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Badeverbot im Rhein„Kein Planschbecken“ - Köln verschärft Regeln nach tödlichen Unfällen

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Die Retter der DLRG haben den Rhein im Blick und warnen vor den Gefahren.

Die Retter der DLRG haben den Rhein im Blick und warnen vor den Gefahren. 

Während die Sonne noch einmal zum Baden lockt, tritt in Köln das strikte Rhein-Badeverbot in Kraft. Nach neun Toten in diesem Jahr drohen künftig Bußgelder bis 1000 Euro. 

Die Menschen an der „Kölschen Riviera“ sind an diesem Spätsommer-Freitag in Badelaune. Vermutlich zum letzten Mal wird es an diesem Wochenende angenehm warm und eine Erfrischung wäre schön. Doch nicht mehr im Rhein. Das wissen die Bürger am Strand in Rodenkirchen, aber nicht alle finden das gut.

„Uns geht ein Stück Lebensqualität verloren“, sagte ein Anwohner in Badehose. Er kenne Rentner, die am Rhein in Rodenkirchen jeden Morgen schwimmen gehen. „Das fehlt den Menschen jetzt.“ Er forderte Alternativen, beispielsweise abgetrennte Bereiche am Rheinufer.

Experten warnen vor gefährlichen Strömungen

Doch die Experten von der Wasserschutzpolizei, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Kölner Feuerwehr und Ordnungsamt sehen das anders und warnen vor dem schönen Wochenende: „Der Rhein ist extrem gefährlich“, betonte dessen Leiter Ralf Mayer. Die Badegäste würden die Strömungen immer wieder massiv unterschätzen. Durch die Binnenschifffahrt gebe es immer wieder Ebbe und Flut, das Wasser ziehe sich zurück und komme dann schnell in Richtung Ufer zurück. „Der Druck ist oft so groß, dass man sich dann vielleicht nicht mehr auf den Füßen halten kann“, sagte Mayer weiter. Er befürwortet das Badeverbot ausdrücklich, das ab diesem Mittwoch gilt.

Badeverbot in Köln: Noch Aufklärung statt Strafen

Zur Kasse werden die Bürger aber noch nicht gebeten. Bis zum Ende des Jahres würde man noch davon absehen. „Wir setzen weiter auf Aufklärung“, betont Mayer. Die neuen Verbotsschilder seien noch nicht fertig. An 60 Standorten würden die Schilder am Rhein im gesamten Stadtgebiet aufgestellt. Künftig ist es nur noch erlaubt, bis zur Höhe der Knöchel in das Flusswasser zu gehen. Verstöße sollen mit einem Bußgeld von bis zu 1000 Euro geahndet werden. Hintergrund ist eine Reihe tödlicher Badeunfälle in diesem Jahr.

Gefahr durch Strömungen und kaltes Wasser

Ähnliche Badeverbote für den Rhein gelten neben Düsseldorf unter anderem in Duisburg, Krefeld und Neuss. In Flüssen gibt es starke und wechselhafte Strömungen. Schiffe können Strudel oder Unterströmungen mit Sogwirkung erzeugen. Auch erfahrene Schwimmer sind sehr gefährdet. Das Wasser in Flüssen ist oft kälter als erwartet, es drohen Schocks und Muskelkrämpfe, betonen Feuerwehr und DLRG erneut. Edgar Muth von der Wasserschutzpolizei betonte: „Der Rhein ist saugefährlich.“ Ihn regt die oftmals große Sorglosigkeit der Eltern am Ufer auf: „Kinder baden unbeaufsichtigt im Rhein und die Eltern daddeln dreißig Meter weiter auf ihren Handys. Das ist unfassbar.“ Das Badeverbot sei eine gute Sache.

Dies sieht auch die Kölner Berufsfeuerwehr so: 30 Mal seien die Retter bis zum September in diesem Jahr bereits wegen Personen im Rhein ausgerückt. 21 Personen seien gerettet worden oder hätten sich selber gerettet, doch neun Menschen wurden nicht gefunden. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2024 waren es 30 Einsätze dieser Art. „Der Rhein ist kein Planschbecken“, betonte Feuerwehrsprecher Ulrich Laschet.

Mahnung der Einsatzkräfte nach tödlichen Unfällen

Der Tod von Rheinschwimmer geht den Rettern immer sehr nahe. Nach dem Tod eines Familienvaters (48) in diesem Sommer in Rodenkirchen setzen die Einsatzkräfte eine bewegende Mitteilung ab. „Köln, bitte hört zu!“, schrieben die Einsatzkräfte auf Facebook. „Der Rhein ist kein Badeplatz. Er ist unberechenbar, eiskalt, reißend – und gnadenlos.“ Kein kurzer Badespaß sei das hohe Risiko wert. Die Kölner sollten weder „nur mit den Füßen“ noch „nur bis zu den Knien“ in den Rhein steigen – auch ein kurzes Abkühlen berge große Gefahren. „Schützt euer Leben – und eure Liebsten davor, euch so zu verlieren.“

Ausnahmen vom Badeverbot

Ausgenommen vom Badeverbot im Rhein sind das Ein- und Aussteigen beim An- und Ablegen von Wasserfahrzeugen, Kanufahren, Rudern und Angelsport, teilte die Stadt mit. Außerdem sind Feuerwehr und Wasserrettungsdienste vom Badeverbot ausgenommen, zum Beispiel bei Übungen im Rhein oder bei tatsächlichen Rettungseinsätzen, sowie genehmigte Veranstaltungen mit ausdrücklicher Erlaubnis der Stadt Köln.