Mal wieder Ausnahmezustand in Köln: Fans machen die Stadt zur Feiermeile.
Aufstieg des 1. FC KölnWie die Fans den letzten Spieltag erlebten

Die leichten Zweifel waren schnell verflogen: Der FC gab Gas, die Fans feierten.
Copyright: Meike Böschemeyer
Es war ein Fußballfest zum Abschluss der Saison: Mit einem fulminanten 4:0 sicherte sich der FC die Zweitliga-Meisterschaft und mit ihr den Wiederaufstieg in die erste Fußball-Bundesliga. Dabei ließ die Ausgangssituation durchaus Raum für ein Fiasko: Hätten die Geißböcke an diesem letzten Spieltag keinen Punkt geholt, wäre der Aufstieg gefährdet gewesen. Wohl auch deshalb versammelten sich die FC-Fans nicht nur vor dem Stadion, sondern auch zahlreich in Kneipen und Bars im ganzen Stadtgebiet, um ihre Mannschaft anzufeuern. Sie sollten einen der schönsten Fußballmomente dieser Saison erleben.

Der „Ruhende Verkehr“ war nach Spielende schnell im Mittelpunkt des Geschehens.
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Schon vor Anpfiff waren die Stadionwiese und die umliegenden Kneipen in Müngersdorf rappelvoll. Eine unglaubliche Menge aus E-Scootern und Leih-Rädern der KVB säumte den Gehweg auf der Aachener Straße auf Höhe des Militärrings, die „KVBike“-App zeigte zeitweise über 100 Fahrräder auf dem schmalen Abschnitt, über 50 E-Scooter zählte alleine Anbieter „Lime“. Auch im Ehrenfelder „Bumann & Sohn“ waren Bar und Biergarten bis auf den letzten Platz besetzt, die Stimmung schon bei der Hymne ausgelassen. Intensiv verfolgten die Fans auf insgesamt vier Bildschirmen das Spielgeschehen.
Ein Zwischenapplaus nach der ersten Torchance in der 11. Minute, dann nach einer weiteren starken Chance und dem ersten Tor in der 14. Minute stehender Jubel. Ausgelassene Stimmung, die sich im Laufe des Spiels immer weiter intensivierte, bis der Biergarten nach Abpfiff einer Tanzfläche glich - inklusive „Jamba de Janeiro“ aus den Lautsprechern der Kneipe. Im Stadion war die Euphorie umso mehr spürbar, und wie immer konnte der FC auf seinen Anhang bauen.
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Feiern mit der Vespa: Einmal Spalier für Rot-Weiß auf den Ringen.
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Kurz vor dem Spiel bereits Hochstimmung auf den Rängen, eine riesige Choreo der Ultras sorgte für Spektakel. Dennoch war bei manchen nach den vergangenen Tagen auch etwas Verunsicherung zu spüren. „Das waren schwierige Tage seit der Trainerentlassung“, meinte der 31-Jährige Leo aus der Südstadt nach einer verrückten Woche. Die Bedenken sollten aber schnell verfliegen: Von Beginn an drückte der FC, die Gesänge von den Rängen schienen ihn ebenso zu pushen wie Meistertrainer Friedhelm Funkel.
Während des Spiels schien die Unterstützung der Fans ein wichtiger Baustein für das erfolgreiche Spiel des FC zu sein, die junge Mannschaft wirkte wie beflügelt. Selbst Kaiserslautern-Fan Jürgen (43) war beeindruckt: „So eine Stimmung habe ich selten gesehen, Wahnsinn!“ Vereinzelt gab es Pfiffe gegen Lemperle bei dessen Einwechslung, aber die gingen in der Begeisterung schnell unter. Auch die Innenstadt wurde von der FC-Euphorie erfasst.

Da war die Stimmung noch angespannt: Es dauerte etwas, bis die Fans an eine sichere Rückkehr in die erste Liga glaubten.
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An der Sportbar „Joe Champs“ am Rudolfplatz standen die Fußball-Begeisterten bis an die Kante des Bordsteins, um einen Blick auf die Bildschirme zu haben. Schon aus der Ferne waren hier zu Beginn der zweiten Halbzeit die Fangesänge zu hören, ebenso wie vor dem Rathaus am Alter Markt. Dort hatten sich viele Fans im und vor allem vor dem „Rathaustreff“ eingefunden, so dass in der schmalen Gasse Richtung Seidmacherinnengäßchen kaum mehr ein Durchkommen war. Zurück im Stadion gab es nach dem Spiel den obligatorischen Platzsturm, Trainer und Spieler wurden mit Bier übergossen und von den Fans belagert.
Außerhalb des Stadions verlagerte sich die Party zum Aufstieg vor allem auf die Ringe: Ab 18 Uhr strömten immer mehr Fans in den Bereich zwischen Rudolf- und Friesenplatz, in dem sich auch die Bar „Joe Champs“ und die Beton-Plastik „Ruhender Verkehr“ von Wolf Vostell befinden. Insbesondere das bekannte Beton-Auto in der Mitte der Fahrbahn war in der Vergangenheit schon häufig Kulisse für Fanpartys geworden. Gegen 18.30 Uhr wurde das Gedränge auf dem Hohenzollernring so groß, dass die Polizei die Straße sperrte. Und in der kommenden Saison kommen dann auch wieder die großen Namen wie Leverkusen, Dortmund oder die Bayern nach Köln.