Köln – Das Geschäft mit dem Stoff, aus dem die Träume sind, ist riesig. Jedes Jahr bringen die Profifußball-Clubs drei Trikots auf den Markt, manchmal sogar mehr. Die Nachfrage ist in jedem Jahr groß. Um der Liebe zu seinem Verein Ausdruck zu verleihen, nehmen die Fans dabei immer weiter steigende Preise in Kauf. Doch in diesem Jahr ist das Sortiment bei den Händlern drei Wochen vor Saisonstart erstaunlich dünn.

Viele Händler warten noch auf die Lieferung

Etwa bei Galeria Karstadt Kaufhof auf der Schildergasse. „Die neuen FC-Trikots haben wir noch gar nicht da“, sagt ein Mitarbeiter. Während die Leibchen des neuen Ausstatters Hummel exklusiv in den FC-Fan-Shops wie im Hauptbahnhof zu haben sind, warten andere Händler noch auf die Lieferung. Die alten Trikots des Ausrüsters Uhlsport , darunter auch das Karnevals-Trikot, halten im Kaufhof die Stellung – immerhin zu deutlich reduziertem Preis. Erst ab dem kommenden Montag gingen die neuen Trikots in den freien Verkauf, lautet die Auskunft. Wie viele dann kommen? Ungewiss. Schuld seien Corona und die unterbrochenen Lieferketten, nun auch noch der Krieg, vermutet ein Verkäufer. Man könne nur abwarten und dann auf die Kleiderständer hängen, was hereinkommt, sagt er. „Vielleicht verrotten die auch in irgendwelchen Überseecontainern.“

Auch bei „Sport Scheck“ ist noch Warten angesagt

Auch auf der anderen Straßenseite bei „Sport Scheck“ ist das Trikot-Angebot noch ausbaufähig. Trikots von Borussia Mönchengladbach und Bayern München sind da, aber die neuen Hemdchen des FC sucht man vergeblich. Auch hier ist der Warenbestand nicht gerade üppig: Ins Auge fällt vor allem das quietschgelbe Auswärtstrikot von Juventus Turin, ein Liebhaberstück für Fußball-Fans mit besonderem Geschmack. „Es kommt derzeit alles verzögert herein“, sagt ein Mitarbeiter. Und das neue WM-Trikot der Nationalmannschaft (siehe Infotext)? Schulterzucken. „Noch gibt es keine Informationen. September oder Oktober vielleicht.“

Warten auf das deutsche WM-Trikot

Wird es ein graues Zick-Zack-Muster? Zieren die Ärmel schwarz-rote oder gar goldene Applikationen? Ist das Ausweichtrikot wie zuletzt bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr komplett schwarz, grün wie zuletzt bei der WM 2018 in Russland oder gar rot wie bei der Heim-WM 2006 oder rot-schwarz wie beim WM-Titel in Brasilien 2014? Vermutungen, wie das Trikot der deutschen Nationalmannschaft für die WM 2022 Ende des Jahres aussehen wird, kursieren im Netz viele. Offiziell bestätigt hat Ausrüster Adidas bisher nichts.

Knapp vier Monate vor Turnierbeginn ist das durchaus ungewöhnlich. Denn normalerweise veröffentlicht der Sportartikel-Hersteller die Heimtrikots für die Großturniere traditionell mit großem Tam-Tam im November des Vorjahres. Im März folgt dann das Auswärtstrikot für die im Juni beginnenden Endrunden von Welt- oder Europameisterschaften.

In diesem Jahr ist allerdings einiges anders. Denn die WM-Endrunde in Katar beginnt nun mal nicht im Juni, sondern am 21. November. Wann es in diesem Jahr soweit ist mit den Trikots? Unklar. Manche Quellen gehen vom September aus. Dann tritt das deutsche Team in der Nations League gegen Ungarn und England an. Andere rechnen mit der Präsentation erst zwei Wochen vor Turnierstart.

Das englische Portal Footy Headlines, das auch in der Vergangenheit schon einmal richtig lag mit sogenannten Leaks, rechnet mit einem weißen Heimtrikot, verziert mit grauem Zick-Zack-Muster und goldenen Streifen. Glaubt man der Quelle, können sich die Fans für das Ausweichtrikot auf eine neue Farbkombination einstellen: schwarz, gold und kastanienbraun. (sim)

Mit aktuellem Stand gebe es keine außerplanmäßigen Verzögerungen, sagt FC-Sprecherin Lil Zercher. „Die beiden bisher präsentierten Trikots – Heim- und Auswärtstrikot – sind in allen FC-Fanshops und online verfügbar. Das Ausweich- und Torwarttrikot sind wie in unserem Zeitplan vorgesehen, noch nicht gelauncht.“ Auch die Lieferzeit für Bestellungen im Online-Shop betrage die üblichen zwei bis drei Tage. Bei beflockten Trikots kämen wenige Tage oben drauf. „Die Verkäufe sind unseren Erwartungen gemäß gut angelaufen“, erklärt Zercher. Dass der Club zunächst ein exklusives Verkaufsrecht hat, ist normal und auch bei anderen Clubs und Herstellern üblich. Auch Ausrüster Hummel bestätigt: Es laufe alles nach Plan. Der Einzelhandel sei bereits beliefert worden. Wann die Trikots dort in die Geschäfte gingen, liege aber nicht in der Hand des Ausrüsters.

Wer sich für die neue Saison neu einkleiden möchte, muss dabei tief in die Tasche greifen. Das ist nicht erst seit dieser Saison so. Spitzenreiter bei der Trikotpreisen ist Eintracht Frankfurt. Die Hessen rufen 90 Euro für das Heimtrikot ohne Flock auf. Beim FC Bayern München, RB Leipzig, Hertha BSC Berlin und Werder Bremen kostet das Trikot fünf Cent weniger. Der 1. FC Köln liegt mit 79,95 Euro eher im unteren Mittelfeld. Wer sich zusätzlich mit passender Hose und Stutzen eindecken will, zahlt insgesamt 132,85 Euro. Wer dazu seinen eigenen Namen auf dem Rücken und das Bundesliga-Logo auf dem Ärmel tragen will, legt 170,25 Euro hin. Am unteren Ende des Preisvergleichs liegt übrigens der FC Augsburg mit 74,95 Euro für das unbeflockte Trikot.