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80. GeburtstagHansi Schmidt – mit dem VfL Gummersbach an Europas Spitze

Lesezeit 4 Minuten
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Hansi Schmidt wird am 24. September 80 Jahre alt 

Gummersbach – Er gilt als der Erfinder des verzögerten Sprungwurfs im Hallenhandball und war in seiner Zeit mit einem Gardemaß von 1,96 Metern ein Ausnahmeathlet. Im linken Rückraum gehörte Hans-Günther „Hansi“ Schmidt zu den weltbesten Handballern seiner Zeit. Torhüter fürchteten seine Würfe aus der zweiten Reihe.

Am Samstag, den 24. September wird der Mann, der mit dem VfL Gummersbach ab Mitte der 1960er Jahre Titel um Titel holte, 80 Jahre alt. Neben Schmidt waren es die Brüder Klaus, Jochen und Heiner Brand, Erhard Wunderlich oder Kyung-Shin Yoon, die den Gummersbacher Hallenhandball zu einer Marke machten. Bis heute ist der Name Hansi Schmidt im deutschen Handball ein Begriff. Nicht nur in Gummersbach verbindet man mit seinem Namen den Aufstieg des Dorfvereins zu einer europäischen Spitzenmannschaft.

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Nach seiner aktiven Zeit traf Schmidt seine „Nachfolger“ im linken Rückraum beim VfL, wie zum Beispiel Erhard Wunderlich

Hansi Schmidt heißt eigentlich Hans-Günther

In Marienfeld (Rumänien) kam der Banater Schwabe Schmidt am 24. September 1942 zur Welt. Eigentlich heißt er ja Hans-Günther, doch mit diesem Namen spricht ihn kaum einer an. Zum Handball kam Schmidt, als er neun war. Mit 14 war er nach eigener Aussage schon der „Spiel bestimmende Spieler seiner Mannschaft“, eben ein Ausnahmesportler. Dabei hatte er Leichtathlet werden wollen. Als rumänischer Schülerlandesmeister im Kugelstoßen bewies er auch, dass er das Zeug dazu hatte.

Nach Deutschland geflohen und eine Gummersbacherin geheiratet

Sein Vorhaben, Speerwerfer zu werden, wurde durch eine schwere Schulterverletzung beendet. Die hinderte Schmidt aber nicht daran, einer der weltbesten Handballer seiner Zeit zu werden. Auf seine größten Erfolge angesprochen, sagt Schmidt spontan, ihm sei es gelungen, als Deutscher in Deutschland Fuß gefasst zu haben. Doch das sei ein langer Weg gewesen.

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2017 blickte die Mannschaft von 1967  auf den ersten Europapokalerfolg vor 50 Jahren zurück (v.l.): Jochen Brand, Jochen Feldhoff, Hansi Schmidt, Bernd Podak (✝), Klaus  Alberts, Burkhardt Müller und Klaus Brand.

Heute weiß er, dass er angekommen ist. Das fehlte ihm, als er 1963 nach Deutschland flüchtete. Zu diesem Ankommen gehörte auch, dass er eine Einheimische heiratete. Mit Ehefrau Karin, eine geborene Kohlmeier aus der Gummersbacher Feldstraße, hat er zwei erwachsene Söhne. Heute sagt Schmidt, er sei „immer stolz gewesen, ein Deutscher zu sein. Mein Volk liebe ich, andere respektiere ich“.

Beim VfL Gummersbach und der Nationalmannschaft zuhause

Seine Beziehung zu Gummersbach bahnte sich bereits 1962 an. Damals spielte er mit der Mannschaft Rumäniens bei der Studenten-Weltmeisterschaft in Schweden. Und er traf auch auf die deutsche Mannschaft, in der Klaus Brand, Dieter Gerold und Bubi Wolf aufliefen. Ein Jahr später, im Dezember 1963, setzte sich Schmidt als 21-Jähriger während eines Turniers der rumänischen Juniorennationalmannschaft in Deutschland ab, nachdem das letzte Spiel in Köln stattgefunden hatte.

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Hansi Schmidt beim Handball

In den darauffolgenden Jahren avancierte Hansi Schmidt zum erfolgreichsten Schützen beim VfL sowie in der deutschen Nationalmannschaft. Gerne erinnert er sich noch an die Zeiten mit Jochen Feldhoff, Klaus Westebbe, Bernd Podak oder Klaus Kater. „Die waren ja alle Weltklasse. Und Klaus Brand habe ich als einen der besten Abwehrspieler unserer Zeit in Erinnerung behalten.“

Zur Person

Hansi Schmidt feierte mit dem VfL sieben deutsche Meistertitel. Zehn Mal stand er mit seinen Kameraden im Finale. In 173 Bundesligaspielen erzielte Schmidt 1066 Tore für Gummersbach und wurde achtmal Bundesliga-Torschützenkönig. Außerdem wurde er dreimal in die Weltauswahl berufen. Zudem bestritt er 18 Länderspiele für Rumänien und 98 für Deutschland. Mit 484 Toren für die deutsche Mannschaft nimmt Schmidt in der ewigen Bestenliste einen Top-Platz ein.

Zudem habe seine Mannschaft das große Glück gehabt, sich aus einer „tollen oberbergischen Generation“ rekrutieren zu können. „Dafür gehört den Vereinen der Region, aus denen die jungen Spieler zum VfL wechselten, heute noch Dank.“Seinen Abschied vom VfL haben viele Fans damals bedauert. Doch es sei eine neue Generation nachgerückt. Zeitzeugen erinnern sich, dass Obmann Eugen Haas vor der Wahl gestanden habe: Entweder Hansi Schmidt oder Heiner Brand und Joachim Deckarm. Am Ende habe es weitergehen müssen. Und dann auch ohne Schmidt. Doch das ist lange her und abgehakt. Die Mannschaftskameraden von damals sehen sich bis heute regelmäßig und sie besuchen den nach schwerer Erkrankung inzwischen wieder auf dem Weg der Besserung befindlichen Hansi Schmidt. So auch Klaus Schlagheck, Jochen Feldhoff, Klaus Westebbe sowie Klaus oder Jochen Brand. „Das tut uns gut. Das bringt Stimmung hier rein“, sagt Schmidt.

Rückblickend zeigt er sich dankbar, ein Teil der erfolgreichen VfL-Mannschaft gewesen zu sein. Das habe ihn unglaublich geprägt. Und ohne den Handball wäre er nie der geworden, der er heute sei.

Auf den Wiederaufstieg des VfL in die Bundesliga und seinen bisherigen, gelungenen Saisonverlauf angesprochen, sagt der ehemalige Ausnahmespieler, dass er der Mannschaft wünsche, sich auf diesem Niveau weiterzuentwickeln.

Gudjon Valur Sigurdsson sei, wie es aussieht, ein guter Trainer. Umso wichtiger sei es, schon bald so viele Punkte auf dem Konto zu haben, dass dem Team das Thema Abstieg nicht im Nachen sitze. Mit Blick auf die Akademie und den VfL-Nachwuchs sagt Schmidt, dass er sich die Förderung heimischer Talente mehr wünsche. Den Weggang des Gummersbachers Fynn Herzig habe er nicht verstanden, sagt der Jubilar. Er selbst habe schon mit Herzigs Großvater zusammen gespielt.