Zur Paarungszeit gehen Erdkröten auf Wanderschaft. Auch in Köln und Umgebung. Wo sich das beeindruckende Schauspiel beobachten lässt.
Vorsicht, Krötenwanderung!Die Erdkröten haben Paarungszeit – wo man das jetzt beobachten kann

Erdkröten begeben sich zum Paaren in ihre Laichgewässer.
Copyright: Sven von Loga
Bis jetzt haben sie in Wäldern unter modrigen Bäumen, Wurzeln oder Steinen geschlafen. Erdkröten mögen es dunkel und feucht, mit einer dicken Laubschicht, in der Schnecken, Würmer und Käfer herumkriechen. Mit vermindertem Herzschlag und Energieverbrauch dösen sie so vor sich hin, bis die frostigen Winternächte vorbei sind. Dann machen sie sich auf zu ihren Laichgewässern. Und das ist wahrlich ein beeindruckendes Schauspiel.
Ist es mehrere Tage warm genug, machen sich die Erdkröten auf den Weg, um sich zu paaren. Hunderte, manchmal tausende Tiere können das sein. Sie sind groß, bis zu 18 Zentimeter messen die Weibchen, bis zu 10 Zentimeter die Männchen. Behäbig kriechen sie vor sich hin und hüpfen nicht weg wie Frösche. Das macht sie zu idealen Beobachtungsobjekten. Während Frösche und Unken blitzschnell verschwinden, wenn man sich ihnen nähert, sitzt die Erdkröte einfach nur da – sehr oft zu ihrem Nachteil. Auf Straßen werden jedes Jahr unzählige Exemplare der Amphibienart totgefahren.
Die Erdkröten-Männchen warten im Wasser auf die Weibchen
Abends in der Dunkelheit ziehen die Erdkröten los und sind bis lange nach Mitternacht unterwegs, oft mehrere hundert Meter bis zu Kilometern. Morgens sind die Teiche voll. In den ersten Tagen sind es noch wenige, vor allem Männchen sitzen im Wasser und warten auf die Weibchen. Sie sind so versessen darauf, sich zu paaren, dass sie sich an alles klammern, was auch nur irgendwie wie ein Erdkrötenweibchen aussieht: eine Hand, ein Gummistiefel, ein Holzstück, ein Fotoapparat. Wenn wirklich ein Weibchen kommt, stürzen sich oft mehrere Kerle auf das arme Tier, klammern sich daran und ersäufen es.
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Die Männchen sitzen auf dem Weg, am Ufer oder unter Wasser und strecken den Kopf in die Höhe: Sie wollen sehen, was da kommt. Die Weibchen sind größer, dicker und behäbiger, oftmals müssen sie ein Männchen auf dem Rücken tragen. Dann hat der Kerl das Weibchen schon auf dem Weg zum Laichgewässer gefunden und will sie nicht mehr hergeben.
Zwei, drei warme Tage und Nächte reichen und die Gewässer wimmeln nur so von Erdkröten, die sich in Ufernähe im flachen Wasser tummeln, beseelt von dem Gedanken, sich zu paaren. Eine gewaltige Krötenorgie. Stören lassen sich die Erdkröten dabei von kaum etwas, weshalb sie wunderbar zu beobachten und zu fotografieren sind.
Welche Lebensbedingungen brauchen Erdkröten?
Erdkröten sind keine seltene Spezies, sondern die häufigste Amphibienart in Europa. Ihr Lebensraum sind unaufgeräumte Laufwälder mit kreuz und quer liegendem, moderndem Unterholz, am besten mit einer dicken Laubschicht. Idealerweise liegt nicht weit davon entfernt ein größeres, tieferes, von der Sonne beschienenes Gewässer. Wobei Erdkröten durchaus bis zu zwei Kilometer zurücklegen, um an ihr Laichgewässer zu gelangen.
Die Tiere sind sehr heimatverbunden und kehren immer wieder in das Gewässer zurück, in dem sie geboren wurden. Am Gewässerrand brauchen die Tiere Äste, die ins Wasser ragen oder dort hineingefallen sind, Wasserpflanzen, Schilf und ähnliches, um ihre Laichschnüre festzumachen. Denn die Krötenweibchen legen ihre Eier in Form langer Schnüre ab. Bänder mit hunderten kleiner schwarzer Kügelchen. Auch diese Eiablage ist vom Ufer aus oft gut zu sehen. Finden wir in einem Gewässer dagegen große Mengen gallertartiger Kugeln, so ist das Froschlaich.
Ab wann lassen sich die Erdkröten beobachten?
Ab wann die Erdkröten zum Laichen aufbrechen, lässt sich nicht genau vorhersagen. Meist geht es Mitte März los, abhängig vor allem von der Bodentemperatur. In diesem Jahr sind die ersten Erdkröten schon aufgetaucht, weil es deutlich wärmer ist als in den vergangenen Jahren. Fünf Grad warm muss der Boden für einige Tage bis in einem halben Meter Tiefe sein, dann machen sich die Tiere auf den Weg zu ihren Laichplätzen. In Köln, wo die Temperaturen deutlich höher liegen, beginnt die Krötenwanderung gut zwei Wochen früher als etwa in der Eifel.
Ist es eine Weile warm genug, bleibt nichts anders zu tun als regelmäßig nachzusehen. Dann macht man am besten täglich eine Radtour zu den potenziellen Laichplätzchen der Erdkröten und schaut, ob schon welche angekommen sind. Denn es können durchaus schon ein paar Frühstarter im Weiher sitzen und die große Masse taucht erst 14 Tage später auf.
Um welche Uhrzeit trifft man die Kröten an?
Erdkröten sind nachtaktiv. Abends um 22 Uhr machen sie sich auf den Weg und krabbeln und hüpfen ein paar Stunden lang durch den Wald. Will man im Sommer Erdkröten sichten, muss man sich zu dieser späten Stunde auf den Weg machen. Dann sitzen sie auf Waldwegen herum und kriechen durchs Laub, um fette Schnecken und Käfer zu verzehren.
Doch in der Laichzeit sind die Amphibien tagaktiv. Über Nacht sind sie zu ihren Gewässern gewandert. Dort sitzen Sie dann am Morgen, paddeln im Wasser herum, geben fiepende Geräusche von sich und - Achtung! Sie paaren sich hemmungslos.
An diesen Orten wandern die Kröten in Köln und Umgebung:
- Am Decksteiner Weiher in Köln-Sülz wird ein Krötenzaun aufgebaut, hier wandern die Erdkröten über die Berrenrather Straße hin zum Weiher
- Am Decksteiner Weiher beim Haus am See wandern Kröten über die Bachemer Landstraße zum Weiher
- Am Westufer des Kalscheurer Weihers in Köln-Zollstock
- Am Adenauer Weiher in Köln Müngersdorf
- In Köln-Höhenhaus wird am Kalkweg ein Krötenzaun aufgebaut, die Kröten überqueren die Straße und wandern zum Höhenfelder See
- An der Oberkasseler Straße zwischen Bonn-Oberkassel und Niederholtorf wird ein Krötenzaun aufgebaut, die Erdkröten wandern runter zum Dornheckensee
- In der Wahner Heide sind die Erdkröten im Geisterbusch unterwegs und laichen an den Teichen am Pestalozziweg
- Im Franziskussee auf der Ville bei Brühl laichen Erdkröten wie auch in vielen anderen Villeseen
- Am Nordrandweg am Tagebau Hambach am Aussichtspunkt Terra Nova steht ein langer Krötenzaun
- In der Wahner Heide wird bei Troisdorf die Hasbacher Straße des Nachts für die Erdkrötenwanderung gesperrt
- In Köln-Brück laichen die Erdkröten im Weiher an der Erker Mühle
Mehr Infos und Adressen:
Der Naturschutzbund Deutschland NABU sucht Helfer für die bevorstehenden Kröten- und Amphibienwanderungen. Wer helfen möchte, Erdkröten, Frösche und Molche vor dem Tod durch Überfahren auf Straßen zu retten, findet Informationen auf den Webseiten des NABU Köln: www.nabu-koeln.de und des NABU Rhein-Sieg: www.nabu-rhein-sieg.de/arbeitskreise/arbeitskreis-amphibien
Neue Fotos und Berichte über Kröten, Frösche und Molche gibt es regelmäßig im Blog www.expedition-rheinland.de Der Autor ist das ganze Jahr über dankbar für Hinweise auf Amphibienvorkommen. Gerne per E-Mail an kroetenwelten@expedition-rheinland.de