„Mit uns hat niemand gesprochen“Was FC-Manager Wehrle zur Grüngürtel-Debatte sagt

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Gähnende Leere im Rheinenergiestadion

  • FC-Manager Alexander Wehrle im Rundschau-Interview über die Stadionpacht und den Ausbau im Grüngürtel

Herr Wehrle, ist es richtig, dass Sie eigenmächtig die Miete für das Rheinenergie-Stadion reduziert haben? Wir sind seit April mit der Kölner Sportstätten GmbH (KSS/Anm. d. Red.) und den Verantwortlichen der Verwaltung in einem engen Dialog. Wir müssen aber zwischen den Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 unterscheiden. Als wir im April gar keinen Spielbetrieb hatten und gar nicht wussten, ob wir noch mal spielen können, haben wir das Gespräch mit der KSS gesucht. Wir halten uns aber an die vereinbarte Vertraulichkeit.

Das heißt offenbar: Sie zahlen derzeit weniger. Es dringt nach außen, es seien 25 Prozent der vereinbarten Miete. Das weiß die KSS doch seit April.

Ja, seitdem sind wir in Gesprächen. Wir haben uns aber nur auf einen Modus geeinigt, es gibt noch keine Ergebnisse.

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Alexander Wehrle, Geschäftsführer beim 1. FC Köln

Denn wir müssen die pandemische Situation beobachten, wir konnten im Sommer nicht wissen und wissen heute nicht, wann wir wieder mit Zuschauern werden spielen können. Davon hängt alles ab. Wenn wir eigenmächtig gehandelt hätten, hätten wir eigenmächtig entschieden. Das war nicht der Fall. Es gibt aber noch kein abschließendes Ergebnis.

Das heißt aber, es gibt eine aktuelle Regelung?

Ja.

Wie lange gilt dieser Modus?

Das hängt von den genannten Faktoren ab. Es ist offen.

Hätte man dies nicht offenlegen müssen?

Ich denke, es ist bekannt, dass wir seit dem Frühjahr mit der Sportstätten GmbH in Gesprächen sind, das haben wir nie geheim halten wollen. Wir befinden uns in einer pandemischen Situation und führen Gespräche, wie das derzeit viele Mieter mit ihren Vermietern tun. Solange aber keine Zahlen vorliegen, können wir nichts vermelden.

Kommen wir zum Grüngürtel: Da ist nun eine verfahrene Situation entstanden. Das neue Ratsbündnis will ein Moratorium und damit das Verfahren auf Eis legen. Wie groß ist Ihr Ärger?

Man hat mit uns noch keine Gespräche geführt, ich denke, das wird folgen. Aber: Es gibt einen gültigen Ratsbeschluss, und Verlässlichkeit in der Politik ist ein hohes Gut. Die Verwaltung hat uns das Vorgehen bezüglich des Pachtvertrages in dieser Form empfohlen. Daran haben wir uns immer gehalten. Wir können als Vorhabenträger gar nicht von uns aus ohne die Verwaltung einen Pachtvertrag zur Abstimmung in den Rat geben. Das darf nur die Verwaltung tun. Deswegen bin ich schon irritiert, wenn ich lese, dass wir als Verein Fehler gemacht haben sollen.

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Wir haben alles 1:1 umgesetzt, was die Verwaltung uns empfohlen hat. Wenn die Verwaltung gewollt hätte, dass wir einen Pachtvertrag bis zur Kommunalwahl abschließen, hätten wir das selbstverständlich unterstützt. Aber es wurde ausdrücklich gesagt: Bevor die Bezirksregierung nicht über den Flächennutzungsplan entschieden hat, sollte es keine Ratsabstimmung zum damals bereits vorliegenden und ausverhandelten Pachtvertrag geben. Darauf haben wir vertraut. Wir sind nicht Herr des Verfahrens.

Die CDU war für den Ausbau, nun will sie ein Moratorium. Manche sagen, sie ist umgekippt. Was sagen Sie dazu?

Nochmal: Für uns ist wichtig, dass wir uns nach sechs Jahren Verfahren auf den Ratsbeschluss verlassen können. Ich denke, es ist auch im öffentlichen Interesse des Rates der Stadt Köln, dass Investoren eines so langjährig diskutierten Verfahrens am Ende auf einen finalen Ratsbeschluss bauen können. Wir bleiben gesprächsbereit.

Alle drei Ratsparteien, die künftig den Ton angeben werden, Grüne, CDU und Volt, drängen darauf, den „Beller Bogen“ in Marsdorf als Alternativfläche zu prüfen. Tun Sie das?

Das ist der völlig falsche Zeitpunkt, darüber öffentlich zu diskutieren. Wir haben doch einen Ratsbeschluss. Sie würden im Grüngürtel bis zu 30 Millionen Euro investieren, ein Umzug nach Marsdorf könnte das Doppelte kosten. Stimmt das? Auch das werde ich jetzt nicht kommentieren. Wir haben einen unterschriebenen städtebaulichen Vertrag, in dem auch die Umsetzung des Pachtvertrages geregelt ist. Alles Weitere haben wir nur aus den Medien erfahren, mit uns hat bis heute niemand über die neue Situation gesprochen.  

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