Der von Trump ausgerufene „Liberation Day“ ist kein Tag der Befreiung. Er wird sich vielmehr als Belastung für die USA erweisen.
ZollpolitikTrumps Handeln ist nicht nur naiv, es ist größenwahnsinnig

Donald Trumps Politik wird die US-Bürger belasten.
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Die gegen 183 Staaten verhängten Strafzölle sind der vorläufige Höhepunkt einer Politik, die jedes Gefühl für Maß und Mitte vermissen lässt. US-Präsident Donald Trump glaubt tatsächlich, sich mit der ganzen Welt anlegen zu können, ohne dass die amerikanische Wirtschaft und Gesellschaft Blessuren davontragen werden. Das ist nicht nur naiv, das ist größenwahnsinnig.
Der von Trump ausgerufene „Liberation Day“ ist kein Tag der Befreiung. Er wird sich vielmehr als Belastung für die USA erweisen. Denn er markiert nicht nur den Bruch mit der regelbasierten Ordnung des Welthandels und lässt Partner auf Distanz gehen. Er reiht sich vielmehr ein in eine Politik, die immer mehr US-Bürgern Zukunftssorgen bereitet. Die Zölle werden die Verbraucherpreise nach oben treiben, was vor allem einkommensschwächere Familien spüren werden. Die von Trump und seinem Milliardärs-Buddy Elon Musk initiierte Entlassungswelle in staatlichen Behörden und Ministerien beraubt Zehntausende Familien ihrer Einkommen.
Und an den Hochschulen läuft eine Säuberungswelle, die ihresgleichen sucht: Trump lässt Forschungsgelder entziehen und Wissenschaftler kaltstellen, die nicht in sein Weltbild passen. Das gefährdet die Rolle der USA als Innovationstreiber. Was soll das also bitte für ein „Liberation Day“ sein, von dem Trump schwadroniert?
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Engstirnigkeit und Verfolgung
Von Tag eins seiner Amtszeit atmet jede seiner Entscheidungen den Geist eines autoritären Herrschers. Trump operiert am gewählten Kongress vorbei und torpediert Gerichtsentscheidungen. Sein Feldzug gegen „Wokeness“ erinnert an die Hexenjagd auf angebliche Kommunisten in der McCarthy-Ära. Freiheit und Liberalität sind unter Trump längst Engstirnigkeit und Verfolgung gewichen.
Elon Musk könnte seine Schuldigkeit als „Sparkommissar“ alsbald getan haben und wird vielleicht als politischer Sündenbock für seinen Auftraggeber im Weißen Haus herhalten müssen. Schon während seiner ersten Amtszeit hat Trump zahlreiche Weggefährten fallen lassen, sobald ihm Zweifel an ihrer Nützlichkeit kamen.
Was die Zollpolitik angeht, so ist für ihre Auswirkungen allein Trump verantwortlich; er hat alle Warnungen in den Wind geschlagen. Trumps zweifelhafter Ruf als kreativer Zerstörer dürfte auch bei ihm wohlgesonnenen US-Bürgern Risse bekommen. Seine Entscheidungen sind sowohl innen- wie außenpolitisch ein Spiel mit dem Feuer. Selbst der skrupelloseste Dealmaker verzockt sich irgendwann.