Hamdi Dahmani im Interview„Es wäre eine schöne Vorstellung, nochmal im Südstadion zu spielen“

Lesezeit 4 Minuten
SC Fortuna Köln vs. 1.FC Kaiserslautern
3.Liga
Südstadion

von links: Jubel über den Treffer zum 2:2 Ausgleich
Torschütze Hamdi Dahmani (Fortuna), Thomas Bröker (Fortuna)

02.03.2019
Bild: Herbert Bucco

Torjubel im Südstadion: Hamdi Dahmani nach einem Treffer im März 2019

Herr Dahmani, nach dreieinhalb Jahren sind Sie zurück bei Fortuna Köln. Wie waren die ersten Tage in der alten Heimat?

Es war schön, die alten und neuen Gesichter zu sehen. Ich war bei den Testspielen, nur als Zuschauer, weil ich noch nicht so weit bin, wieder auf dem Feld zu stehen. Aber die Fans haben sich gefreut, mich zu sehen. Es wird eine spannende Geschichte.

Was hat Sie zur Rückkehr bewogen?

Ich wohne noch in Zollstock, die Wege sind kurz. Ich kann mit meiner Erfahrung dem Verein, der mir am Herzen liegt, etwas zurückgeben. Dazu habe ich mich beruflich umorientiert, der aktive Fußball finanziert nicht mehr meinen Lebensunterhalt. Ich habe mich selbstständig gemacht und werde eine Fußballschule aufbauen, mit Fördertraining für Kinder und Jugendliche. Ich kann bei der Fortuna meine Leidenschaft nachgehen und Fußball spielen. Gleichzeitig kann ich bei der Zusammenarbeit mit Schulen und Kitas unterstützen.

Sie wurden als Führungsfigur für die Reserve-Mannschaft geholt. Wie wollen Sie diese Rolle ausfüllen?

Natürlich sind die sportlichen Ziele wichtig, wir wollen in der Mittelrheinliga bleiben. Ich will die Jungs aber auch individuell begleiten, ihnen helfen, ihre Ziele zu erreichen. Ich möchte, dass eine Struktur in der Mannschaft entsteht. Teilweise kommen Jungs aus der ersten Mannschaft runter und spielen dann. Ein paar Jungs, die hier tagtäglich mit der U23 trainieren, sitzen deshalb auf der Bank. Die Mannschaft braucht ein Gerüst, wovon ich ein Teil sein möchte. Ich bin da und hoffe, dass ich jedem Halt geben kann.

Sie waren ein halbes Jahr vereinslos. Wie haben Sie die Zeit verbracht?

Nach meinem Vertragsende in Aachen habe ich erst einmal einen neuen Klub gesucht. Aber es hat sich nichts so ergeben, wie ich mir das vorgestellt habe. Letztlich habe ich dann viel Zeit mit der Familie verbracht und mir viele Gedanken über meine berufliche Zukunft gemacht. Hierfür habe ich sehr viele Gespräche geführt. Zudem bin ich im Mai zum zweiten Mal Vater geworden. Das habe ich sehr genossen – auch wenn eine so lange Pause eigentlich nicht geplant war.

Wann wird man Sie wieder auf dem Spielfeld sehen?

Gute Frage. Ich bin 35 Jahre und habe ein halbes Jahr kein Fußball gespielt. Die ersten Trainingseinheiten waren nicht einfach. Die zusätzliche Belastung durch den Kunstrasenplatz geht nicht spurlos an mir vorbei. In erster Linie gilt es Verletzungen zu vermeiden und die Intensität schrittweise zu erhöhen. Ich freue mich, wenn die Saison im nächsten Monat startet und ich einsatzbereit bin.

Hamdi Dahmani verließ Fortuna Köln nach dem Drittliga-Abstieg 2019

Sie haben Fortuna Köln 2019 nach dem Drittliga-Abstieg verlassen. In welcher Situation befand sich der Klub damals?

Es hat sich alles aufgelöst, es war nichts mehr da und keiner wusste so wirklich, wie es weiter geht. In der Folge war es nicht einfach mit dem Neustart. Aber es zeichnet einen Traditionsverein aus, dass er immer wieder aufsteht.

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2014: Hamdi Dahmani feiert den Drittliga-Aufstieg mit dem SC Fortuna.

Bereuen Sie Ihren Abschied rückblickend?

Rückblickend weiß ich nicht, ob es die richtige Entscheidung war, die Fortuna zu verlassen. Das ist schwer zu sagen. In Essen ist es anfangs nicht so gut gelaufen. Dann kam die Corona-Pause mit dem Abbruch der Saison. In Aachen lief es besser. Aber ich habe bei beiden Stationen viel gelernt und viele neue Leute kennengelernt. Also nein: Ich bereue es nicht. Und trotzdem bin ich glücklich, zurück zu sein.

Wie nehmen Sie die Fortuna heute wahr? Immerhin sind Sie Fortunas prägendster Spieler des vergangenen Jahrzehnts.

Der Verein war immer etwas Besonderes für mich. Und ich glaube, dass die Leute das hier wissen und wertschätzen. Wenn man in die Nähe des Stadions kommt oder mit Fans redet, dann kommt es für mich jedenfalls so rüber. Und diese Verbundenheit wird auch immer bleiben, davon bin ich überzeugt.

Trauen Sie sich zu, der Fortuna auch in der Regionalliga weiterzuhelfen? Trainer und Sportdirektor wollten diese Möglichkeit nicht ausschließen.

Zunächst einmal ist mir eines wichtig: Ich bin nicht zu Fortuna U23 gegangen, um über Umwege in die erste Mannschaft zu kommen. Ich möchte den jungen Spielern helfen. Aber wenn ich fit bin und der Trainer der ersten Mannschaft sagt: Hamdi, wir brauchen dich! Dann bin ich natürlich da, keine Frage. Und es wäre eine schöne Vorstellung, nochmal im Südstadion zu spielen.

Sie haben sich für eineinhalb Jahre bei Fortuna verpflichtet. Gibt es schon Pläne für die Zeit danach?

Ich bin dann 37. Ein gutes Alter, um erhobenen Hauptes den aktiven Fußball zu verlassen. Der Plan ist, dass die Fußballschule dann aufgebaut ist und ich mich voll darauf konzentrieren kann.

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