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Richtig pflanzenAmseln haben jetzt Beerenhunger

Lesezeit 3 Minuten

Das Büfett ist eröffnet: Im Winter kommen viele Vögel wie diese Amsel in den Garten, wenn ihnen Beeren serviert werden.

"Man unterscheidet bei den im Winter bei uns vorkommenden Singvögeln nach den Nahrungsgewohnheiten zwischen Weichfutter- und Körnerfressern", erläutert Lars Lachmann, Referent für Ornithologie und Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Berlin. Die erste Gruppe ernährt sich zum einen von Früchten der heimischen Pflanzen und zum anderen von Insekten, Würmern und Spinnen. Zu ihnen zählen Drosseln, Rotkehlchen, Zaunkönig, Star und Heckenbraunelle.

Körnerfresser wie Grünfink, Distelfink, die verschiedenen Meisen und Sperlinge bevorzugen Pflanzensamen. "Das Rotkehlchen macht sich in diesen Wochen über die Früchte des Pfaffenhütchens her", sagt Reinhard Witt, Vorstand und Gründer des Vereins Naturgarten in Heilbronn. Der Dompfaff mag die Vogelbeere - aber nicht nur er: "Dieses Gehölz dient über 60 Vogelarten als Nahrungsquelle", so Witt.

Wildfrüchte sind eine farbliche Attraktion

Ähnlich beliebt wie die Vogelbeere (Sorbus aucuparia) ist der Schwarze Holunder (Sambucus nigra). Rund 40 verschiedene Vogelarten stillen mit den schwarzen Beeren ihren Hunger. Schlehe (Prunus spinosa) und Wildrosen (Rosa) ergänzen das Angebot an Köstlichkeiten. Auch der Weißdorn (Crataegus monogyna) trägt Früchte, die gerne gepickt werden. Für Eichelhäher und Buntspecht sind Haselnüsse im Herbst eine Speise, von der natürlich auch Eichhörnchen profitieren.

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Wildfrüchte sind auch farblich eine Attraktion im Garten. Idealerweise werden sie mit einer Hecke ergänzt. Aber nicht jeder hat den Platz und kann ein vielfältiges und reichhaltiges Angebot für die Vögel im Garten unterbringen. "Ein oder zwei Pflanzen, je nach Größe des Gartens, sind ein guter Anfang und besser als nichts", sagt der Ornithologe Lachmann.

Aber es darf nicht irgendwas aus der Baumschule sein. "Man muss die richtigen Pflanzen auswählen", sagt Witt. Er erläutert das am Beispiel Hartriegel: "Kauft man im Gartencenter einen Hartriegel, bekommt man in der Regel den Gelbholzigen Hartriegel, der botanisch Cornus stolonifera heißt." Dieser Strauch wird aber nur von maximal zwei verschiedenen Singvögeln als Nahrungspflanze angenommen. "Will man über 20 verschiedene Vogelarten anlocken, braucht man den heimischen Roten Hartriegel, Cornus sanguinea", erklärt der Gartenplaner. "Man muss auf die Feinheiten der botanischen Bezeichnungen achten."

Mit Sonnenblumen zufüttern

Doch die Früchte reichen nicht für den ganzen harten Winter. Aber: "Haben sich die Beerenvorräte erschöpft, machen sich Rotkehlchen, Kleiber und Zaunkönig auch auf die Suche nach ein paar Raupen oder Puppen", sagt der Ornithologe Lachmann. Im Winter gibt es naturgemäß weniger Insekten. Aber wenn Gartenbesitzer im Herbst ihr Grundstück nicht ganz so sauber rausputzen, können Insekten die Haufen aus Ästen und Laub als Schutzräume zum Überwintern nutzen. Die Wilde Karde (Dipsacus fullonum), eine heimische Distelart, ernährt den Distelfink. Auch Königskerzen werden bis in den Winter von Vögeln angeflogen. Fällt das Thermometer unter Null, bildet sich Raureif, der die Blütenstände überzuckert - und das ist ein Hingucker für den Gärtner, auch wenn sich auf den hohen Blütenständen dann die Vögel niederlassen.

Wer selbst Vogelfutter produzieren will, sollte die Sonnenblume (Helianthus annuus) setzen, sagt Lachmann. Allerdings wird man nicht die Menge bekommen, die man benötigt, um ein Futtersilo über die Wintermonate zu füllen. Aber jeder Hobbygärtner kann so zufüttern. Wer mit Körnern und Samen zufüttert, sollte darauf achten, dass das Futter in Silos angeboten wird. Hier können die Tiere nicht im Futter sitzen oder darauf herumlaufen. "So verhindert man, dass das Futter durch Vogelkot verunreinigt wird", erläutert Lachmann.