Stadtdechant Robert Kleine führt durch den Kölner Dom - exklusiv für die Rundschau-Altenhilfe.
Führung mit Stadtdechant Robert Kleine„Ich brenne für den Dom“

Mit Begeisterung zeigt Robert Kleine der Altenhilfe-Gruppe den Dom.
Copyright: Costa Belibasakis
„Wenn Sie nachher hier rauskommen, werden Sie zu den wenigen Menschen gehören, die den alten Teil des Domes vom neuen unterscheiden können“, verspricht Monsignore Robert Kleine zu Beginn seiner Führung. Der Kölner Stadtdechant kennt den Dom nicht nur wie seine Westentasche – er weiß ihn auch wie kein anderer seinem Publikum näher zu bringen.
Kölner Stadtdechant kennt den Dom wie seine Westentasche
Das macht er sehr gerne: „Ich brenne für den Dom und freue mich immer über Interesse.“ Allerdings macht er es auch nur sehr selten. Es ist deshalb etwas ganz Besonderes, dass er heute auf Einladung der Altenhilfe Seniorinnen und Senioren durch den Dom führt. „Das ist aber eine Ehre“, sagt Dagmar Begeré (68).

Der Dom im Kleinen vor dem Dom im Großen - am Modell für Sehbehinderte beginnt Robert Kleine seine Führung.
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Los geht es schon vor dem Eingang am Modell für Blinde und Sehbehinderte. Der Dom zum Anfassen: „Den Teil werden wir uns nachher ansehen“, sagt Kleine und umfasst den Domchor, der nach der Grundsteinlegung 1248 als erstes gebaut wurde. Aber warum überhaupt? Es gab doch seit etwa 800 n. Chr. schon einen Dom.
Der war aber romanisch, jetzt kam die gotische Bauweise in Mode. Kurzerhand stellt Kleine einige der Teilnehmenden nebeneinander. Sie stellen die Säulen dar, die in der Gotik die Mauern der Romanik ablösen. „Wenn ich mich jetzt hier drauf lehne“, er stützt sich mit seinen Händen auf jeweils eine Schulter der Mitspieler, „dann hält das. Und das können Sie so fortsetzen.“ Nur am Ende müsse ein Stützpfeiler stehen.

Robert Kleine kennt sich aus im Dom.
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Mit der neuen Bauweise brauchte man keine Mauern mehr, um das Dach zu tragen. Sie ermöglichte, den Raum zwischen den Säulen mit Glas zu füllen – und so das Licht und den Himmel in die Kirche zu holen. Doch bis der Dom in seiner heutigen Gestalt fertig war, sollten über 600 Jahre vergehen. 1322 immerhin wurde der erste Teil, der Domchor, geweiht. Und dort gehen wir jetzt hin.
„Passen Sie auf die Mauer auf“, sagt Kleine scherzhaft, als wir vom neueren Teil in diesen ältesten treten. Die Mauer gibt es heute nicht mehr – jahrhundertelang trennte sie den Domchor im Westen von der Baustelle. Ab 1520 wurde für 300 Jahre sogar gar nicht mehr gebaut. Erst 1822 beschlossen Kölner Bürger und Kaufleute, das Geld für den Weiterbau zu sammeln.
Die Heiligen Drei Könige im Kölner Dom
Robert Kleine erzählt diese Geschichte genau wie die von der Mailänder Madonna, „die nie Mailand gesehen hat“, vom Lochner-Altar, der während der Adventszeit zu- und erst Weihnachten wieder aufgemacht wird, oder von den Gebeinen der Heiligen Drei Könige. Und er zeigt das Standbild vom Heiligen Christophorus, vor dem Pilger, die nach monatelanger Reise in den Dom kamen, als erstes auf die Knie fielen: „Die waren einfach froh, am Leben zu sein.“ Für die Anbetung der Heiligen Drei Könige hatten sie erst später Kraft.
Und woran erkennen wir nun, dass wir im alten Teil des Domes sind? „Schauen Sie mal an die Decke“, sagt Kleine in der Marienkapelle. „Sehen Sie die bemalten Sterne?“ Ja, sehen wir. „Die gibt es nur im alten Teil des Doms. Im neuen ist nichts bemalt.“ Die Teilnehmenden sind begeistert.
„Eine der besten Führungen, die ich je hatte“, sagt Dagmar Begeré. Sie ist über das Seniorennetzwerk Junkersdorf gekommen. „Ich bin so stolz, dass ich dabei sein durfte“, sagt Gabi Gultsch (62), die über das Bürgerzentrum Finkenberg teilgenommen hat. Und Doris Müller (74) meint aus tiefstem Herzen: „Darauf habe ich fünfzig Jahre gewartet!“
