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„Halte das für eine Zumutung“Helmut Kohls Sohn sagt beim Prozess in Köln aus

Lesezeit 2 Minuten
ARCHIV - 13.02.2020, Berlin: Walter Kohl, Buchautor und Kanzlersohn

Sagte vor Gericht aus: Kanzlersohn Walter Kohl.

Der Streit zwischen Helmut Kohls Witwe und Kohls Ghostwriter geht in die nächste Runde. In Köln hat nun Walter Kohl im Zitate-Prozess ausgesagt. Eigentlich wollte er das vermeiden.

Seit Jahren liegt die Witwe des 2017 verstorbenen Altkanzlers Helmut Kohl (CDU), Maike Kohl-Richter, mit dessen Memoiren-Ghostwriter Heribert Schwan wegen nicht autorisierter Kohl-Zitate im Bestseller „Vermächtnisse. Die Kohl-Protokolle“ im juristischen Dauerclinch. Im aktuellen Prozess vor dem Oberlandesgericht (OLG) Köln will Kohl-Richter erreichen, dass weit mehr Zitate, als vom Landgericht Köln im Jahr 2019 entschieden worden war, nicht mehr verbreitet werden dürfen.

Am Mittwoch war nun Kohls ältester Sohn, Walter Kohl (59), in den Zeugenstand geladen. Was der davon hielt, als Zeuge aussagen zu müssen, damit hielt Kohl Junior nicht lange hinterm Berg: „Ich halte das für eine Zumutung. Ich bin heute de facto unter Zwang hier. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass mit dieser Tag erspart geblieben wäre.“

Walter Kohl wollte nicht aussagen

Walter Kohl hatte sich zuvor vergeblich auf ein Aussageverweigerungsrecht berufen, das ihm das OLG aber nicht zuerkannt hatte. Wem der 59-Jährige aus seiner Sicht die Aussage vor Gericht zu verdanken hatte, daran ließ der Zeuge keinen Zweifel: der zweiten Ehefrau seines Vaters, Maike Kohl-Richter. Ohne die durch Kohl-Richter nach dem Tod seiner Mutter „mit außergewöhnlicher Härte“ herbeigeführten Veränderungen im Leben seines Vater habe er „Zweifel, dass wir hier heute in diesem Gerichtssaal zusammengekommen wären“, sagte der 59-Jährige.

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Zur streitgegenständlichen Frage des OLG, ob es zwischen Helmut Kohl und Schwan eine Verschwiegenheitserklärung gegeben habe, sagte der Zeuge, dass er und sein Bruder Peter den Vater wiederholt aufgefordert hätten, eine solche schriftlich zu fixieren. „Ich komme aus dem Investmentbanking. Da ist Vertrauen immer schriftlich“, sagte Walter Kohl. Der Vater habe aber nur erwidert: „Nein, ich vertraue Dr. Schwan. Wir haben ein Handshake-Agreement getroffen, er wird mich nicht verraten.“

Zunächst habe Schwan das Vertrauen auch erfüllt. Doch nach dem Tod seiner Mutter habe Maike als neue Partnerin seines Vaters dessen altes Umfeld weitgehend zerstört und Beziehungen zu Angehörigen, Freunden, langjährigen Weggefährten, aber auch Schwan gekappt. Der habe sich daraufhin wohl nicht mehr an die Vereinbarung gehalten und sich mit seinen Büchern „an meinem Vater gütlich gehalten“, sagte Walter Kohl. Der Prozess wird fortgesetzt.

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