Niederlage für den Bundesverkehrsminister: Sein Kandidat für den Chefposten der Bahn-Infrastruktursparte zieht nach heftiger Kritik zurück. Wer die InfraGo nun übernimmt, ist völlig offen.
Deutsche BahnKandidat für Bahnposten sagt nach heftiger Kritik ab

Dirk Rompf will den Chefposten bei Bahn-InfraGo nicht mehr antreten. (Archivbild)
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Der frühere Bahnmanager Dirk Rompf wird doch nicht Chef der Konzern-Infrastruktursparte DB InfraGo. Nach heftiger Kritik insbesondere der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG an dem von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) geplanten Wechsel an der Spitze des Unternehmens hat Rompf seinen Verzicht auf den Posten erklärt. Die Personalie hatte in den vergangenen Tagen für Irritationen in der gesamten Bahnbranche gesorgt - viele konnten dem Vorgehen des Ministers nicht viel abgewinnen.
Er habe heute dem Minister sowie der neuen Bahnchefin Evelyn Palla mitgeteilt, dass er für die Position des Vorstandsvorsitzenden der InfraGo nicht mehr zur Verfügung stehe, heißt es in einer persönlichen Erklärung Rompfs, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Rompf erklärte weiter, weder aus seiner bisherigen Zeit bei der DB AG noch in seiner aktuellen Position habe er sich etwas vorzuwerfen. Palla und der Deutschen Bahn wünschte er alles Gute.

Lautester Gegner der möglichen Berufung Rompfs als Chef der InfraGo war EVG-Chef Martin Burkert. (Archivbild)
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EVG: Der Weg nach vorn kann nicht durch die Vergangenheit führen
Schnieder hatte am Montag Palla als neue Bahnchefin und Rompf als neuen Chef der InfraGo vorgeschlagen. Noch während der Vorstellung der Personalien in Berlin hatte die EVG Widerstand gegen Rompf angekündigt. Der Weg nach vorne könne nicht durch die Vergangenheit führen, betonte EVG-Chef Martin Burkert mehrfach. Auch bei der SPD wurde dem Vernehmen nach Kritik daran laut, dass Schnieder die Personalie Rompf vorher nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt hatte.
Rompf war bereits von 2014 bis 2019 Mitglied im Vorstand der Bahn-Infrastruktursparte, die damals noch DB Netz hieß. Damals war er unter anderem für die Netzplanung sowie Großprojekte zuständig. In seinem Verantwortungsbereich lagen auch Projekte wie Stuttgart 21 und die zweite Münchner Stammstrecke. Beide Projekte sind bis heute nicht fertig und werden um mehrere Milliarden Euro teurer als ursprünglich geplant.
Die EVG macht ihn mitverantwortlich für den heutigen miserablen Zustand weiter Teile des Schienennetzes. „Er hat das Spardiktat massiv durchgezogen und ist mitverantwortlich, dass die Infrastruktur in so einem Zustand ist“, sagte Burkert vor einigen Tagen.
Gewerkschaft stimmte aus Protest gegen Palla
Als Palla am Dienstag vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zur neuen Konzernchefin berufen wurde, stimmte die Gewerkschaft aus Protest gegen sie. Die EVG betonte, dass ihre Stimmen gegen Palla vor allem als Stimmen gegen Rompf verstanden werden sollten. An der neuen Chefin selbst hätten sie nichts auszusetzen.
Entsprechend erfreut äußerte sich der EVG-Chef nun über den Verzicht Rompfs. Dieser habe damit die richtige Konsequenz aus der Debatte der vergangenen Tage gezogen, teilte Burkert mit. „Mit einer Personalaufstellung, die den Neustart auch bei der Infrastruktur glaubhaft verkörpert, können wir jetzt dazu übergehen, mit Schnieder an den Punkten zu arbeiten, die gut sind und über die Punkte zu reden, an denen aus unserer Sicht nachgebessert werden muss.“

Die EVG stimmte im Aufsichtsrat sogar gegen Berufung der neuen Bahnchefin, Evelyn Palla - aus Protest gegen Rompf. (Archivbild)
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Wer macht nun den Job bei der InfraGo?
Bundesverkehrsminister Schnieder erklärte, Rompf habe ihm am Vormittag in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass er für den Vorstandsvorsitz der InfraGO nicht mehr zur Verfügung stehe. „Ich bedauere seinen Schritt und danke ihm dafür, dass er sich bereit erklärt hatte, die herausfordernde Aufgabe bei der InfraGo zu übernehmen. Ich respektiere selbstverständlich seine Entscheidung.“
Wer den Job des InfraGo-Chefs künftig übernehmen wird, ist nun völlig offen. Schnieder teilte mit, er werde „zeitnah bekanntgeben, wie wir mit der neuen Situation umgehen“. Derzeit wird die InfraGo vom Österreicher Philipp Nagl geleitet. Nagl gilt als Bahn-Fachmann, der sich selbst mit den kleinsten Details der Infrastruktur auskennt.
Der Minister und die neue Bahnchefin sollten die Verzichtserklärung nutzen, um „den in der Bahnbranche allseits geschätzten“ Nagl für eine Fortsetzung seiner Tätigkeit zu gewinnen, sagte Dirk Flege von der Allianz Pro Schiene. Ob Nagl aber nach dem Chaos der vergangenen Tage überhaupt noch zur Verfügung steht, ist nicht klar.

Die Absage Rompfs ist eine Niederlage für den Verkehrsminister, der sich nun nach einer neuen Spitze für die InfraGo umschauen muss. (Archivbild)
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Gemeinsam mit den beiden Personalien hatte Schnieder am Montag auch eine Bahn-Strategie vorgelegt mit dem Ziel, die Zuverlässigkeit, Sauberkeit und Sicherheit des Zugverkehrs zu verbessern. Der Konzern soll sich nach Schnieders Vorstellung wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren, also das Fahren von Zügen mit einem klaren Fokus auf Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit. Die Infrastruktursparte soll eigenständiger werden. (dpa)