Dänemark investiert in „Digitale Souveränität“, um unabhängig von US-Technologiegiganten zu werden. Dabei wird auch auf die LibreOffice Software aus Deutschland gesetzt. Der Grund: Donald Trump
Streit mit den USADänemark emanzipiert sich von US-Tech-Giganten

Soll aus den Behörden fliegen: Dänemark will sich von Microsoft verabschieden, um unabhängiger zu werden.
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Caroline Stage wirkt als Dänemarks Digitalisierungsministerin, die gern zupackend auftritt und sie hat derzeit Großes vor: „Nun ist es Zeit die Daten in dänische Hände zunehmen“ so das Credo der gerade 34-jährigen. Das Land soll unabhängiger von den Technologie-Giganten werden, umgerechnet rund zehn Millionen Euro werden von 2026 bis 2029 in die sogenannte „Digitale Souveränität“ investiert.
Schon im Sommer hat sich das Ministerium teilweise von Microsoft verabschiedet und die in Deutschland entwickelte LibreOffice Software eingeführt. Der Grund dafür ist Donald Trump. Es gibt Befürchtungen in Dänemark, dass der US-Präsident amerikanische Technologieunternehmen dazu zwingen kann, in Dänemark genutzte Daten herauszugeben, jene zu sperren, auch ein Stromausfall könnte provoziert werden.
Das Verhältnis zwischen Washington und Kopenhagen ist belastet, seit Trump die Kontrolle über Grönland fordert, dessen Außen- und Sicherheitspolitik von dem skandinavischen Land bestimmt wird.
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Auch hat der Republikaner Anfang diesen Jahres drei demokratische Politiker aus einem Kontrollgremium des US-Kongresses feuern lassen, welches für Datenschutz zuständig ist. Besorgte dänische Unternehmen bedrängen seitdem die Regierung zur Umstellung auf europäische Software-Anbieter, so die Wirtschaftszeitung „Dansk Ervherv“.
Diese potentielle Gefahr droht auch Unternehmen und Behörden in anderen europäischen Ländern, Stage will darum die Idee der „Digitale Souveränität“ auf EU-Ebene vorstellen; Dänemark wirkt bis Ende Dezember als EU-Ratsvorsitzender.
Dänemark: Raus aus dem Dornröschenschlaf
„Wir haben zulange im Dornröschenschlaf geschlummert“ meint die Politikerin der bürgerlichen Partei „Venstre“.
Auch auf der kommunalen Ebene stehen Veränderungen an, sowohl die Hauptstadt Kopenhagen wie Aarhus, die zweitgrößte Stadt des Landes, wollen sich von Microsoft verabschieden. Dort gibt es die Befürchtung, dass der Software-Riese unter politischem Druck den Emailverkehr blockieren könnte.
Henrik Appel Esbensen, Beauftragter für die Internetrevolution der Stadt Kopenhagen meint gegenüber dunserer Redaktion etwas vorsichtig: „Ich will nicht über Amerika reden.“ Der Sozialdemokrat weist darauf hin, dass es wichtig sei, mehrere Quellen zu haben. Und Esbensen zieht den Vergleich mit der Energieversorgung: „In Deutschland will man sich ja auch nicht allein vom Gas aus Russland abhängig machen.“
Der Sozialdemokrat arbeitet hier eng mit dem Digitalministerium zusammen. Auch dort will man eine Teilunabhängigkeit erreichen, keine komplette Abkoppelung von Technologiegiganten jenseits Europas. Zudem plante Caroline Stage ein starkes „europäisches Investitionsumfeld“ anzuregen, dass das bisherige Abwandern von europäischen Startups in die USA oder deren Aufkaufen durch „Silicon Valley“ verhindern will.
„Europa Zuerst“ Strategie
Mit einer „Europa Zuerst“ Strategie, angelehnt an Trumps „Amerika Zuerst“ sollen bei Ausschreibungen europäische Unternehmen im Digitalbereich bevorzugt werden. Versuche zu mehr digitaler Vielfalt gibt es derzeit in verschiedenen Regionen Europas. So hat auch Schleswig-Holstein beschlossen, Microsoft durch LibreOffice zu ersetzen, Polen und die baltischen Länder wollen mittels Staatsgeldern eine „Giga-Fabrik“ für Künstliche Intelligenz schaffen.
Diese europäischen Eigenwege werden vermutlich zu weiteren transatlantischen Spannungen führen, schließlich fährt Amerika einen protektionistischen Kurs. „Zeige Respekt gegenüber Amerika und seinen bewundernswerten Technologie-Unternehmen oder lebe mit den Konsequenzen.“ so ein Eintrag des US-Präsidenten auf seinem Blog „Truth Social“. Eine Reaktion des Amerikaners auf das „Gesetz über Digitale Dienste“ der EU, welches das Aufreten der Sozialen Medien wie Facebook in Europa reglementiert.