Düsseldorf – Nach den Ausbrüchen mutierter Corona-Viren in nordrhein-westfälischen Kitas wächst in den Einrichtungen die Sorge vor Infektionen. „Die Erzieher und Erzieherinnen fühlen sich ohnehin schon stark gefährdet, das nimmt jetzt noch zu“, sagte Ferdinand Claasen, Beauftragter für Bildungspolitik beim Katholischen Büro NRW, unserer Redaktion. Bereits vor dem Auftreten der Mutationen sei die Stimmung in den Kitas wirklich schlecht gewesen. Er forderte: „Wir müssen die Sicherheitsstandards erhöhen.“ Claasen vertritt die Interessen der rund 2500 Kitas in katholischer Trägerschaft; das entspricht rund einem Viertel aller Kitas in NRW.
Frank Johan nes Hensel, Kölner Diözesan-Caritasdirektor, verlangt unter anderem regelmäßige und engmaschige Schnelltests, die leicht handhabbar seien. Diese könnten – ebenso wie in Einrichtungen der Altenhilfe – auch von Externen und Helfern durchgeführt werden.
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Ende vergangener Woche waren in Köln und Paderborn Fälle der britischen Coronavirus-Variante bekannt geworden. Mehrere Erzieherinnen und Kinder hatten sich angesteckt. Aktuelle Studien belegen, dass Kita-Erzieherinnen einem sehr hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Das Wissenschaftliche Institut der Krankenversicherung AOK veröffentlichte Daten, wonach Menschen, die in der Betreuung und Erziehung von Kindern arbeiten, sogar stärker als jede andere Gruppe von Covid-Infektionen betroffen sind – noch vor Pflegekräften und medizinischem Personal.
Appell an Eltern verhallt weitgehend
Anders als im ersten Lockdown sind die Kitas in NRW nach wie vor geöffnet, allerdings mit reduzierten Öffnungszeiten. NRW-Familienminster Joachim Stamp (FDP) hatte an die Eltern appelliert, die Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Diesem Aufruf kommen aber nach Beobachtung der Kita-Träger längst nicht alle Eltern nach. So liegt die Auslastung der katholischen Kitas im Erzbistum Köln nach Angaben der Caritas zurzeit bei durchschnittlich 45 Prozent. In einigen Kitas herrsche mit einer Auslastung von 91 Prozent so gut wie Vollbetrieb, heißt es dort.Landesweit lag die zuletzt gemeldete Betreuungsquote dem Familienministerium zufolge im Durchschnitt bei 37 Prozent. Wie hoch der Krankenstand unter Erzieherinnen ist, ist aktuell unklar. Das Familienministerium verwies in dieser Frage an die Kita-Träger. Diese verwiesen wiederum an das Ministerium.
Bund und Länder beraten
Kita-Ampel Der Vorschlag von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD), Kitas nach einem Stufenplan zu öffnen, fand am Montag keine Mehrheit.
Öffnungen Einigkeit wurde darüber erzielt, konkrete Öffnungsschritte für die Kitas gemeinsam zu erarbeiten.
Das Familienministerium teilte auf Anfrage mit, die Sorgen der Beschäftigten würden sehr ernst genommen. Für Hygienemaßnahmen gebe die Landesregierung zur Entlastung der Kita-Träger in diesem Jahr 147 Millionen E uro aus nach 105 Millionen im Vorjahr. Die Einrichtungen hätten vier Millionen der mit FFP-2 vergleichbaren KN-95-Masken erhalten und könnten sich bis zu den Osterferien sechsmal kostenlos testen lassen. Auch gebe es die Vorgabe, die Gruppen in den Kitas zu trennen. In der Bring- und Abholsituation gelte Maskenpflicht, wenn der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Erwachsenen nicht einzuhalten sei. Wenn Eltern sich an die Hygienevorgaben nicht hielten, könnten die Kita-Träger die Betreuung von Kindern ablehnen, so das Ministerium.Wie es mit der Betreuung und den Elternbeiträgen für die Kitas nach dem 15. Februar weitergeht, steht noch nicht fest. Die entsprechenden Gespräche dauern dem Ministerium zufolge noch an.