Deutschland sei gegen feindliche Drohnen kaum geschützt, warnt der Verband. Technik, Struktur und Gesetze hinken dramatisch hinterher.
Luft- und Raumfahrtverband warntDeutschland fast schutzlos gegen feindliche Drohnen – Brandbrief an Regierung

Eine Poseidon H10 Mittelstrecken-Drohne der ukrainischen 22. mechanisierten Brigade fliegt an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut in der Region Donezk. (Archivbild)
Copyright: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Die deutsche Luft- und Raumfahrtindustrie schlägt Alarm: Deutschland sei nicht in der Lage, sich effektiv gegen feindliche Drohnenangriffe zu verteidigen – weder technologisch noch rechtlich. In einem Brandbrief an die Bundesregierung kritisiert der Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) gravierende Sicherheitslücken und fordert ein entschlossenes Umdenken.
„Dass feindliche Spionagedrohnen oftmals die Polizei-Flugsysteme abhängen, entspricht doch nicht unserem Selbstverständnis als wehrhafter Rechtsstaat“, erklärt BDLI-Hauptgeschäftsführerin Marie-Christine von Hahn. Besonders der Vorfall am Militärflughafen Manching, wo über Wochen hinweg illegale Drohnenflüge nicht unterbunden werden konnten, gilt dem Verband als besorgniserregendes Beispiel.
Deutschland hinke mit Blick auf Ukraine-Krieg hinterher
Die mangelnde Koordination zwischen Behörden und der schleppende Fortschritt bei der Entwicklung neuer Abwehrsysteme gefährden laut BDLI nicht nur die innere Sicherheit, sondern auch die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr. Diese benötige kurzfristig moderne Drohnensysteme, vor allem mit Blick auf die neue Brigade in Litauen, die ab 2027 einsatzbereit sein soll.
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„Zum Schutz dieser 4.800 Soldatinnen und Soldaten sowie 200 Zivilbeschäftigten benötigt die Bundeswehr dringend einen modernen, drohnengestützten Aufklärungs- und Wirkungsverbund“, schreibt der Verband mit dem ausdrücklichen Hinweis auf den massenhaften Einsatz von Drohnen im Ukraine-Krieg.
Auch beim Aufbau kooperativer Kampfdrohnen, wie sie in den USA bereits weit fortgeschritten sind, hinke Deutschland hinterher. Zwar fordert die Industrie eine schnellere Beschaffung – etwa durch Zukauf im Ausland – will aber in Entwicklung und Produktion einbezogen bleiben. Notwendig seien klare Nato-Standards und staatliche Förderung.
Darüber hinaus sieht der Verband auch bei der zivilen Drohnennutzung erhebliche Defizite: Uneinheitliche Genehmigungsverfahren in der EU behinderten wirtschaftliche Anwendungen. Es brauche endlich einheitliche Regeln und technologische Infrastruktur, um den Anschluss nicht zu verlieren. (dpa/red)