Vater übt Selbstjustiz18-jähriger Lindlarer verschickt Nacktfotos von 15-Jähriger

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Ein 18-Jähriger aus Lindlar verschickt Nacktfotos seiner 15-jährigen Freundin, daraufhin wird er zusammengeschlagen. (Symbolbild)

Wipperfürth – Kapuze über den Kopf und dann Schläge: Zwei Brüder aus Ruppichteroth im Rhein-Sieg-Kreis haben im vergangenen Jahr einen 18-Jährigen im Lindlarer Ortsteil Frielingsdorf heftig verprügelt. Dafür wurden die beiden Männer nun in Wipperfürth wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt.

Verurteilt wurden die beiden Männer in einem minderschweren Fall, denn vor Gericht wurde auch die Vorgeschichte zu dem Gewaltausbruch aufgerollt. Ob das damals 18-jährige Opfer sich auch noch vor Gericht verantworten muss, steht derzeit noch nicht fest.

Begonnen hatte alles im Sommer des vergangenen Jahres: Ein 15-jähriges Mädchen aus Ruppichteroth macht Nacktfotos von sich. Sie schickt sie an ihren damaligen Freund. Das ist der 18-jährige Lindlarer.

Lindlarer nutzt Nacktfotos der 15-Jährigen als Drohmittel

In den folgenden Monaten nutzt der junge Mann die Fotos allerdings immer wieder als Drohmittel: Wenn ihm in der Beziehung etwas nicht passt, dann kündigt er an, die Bilder zu veröffentlichen, so berichtet es die junge Frau jetzt dem Wipperfürther Strafrichter.

Anfang Dezember macht der Lindlarer dann ernst. Nach einem Streit sendet er die Bilder kommentarlos an die Mutter der 15-Jährigen. „Wir hatten Stress und die Mutter sollte sehen, was ihre Tochter so treibt“, erklärt der Lindlarer vor Gericht sein Motiv.

Doch schon am Wochenende darauf war der Streit aber wohl wieder ausgeräumt. Die 15-Jährige besuchte ihren Freund in Lindlar und wollte dort auch übernachten. Beide freuten sich auf einen entspannten Freitagabend, so beschreibt es die junge Frau in ihrer Aussage.

„Familienausflug mit blutigem Ende“

Was das Pärchen nicht ahnt: Am selben Abend berichtet die Mutter in Ruppichteroth dem Vater des Mädchens von den Fotos. Und: Dass sie die Bilder von dem 18-Jährigen erhalten hat, den die Tochter gerade besucht.

Was dann folgt, nennt der Staatsanwalt vor Gericht später einen „Familienausflug mit blutigem Ende“: Nach 22 Uhr steigen der Vater (45) und dessen Bruder (40) in ein Auto. Die Staatsanwaltschaft wird die beiden Brüder später im Verfahren als von auffällig stämmiger Statur beschreiben. Die beiden Männer setzen sich auf die Rückbank.

Fahren kann von ihnen zu diesem Zeitpunkt niemand mehr. Der Bruder berichtet dem Gericht, dass er bereits „zweieinhalb bis drei Flaschen Wodka“ getrunken hatte. Ans Steuer muss daher die Tochter des 40-Jährigen. Mit an Bord sitzt auch der Bruder der 15-Jährigen.

Vater und sein Bruder schlagen 18-Jährigen in Frielingsdorf zusammen

Erst gegen Mitternacht erreicht das Quartett Lindlar, stoppt im Ortsteil Frielingsdorf und hält vor dem Haus, in dem der 18-Jährige wohnt. Der Vater ruft nun seine Tochter auf deren Telefon an. Sie soll runter auf die Straße kommen. Der Freund des Mädchens kommt ebenfalls mit auf die Straße. „Es wurde praktisch überhaupt nicht gesprochen, schon hatte ich die erste Faust hängen“, erinnert sich der 18-Jährige.

Nach mehreren Ohrfeigen ziehen der Vater und sein Bruder dem Lindlarer laut Anklage eine Kapuze über und schlagen auf dessen Kopf ein. Vor Gericht werden Bilder von dem jungen Mann gezeigt, sie wurden am Morgen nach der Tat aufgenommen und zeigen Prellungen im Gesicht, zwei blaue Augen, Blutergüsse an der Nase und eine blutende Wunde an den Schneidezähnen. Anschließend bringen die Brüder den Lindlarer dazu, die Fotos der 15-Jährigen endgültig von seinem Smartphone zu löschen.

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Als der Strafrichter später das Urteil verkündet, nimmt er einen minder schweren Fall an. Das hatte auch schon die Staatsanwaltschaft gefordert: „Sie hätten die Möglichkeiten der Justiz nutzen müssen, dann stünde heute der Richtige vor Gericht“, fasst es der Staatsanwalt zusammen. „Bei allem verständlichen Ärger und Sorge um die Tochter: Für gestandene Männer ist es nicht in Ordnung, einen 18-Jährigen derart aufzumischen“, so der Staatsanwalt weiter.

Wie von der Anklage beantragt, verhängt das Gericht 3000 Euro Geldstrafe gegen den Vater des Mädchens, ihr Onkel muss 4000 Euro zahlen. Ihre strafrechtliche Schuld bewertete das Gericht gleich, die unterschiedliche Höhe der Strafen ergab sich aber aus den unterschiedlichen Einkommen der Brüder.

Bleibt noch die Frage, ob sich der damals 18-Jährige aus Lindlar wegen der Verbreitung der Nacktbilder noch in einem separaten Strafprozess verantworten muss. Vor allem deshalb, weil das Mädchen erst 15 Jahre alt war. Doch das wird aktuell noch geprüft. 

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