Einsatz.

Der Bezirksligist muss beim 1:5 die Überlegenheit des 1. FC Düren anerkennen.

Vinicio Evora hatte es eilig. Nachdem der Top-Torjäger des Fußball-Bezirksligisten BW Köln das 1:3 erzielt hatte (77.), verschwendete er keinen Gedanken an einen Jubel. Stattdessen fischte der 24-jährige Portugiese den Ball aus dem Netz und sprintete mit weit aufgerissenen Augen zum Anstoßpunkt. Die Botschaft war eindeutig: Die Aufholjagd hat erst begonnen.

Ein Doppelschlag des 1. FC Düren machte die zarte Hoffnung auf eine Sensation im Verbandspokal-Halbfinale zwar prompt wieder zunichte, doch Evoras Optimismus begeisterte im Nachhinein nicht nur den Trainer. „Vinis Reaktion war sinnbildlich“, sagte Manuel Schmidt nach dem 1:5 (0:2) gegen einen letztlich übermächtigen Gegner aus der Regionalliga West. „Die Jungs haben an das Wunder geglaubt und nie aufgegeben.“

Letzteres galt auch für die 1100 Zuschauer auf der Eichenkreuz-Sportanlage. „Was unsere Fans abgerissen haben, war einmalig“, betonte Sportchef Raffaelo Wolf – und meinte damit nicht zuletzt den Support, der von den eigenen Nachwuchsakteuren kam. Sie bewiesen beim größten Spiel der Vereinsgeschichte die beste Kondition, indem sie ihre Elf pausenlos anfeuerten. Bereits vor dem Anpfiff hatte man einen „Come on, Blau-Weiß“-Wechselgesang angestimmt, der sowohl textlich als auch in puncto Leidenschaft stark an die Anfeuerungsrufe der Fans des 1. FC Köln erinnerte.

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Die Fans von Blau-Weiß Köln beeindrucken auch den 1. FC Düren

Auch Düren zeigte sich beeindruckt. Nicht bloß von der Kulisse, sondern auch von der Leistung des drei Klassen tiefer spielenden Rivalen. „Der Sieg war zwar nie wirklich in Gefahr, aber Köln hat uns das Leben echt schwer gemacht“, urteilte Gästetrainer Boris Schommers. Der langjährige Nachwuchscoach des 1. FC Köln und Ex-Bundesliga-Trainer des 1. FC Nürnberg hatte keineswegs eine B-Elf ins Rennen geschickt. So führte etwa der polnische Ex-Nationalspieler Adam Matuschyk Regie.

Dessen Mitspieler David Bors fand ebenfalls anerkennende Worte für die Heimelf. „Blau-Weiß ist nicht wie ein Bezirksligist aufgetreten“, betonte der Angreifer. „Die Jungs haben mutig von hinten herausgespielt und gezeigt, dass auch sie richtig gut kicken können.“ Für den späten Doppelschlag hatte der 27-Jährige eine simple Erklärung: „Der Gegner absolviert zwei Einheiten pro Woche, wir hingegen trainieren täglich. Da wäre es traurig, wenn wir nicht die größeren Kraftreserven hätten.“

Bors hatte unfreiwillig für den ersten blau-weißen Jubel des Abends gesorgt: Beim Stande von 0:2 scheiterte er per Foulelfmeter an Can Noah Kerkeling (44.). Der Frust über den Fehlschuss war aber spätestens nach dem Abpfiff und einer herzlichen Umarmung mit dem gegnerischen Trainer vergessen. Der Ex-Spieler des 1. FC Köln II und Schmidt kennen sich schon seit Jahren, denn letzterer coachte einst David Bors‘ Bruder Patrick beim VfL Poll.

Was unsere Fans abgerissen haben, war einmalig
Raffaelo Wolf, Sportlicher Leiter von Blau-Weiß Köln

Während Dürens Nummer neun weiter vom Einzug in den DFB-Pokal träumt und im Finale auf seinen Ex-Verein Viktoria Köln trifft, haderte der BW-Coach am Ende lediglich mit dem Gegentor zum 0:1 nach einer Ecke (10./Markus Wipperfürth). Zwar habe man die Hünen Elias Egouli (2,05 Meter) und Petar Lela (1,98) nicht aus den Augen gelassen, dafür aber den „gefühlt kleinsten Mann auf dem Platz“.

Der schönste Treffer des Abends ging indes auf das Kölner Konto: Tilman Demmer hatte den Ball erobert und zum ebenfalls eingewechselten Simon Mankel weitergeleitet; der Routinier steckte durch auf Evora, der eiskalt vollstreckte. Nach der postwendenden Antwort verhinderte Blau-Weiß mit vereinten Kräften das halbe Dutzend Gegentore.

Auch danach bewies man Stehvermögen. „Für mich war um halb eins Feierabend“, sagte Schmidt nach dem Besuch der Gaststätte „Zum Buss“. „Da haben einige Jungs gerade erst losgelegt.“ Hinten raus hatte es offensichtlich niemand mehr eilig im BW-Lager.

BW Köln: Kerkeling – Gebelhoff (86. Behre), Gummich, Borgelt, Paul (86. Filip) – Wiersch, Kötting (69. Mankel) –– Evora, Reinke (86. Lichtenberger), Bloess (69. Demmer) – Kotoku.

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