Nachruf für Wolfgang FahrianDer ehemalige Nationaltorhüter ist tot

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Der ehemalige Nationaltorhüter Wolfgang Fahrian posiert.

Köln – Mit 18 stand er zum ersten Mal überhaupt im Fußballtor, an seinem 21. Geburtstag hütete er den Kasten der Nationalmannschaft bei einer Weltmeisterschaft. Aus dem „schwarzen Panther“ im Tor wurde der „graue Wolf“ in der Branche der Spielervermittler. Nun ist Wolfgang Fahrian nach einer schillernden Karriere mit 80 Jahren verstorben, in seiner Wahlheimat Köln, in die der gebürtige Ulmer 1969 gekommen war.

Da hatten sich zwei gefunden: Jean Löring, der Patriarch der Kölner Fortuna, und der Torwart mit der aufregenden Vita. „Ganz einfach“, beantwortete der Fortuna-Boss die Frage, warum er Fahrian geholt habe, „weil der genauso bekloppt ist wie ich…“

Der Südstadt-Club war eine graue Regionalliga-Maus im Schatten des FC. Vier Jahre später fuhr die Mannschaft von Trainer Martin Luppen im Doppeldecker durch die Südstadt – Fahrian und Co. hatten Löring den Lebenstraum vom Aufstieg erfüllt. „Es war wie an Rosenmontag“, erzählte Fahrian.

Alles zum Thema Fußball-Bundesliga

Neuer Inhalt

05.05.1963, Hamburg: Deutschlands Torwart Wolfgang Fahrian (r) im Luftkampf mit Brasiliens Pele.

Es wurde nur ein Jahr Bundesliga, hauchdünn verpasste die Fortuna am letzten Spieltag den Klassenerhalt. Eine Saison, in der der 33-Jährige Fahrian auf der großen Bühne noch einmal zeigen konnte, welch grandioser Torwart er war. Sechs Jahre hatte er darauf warten müssen, denn so viel er in seinem Leben richtig machte, so wenig Glück hatte er bei der Wahl seiner Vereine – die Fortuna ausgenommen.

Begonnen hatte alles bei der TSG Ulm. Fahrian wurde württembergischer Jugendmeister, spielte in der bayerischen Jugendauswahl – als Verteidiger. Mit 18 stand er erstmals im Tor.

Schon die Nominierung des 20-Jährigen aus der 2. Liga Süd für die WM 1962 in Chile war eine Überraschung, doch als Bundestrainer Sepp Herberger ihn am 21. Geburtstag beim Eröffnungsspiel – und bei den drei weiteren Partien – dem etablierten Hans Tilkowski vorzog, war das eine Sensation. Fahrian rechtfertigte diese Entscheidung; der elegante, sprungstarke Torwart stand vor einer großen Karriere.

Doch weder bei Hertha BSC, noch bei München 1860 oder bei Fortuna Düsseldorf erfüllten sich seine Träume. Erst bei der Kölner Fortuna blühte er auf, noch mit 35 stand er im Zweitliga-Tor. Einmal war er eigentlich nicht spielfähig, doch Fortuna hatte Torwart-Not. Fahrian bestellte ein paar Journalisten zum Training: „Schaut zu – wenn ihr mir nachher sagt, dass es geht, dann spiele ich.“ Es ging, Fahrian spielte und hielt die Null.

Bei der Fortuna begann seine zweite Karriere als Spielervermittler. Noch als Aktiver lotste der Mann mit den tausend Kontakten Spieler wie Gerd Zimmermannn, Kalli Struth oder Günter Neues zur Fortuna. Einen Transfer soll er sogar im eigenen Strafraum eingefädelt haben. „Wir müssen nachher mal reden, die Fortuna hätte dich gern“, raunte Fahrian im Derby Viktoria-Stürmer „Kalli“ Mödrath zu. Mödrath kam und ist bis heute mit 144 Toren der beste Schütze in Fortunas Zweitliga-Epoche.

Fahrian wurde einer der erfolgreichsten Spielervermittler seiner Zeit. Sein Wort galt, er brauchte keine Verträge. „Drehe nie linke Touren“, war sein Credo, Vertrauen sein Gütesiegel.

Aus dem eleganten Flieger zwischen den Pfosten wurde eine markante, überall geachtete Persönlichkeit; er blieb auch im Alter eine imposante Erscheinung. 2009 erlitt er einen Herzinfarkt, verbrachte ein dreiviertel Jahr in der Klinik. Der Familienmensch schaffte ein letztes Comeback – jetzt aber trauern mit Ehefrau Karola, den drei Töchtern, sieben Enkel- und zwei Urenkelkindern ganz viele Fußballfreunde um einen dieser unvergesslichen Typen, die Fußball erst schön machen.

Rundschau abonnieren