Zehn Schritte bis zum EinlassSo umständlich erfolgt die Kontrolle beim FC-Spiel

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FC Tribüne Presse

Reichlich Abstand: Journalisten sitzen auf der Pressetribüne. 

  • Bis man seinen Platz auf der Pressetribüne einnehmen kann, muss man zehn Kontrollen über sich ergehen lassen.
  • Seine subjekitven Eindrücke vom ersten Spiel des FC vor leeren Rängen schildert unser Autor Joachim Schmidt.

Köln – Die Vertreter des Bundesliga-Fußballs haben mit ihrem Konzept zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs den erhofften Erfolg erreicht. Im Ausland mehr noch als hierzulande werden die Maßnahmen gefeiert, will man ihnen nacheifern. Dabei wurde vielfach darüber hinweggesehen, wie widersprüchlich manche Vorgaben sind. Immerhin fragte man sich in der französischen Sportzeitung „L`Equipe“, warum die Fußballer im Spielertunnel Abstand halten müssen, um auf den Platz bei Eckbällen „fast aufeinander zu klettern“? Unverständlich ist so manches bei diesen Corona-Spielen, wie diese persönlichen Erfahrungen zeigen.

Bis zum März war es üblich, dass wir Journalisten am Stadioneingang unsere Akkreditierung vorzeigten, uns einer Taschenkontrolle und Leibesvisitation unterzogen. Beim Betreten des Pressebereichs wurde nochmals auf die Pressekarte geschaut. Das war`s.

Zehn Kontrollen bis zum Platz

Diesmal fand die erste Kontrolle mit Namens-Überprüfung beim Verlassen des Parkplatzes statt. Die zweite folgte beim Betreten des Stadionumfeldes. Da die Dauerakkreditierung keine Gültigkeit mehr besaß, durfte der Presseeingang zunächst nicht benutzt werden. Die Türen eines neuen Einlasses öffneten sich wie von Geisterhand, um dahinter die Temperatur gemessen zu bekommen: 36,4 Grad, die nächste Hürde war genommen.

FC Spieler

Der Mainzer Torwart Florian Mueller nach dem Spiel im Interview. 

Dann wurde ein zuvor zugemailter, ausgedruckter und ausgefüllter zweiseitiger Fragebogen abgegeben und ein Abgleich mit dem Personalausweis vorgenommen. Alles hatte seine Richtigkeit, weshalb man bei der nächsten Mitarbeiterin ein gelbes Armband erhielt. Es trugt den Aufdruck des ursprünglichen Spieltermins vom 14. März und war damals für Vip-Gäste bestimmt. Die jetzige Bedeutung erschloss sich nicht. Zwei Meter weiter wurde die Tagesakkreditierung überreicht.

Mit der ging es wieder aus dem Stadion hinaus, zwanzig Meter zurück zum Medieneingang. Bei den aus der Vor-Corona-Zeit bekannten Mitarbeitern des Wachdienstes Luchs folgten die Kontrollen sieben und acht einschließlich der Begutachtung der Arbeitsutensilien. Nach der neunten Überprüfung öffnete sich die Tür zum Pressebereich.

Drei Meter Abstand und Mundschutz

Diesmal aber gab es kein Abbiegen in den Presseraum. Der war für die zehn zugelassenen schreibenden Journalisten, die ebenso vielen Fernseh- und Rundfunkreporter sowie die drei Fotografen verschlossen. Der Mindestabstand sollte gewahrt bleiben. Deshalb ging es nach Kontrolle Nummer zehn sofort zum Arbeitsplatz auf der Pressetribüne. Wo sonst neun Kollegen in einer Reihe arbeiteten, durften nun je zwei Journalisten drei Meter voneinander entfernt sitzen.

FC tribüne

Die Spieler vom 1. FC Köln stehen nach dem der Partie gegen Mainz auf dem Rasen. 

„Das ist schon grotesk. Auf der Fahrt zum Stadion sah man die Menschen in den Straßen-Cafés und Lokalen ohne Atemschutz essen und trinken oder beim Spaziergehen. Und hier muss man die störenden Masken tragen, obwohl man sich ebenso an der frischen Luft aufhält“, ärgerte sich ein Spielbeobachter, der nicht namentlich genannt werden will.

Nach dem Abpfiff nur mit Mundschutz

Nur die 22 Spieler auf dem Platz, die Trainer, Schieds- und Linienrichter waren vom Atemschutz befreit. Grotesk wurde es freilich nach dem Abpfiff. Da mussten während der Partie ausgewechselte Spieler, die zum Verabschieden von Gegner und Unparteiischen auf den Rasen kamen, dies nun mit Mundschutz tun. Dabei hatten sich alle während der voraufgegangenen zwei Wochen vier bis fünf Mal einem Corona-Test unterzogen, der jeweils negativ ausgefallen war. Wie in früheren Zeiten bildete auch diesmal die Pressekonferenz den Abschluss des offiziellen Teils des Spiels. Dabei sitzen die Trainer in Köln rund vier Meter weit auseinander, zwischen ihnen die FC-Pressesprecherin Lil Zercher. Diesmal reichte das nicht. Die Trainer mussten einzeln Platz nehmen und Antworten auf Fragen der zehn Journalisten geben, die diese virtuell via Laptop von der Tribüne aus stellten.

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Nach viereinhalbstündigem Aufenthalt durfte beim Verlassen des Stadiongeländes der Atemschutz abgenommen werde. Nebenan, auf der Beachvolleyball-Anlage wurde noch gespielt – mit Körperkontakt und ohne Schutz für Mund und Nase. Man kam sich vor wie in einer anderen Welt.

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