Hamadi Al Ghaddioui glänzt als erfahrener Leistungsträger bei Fortuna Köln. Am Samstag möchte der Südstadt-Klub den nächsten Erfolg feiern.
Torgarant bei Fortuna KölnDie späte Blütezeit des Hamadi Al Ghaddioui

Hamadi Al Ghaddioui im Spiel gegen Velbert, in dem der Stürmer einen Dreierpack erzielte.
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Es wirkt fast aus der Zeit gefallen, wenn Hamadi Al Ghaddioui in der Fußball-Regionalliga West seine Kreise zieht. Der Angreifer von Fortuna Köln spielt mit jener Ruhe und Übersicht, die man im teils hektischen Getümmel der Vierten Liga nur selten sieht. Jeder Ballkontakt ist durchdacht, jeder Abschluss zeugt von Abgeklärtheit.
Al Ghaddioui überzeugt bei Fortuna Köln
Der 35-Jährige, der im Sommer vom KFC Uerdingen in die Kölner Südstadt wechselte, ist längst mehr als nur eine sportliche Verstärkung. Mit sieben Torbeteiligungen in ebenso vielen Einsätzen hat sich der gebürtige Bonner als verlässlicher Leistungsträger etabliert. Abseits des Rasens gilt er als offen, kommunikativ und im Umgang mit Mitspielern fast schon väterlich. Dabei verlief seine Karriere alles andere als geradlinig. Nach Ausbildungsjahren bei Bayer Leverkusen II, wo er bereits unter seinem jetzigen Trainer Matthias Mink spielte, SC Verl, Borussia Dortmund II und Sportfreunde Lotte, führte ihn der Weg Anfang 2018 zu Jahn Regensburg. Von dort wechselte Al Ghaddioui zum VfB Stuttgart, mit dem der Marokkaner in der Saison 2019/20 den Aufstieg in die Bundesliga feierte.
„Das war ein besonderer Moment“, sagt er rückblickend. „Ich spielte dort mit Nico González (Juventus Turin), Wataru Endo (Liverpool), Mavropanos (West Ham United), Sosa (Crystal Palace) oder Gregor Kobel (BVB) zusammen. Man nimmt einiges davon mit.“ Auch die weniger schillernden Kapitel seiner Laufbahn blendet er nicht aus. So etwa die Zeit bei Freiburg II, als der Abstieg aus der Dritten Liga in der Saison 2023/24 zur bitteren Realität wurde.
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„Das tat weh, aber dadurch habe ich viel gelernt.“ Seine Zwischenstation beim zyprischen Erstligisten Pafos FC – der Klub verlor am Dienstagabend in der Champions League gegen den FC Bayern mit 1:5 - sieht Al Ghaddioui ebenfalls in positivem Licht. „Die Fußballkultur und das Land dort kennenzulernen, war sehr spannend.“ Aktuell profitiert vor allem Fortuna Köln von diesem reichen Erfahrungsschatz.
Am Samstag gastiert Borussia Dortmund II bei Fortuna Köln
Die Mannschaft von Trainer Mink grüßt nach klaren Siegen gegen Velbert (5:0) und Rödinghausen (4:0) von der Tabellenspitze. Al Ghaddioui war in beiden Partien maßgeblich an den Erfolgen beteiligt. Trotzdem warnt der Angreifer vor verfrühter Euphorie: „Das Ziel ist der Aufstieg. Aber das darf man nicht unterschätzen. Hinter den aktuellen Ergebnissen steckt viel harte Arbeit und harter Konkurrenzkampf. Die Jungs stacheln einander an und bringen uns alle zu Höchstleistungen.“ Auf die Schwankungen zu Saisonbeginn schaut er mit nüchternem Blick: „Der Anfang war nicht einwandfrei mit vielen neuen Spielern. Bochum (0:0) und Gladbach (2:3) waren Partien, in denen einiges nicht passte. Von Partie zu Partie wurde es dann besser.“
Am Samstag (Südstadion, 14 Uhr) wartet die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund, aktuell auf Platz acht. Al Ghaddioui weiß um die Herausforderung: „Eine U 23 hat immer eine brutale Qualität, viele schnelle und körperlich flinke Spieler. Wir sind zu Hause sehr stark. Es kommt auf die Trainingswoche an, wie wir arbeiten, und wie wir die Sachen auf den Platz bringen.“
Dass er mit 35 Jahren der älteste Spieler im Kader ist, nimmt der Stürmer mit Humor. „Klar, manchmal tanzen die Jüngeren in der Kabine rum – dann ist es an mir, den Fokus wieder herzustellen“, sagt er schmunzelnd. „Aber es macht Spaß mit den Jungs. Jeder zieht mit, auch wenn er mal nicht spielt.“
Auch seine persönlichen Ziele beschreibt Al Ghaddioui ohne Pathos. „Ich möchte so lange spielen, wie ich keine Schmerzen spüre“, sagt er. Die Gesundheit „sei das Entscheidende, der Spaß am Spiel die treibende Kraft“. Mit zunehmendem Alter, sagt er, „wachse das Bewusstsein für den Wert jeder Saison“. Tore schießen, Spiele gewinnen, mit den Fans jubeln – mehr brauche es nicht. Gegen Borussia Dortmund II bietet sich am Samstag die nächste Gelegenheit dazu.