RheinderbySelke avanciert zum Matchwinner - der FC gewinnt 2:1 in Leverkusen

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Kölns Davie Selke bedankt sich nach seiner Auswechslung bei den Fans.

Kölns Davie Selke bedankt sich nach seiner Auswechslung bei den Fans.

Der 1. FC Köln hat beim Bundesliga-Auswärtsspiel in Leverkusen den ersten Derbysieg dieser Saison eingefahren. Davie Selke wurde zum Matchwinner.

Der 1. FC Köln hat nach den hochgejazzten Spielverlegungs-Diskussionen alle  Antworten auf dem Platz gegeben. Erster Derbysieg dieser Saison, dritter Auswärtssieg hintereinander, was zuletzt 1991 gelungen war, und gleichzeitig den eigenen Freitagabend-Fluch sowie Bayer Leverkusens Serie von 14 ungeschlagenen Pflichtspielen beendet.

Und es gibt einen neuen Derbyhelden. Davie Selke sorgte mit seinem ersten Doppelpack im Kölner Trikot für den 2:1 (2:1)-Erfolg der Geißböcke in der mit 30.210 Zuschauern ausverkauften BayArena. Drei Punkte, die die allerletzten Zweifel am Klassenerhalt der Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart in der Fußball-Bundesliga bei nun 38 Punkten ausräumten. Die Leverkusener dagegen müssen nach der verdienten Heimniederlage wieder ernsthaft um ihre Qualifikation für einen europäischen Clubwettbewerb bangen.

1. FC Köln: Selke trifft nach Kainz-Flanke zum 0:1

Nachdem die Verantwortlichen beider Seiten beim obligatorischen Essen vor dem Spiel ihre Meinungen über die viel diskutierte Verlegung des Rheinderbys von Sonntag auf Freitag ausgetauscht hatten, umarmten  sich FC-Sportchef Christian Keller und Bayer-Vorstandsboss Fernando Carro demonstrativ vor den Kameras der Fotografen. Als dann die Trainer Xabi Alonso und Steffen Baumgart einen kühlen Handschlag hinter sich gebracht hatten, ging es endlich nur noch um Fußball.

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Und das Nachbarschaftsduell prickelte vom Anpfiff weg. Auf den Rängen mit 7500 stimmgewaltigen Kölner Fans und Leverkusener Anhängern, die so gut es ging, dagegen hielten. Alles friedlich und atmosphärisch dicht. Auf dem Platz bekam Bayer 04 die ersten Aktionen und drei Eckbälle. Das Tor fiel aber auf der anderen Seite. Nachdem Davie Selke sich aus seinem Hoheitsgebiet verdrängen lassen musste, den Ball aber auf der rechten Seite sicherte, warteten die Geißböcke so lange, bis ihr Mittelstürmer zurück im Strafraum war. Florian Kainz schlug mit links eine perfekte Flanke, die hinter dem schlecht postierten Jonathan Tah Selke fand. Der Torjäger demonstrierte seine Kopfballstärke und setzte das Spielgerät unhaltbar für Bayer-Keeper Lukas Hradecky ins lange Eck (14.).

Doppelpack von Selke sorgt für Effzeh-Halbzeitführung

Hätte Kainz vier Minuten später aus 13 Metern nicht zu viel Rücklage gehabt, es hätte wohl noch mehr Pyro im Oberrang des FC-Fanblocks gegeben. Die Gäste hatten sich die Führung verdient, weil sie mutig nach vorne spielten, obwohl die von Leverkusens Tempo ausgehende Gefahr jederzeit spürbar war. Was die Werkself im Umschalten drauf hat, gab es in der 28. Minute zu sehen. Nach einem Ballgewinn am eigenen Strafraum dauerte es nur 14 Sekunden, bis Amine Adli eine Flanke von Moussa Diaby zum 1:1 verwertete. Die Kölner waren auf dem Weg zu diesem Tor in jeder der vier Bayer-Stationen einen kleinen Augenblick zu spät dran.

Die Baumgart-Elf ließ sich vom Ausgleich aber nicht beirren. Benno Schmitz schickte Jan Thielmann die rechte Linie runter und Selke durfte zum zweiten Mal eine perfekte Flanke nutzen (36.). Diesmal direkt mit dem Fuß und wieder unhaltbar. Das vierte Tor für den Winterzugang im FC-Trikot und ein Assist für Thielmann bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit dem 18. September 2022.  

Rheinderby: Kölner Defensive hält Bayer 04 im Schach

Die zweite Hälfte begann also mit einer 2:1-Führung für den FC und Tennisbällen. Die Kölner Fans warfen aus Protest gegen die kurzfristige Spielverlegung Dutzende der Filzkugeln auf dem Platz. Das Spiel musste kurz unterbrochen werden, um die Bälle wieder einzusammeln. Nicht schön, aber alles weiter absolut friedlich. Dann ging es wieder um Fußball und beinahe hätte Jonas Hector sein erstes Tor in der Ära Steffen Baumgart erzielt. Hradecky lenke die Direktabnahme des FC-Kapitäns in dessen mutmaßlich letztem Derby aber mit den Fingerspitzen zur Ecke (52.).

Die Geißböcke hielten den Europa League-Halbfinalisten weiter gut in Schach, was angesichts der Leverkusener Qualitäten überraschen durfte. Abgesehen von einem Kopfball von Robert Andrich nach einem Eckball bekam FC-Torwart Marvin Schwäbe nichts zu tun (60.). Die Kölner verteidigten leidenschaftlich und hatten in Davie Selke einen Spieler, der sie auch emotional anführte. Als der Doppeltorschütze nach einem verbalen Scharmützel mit Andrich Gelb sah und ausgewechselt wurde, feierte ihn der FC-Fanblock - wie man einen Derbyhelden eben so feiert.

Und es war ein echtes Derby – auf den Rängen und auf dem Rasen. Linton Maina und Jeremie Frimpong bekamen sich an der Außenlinie in die Haare. Es folgte eine Rudelbildung mit FC-Innenverteidiger Jeff Chabot und Amine Adli in den Hauptrollen. Beide sahen Gelb. Auch nach dieser Szene suchte Leverkusen vergeblich einen Weg zum Ausgleich, weil immer ein Kölner zur Stelle war, wenn es einmal brenzlich zu werden drohte. Auf der anderen Seite hätte Kingsley Schindler den Sack zumachen können, scheiterte aber aus 16 Metern an Lukas Hradecky (90.).

So musste der FC noch sechs lange Minuten Nachspielzeit überstehen, bis alle Antworten auf dem Platz gegeben waren und die Stimmung im Gästeblock nicht mehr zu übertreffen war. Die Mannschaft ging nach dem Schlusspfiff ganz nah ran an die jubelnden Anhänger und ließ sich ausgiebig feiern. „Es war ein Spiel mit besonderen Vorzeichen. Das hat man in der Mannschaft gemerkt. Deshalb ist die Freude noch mal größer als sonst, wenn man hier gewinnt“, sagte Thomas Kessler als Sportlicher Leiter des FC.

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