Berliner CDU-BebenSo reagiert der Kölner Karneval auf Kramp-Karrenbauers Rückzug

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Wat willste maache? Annegret Kramp-Karrenbauer (r.) mit Angela Merkel (M.) und Ursula von der Leyen.

  • Der Rückzug der CDU-Chefin liefert den Narren frischen Stoff.
  • Es müssen aber nun auch Karnevalswagen umgebaut werden.
  • Auch das Thüringer Wahldebakel ist Thema in den Sälen.

Köln – Vor ihrem Rückzug von der Parteispitze hatte Annegret Kramp-Karrenbauer schon den Verzicht auf den Karneval bekannt gegeben. Die CDU-Chefin werde nicht im Narrengetümmel auftreten, ließ sie mitteilen, ihre Geschlechterwitzelei hatte im Vorjahr eine veritable Politkrise ausgelöst. Dass sie mit der Ankündigung ihres Rücktritts nun doch sehr prominent im Fastelovend vertreten ist, ist fast schon einen Tusch wert.

Das Berliner Beben hat die Jecken am Rhein ganz schön durchgeschüttelt. In den Motiven des Kölner Zochs ist AKK längst verplant. Ihr Platz ist an der Theke, da, wo getreu dem Veedelslied der Fööss sonst die Männer stehen. Als Prinz Karneval hat die Noch-Parteichefin mit „Angie“ Merkel und „Uschi“ von der Leyen nicht nur den Eierlikör im Griff. Und nun? Alles neu? Greift Friedrich Merz als Köbesallgewalt ein? Oder wird doch Armin Laschet neuer Kneipenchef?

Das Festkomitee erklärte, man werde reagieren. Der Umbau eines Wagens sei ebenso Option wie ein Neubau. Grundsätzlich sind alle Persiflagewagen an die Gesellschaften vergeben, einer bleibe aber bis zum Schluss offen. „Wir haben auch schon in der Nacht vorm Rosenmontag einen Wagen gebaut“, sagt Festkomitee-Sprecherin Tanja Holthaus. Auch Düsseldorfs Wagenbauer Jacques Tilly sieht die politischen Umwälzungen sportlich: Die Eruption von Thüringen sei doch für jeden Karikaturisten ein gefundenes Fressen. Zudem alarmiere ihn der Aufstieg der AfD, das Thema sei „brandwichtig“. Rein handwerklich sei es eine schöne Aufgabe, Kramp-Karrenbauer abzubilden. „Sie hat ein konturscharfes, dankbares Gesicht, da müsse man nur zuspitzen, ebenso wie Merz mit seinem kantigen Kinn, Laschet sei eher die gemütliche Grinsekatze. Traditionell baut Tilly die Düsseldorfer Wagen erst kurzfristig und hinter verschlossenen Türen. Auch die Redner haben in den letzten Tagen ihre Programme umformuliert. Bernd Stelter witzelte mit Gitarrenbegleitung vom „Sturmtief Sabine“ und „Umfragetief Annegret“. Kollege Guido Cantz löste das Kürzel AKK einmal als „Angedachte Kanzler-Kandidatin“ auf, nun aber als „Annegret kippt Kandidatur“. 203 Auftritte hat Cantz in dieser Session. Alles, was sich zum Ende hin aktuell verarbeiten lasse, sei „eine Wohltat“, findet er.

Thüringer Bratwürste werden schnell braun

Und das ist in dieser Session einiges. Beim Orden wider den tierischen Ernst in Aachen hatte er noch über die Absage der FDP-Granden Christian Lindner und Wolfgang Kubicki gewitzelt: „Die mussten zu einer Grillparty mit Thüringer Rostbratwürstchen.“ Aber aufgepasst: „Die werden schnell braun.“ Tusch. Rakete. Alaaf. Thüringen sei auf der Bühne fast durch, sagt Cantz, man müsse das Programm frisch halten. Generell gilt: „Aktualität schlägt Pointe.“ Soll heißen: Dem Publikum gefallen aktuelle Bezüge, auch wenn der Gag eher schmal ausfällt. Zu Merz dichtet der kölsche Comedian: „Wenn der mit 64 Jahren die CDU aufbauen soll, dann kann auch Pierre Littbarski den FC retten.“

Insgesamt verabreichen die Redner politischen Inhalte in verträglichen Dosen. Mit Brexit, Trump oder Erdogan-Gags schwimmt man in der Bütt in applaussicherem Fahrwasser. Bei der AfD wird es schwieriger. Martin Schopps hat in seinem Beitrag ein klares Statement: „Aus Protest AfD zu wählen, das ist wie beim Wirt, dessen Bier nicht schmeckt, aus der Kloschüssel zu trinken.“ Rumms. Der würde auch auf jeder Arsch-huh-Kundgebung zünden. Sitzungspräsident Volker Weininger belässt es bei der versoffenen Weltsicht, und Martin Schopps’ Vater Fritz reimt sich als „Et Rumpelstilzchen“ durch die Politlandschaft: „AKK vor Neid erblasst, weil sie nicht in Merkels Hosenanzug passt.“ Das ist gefälliger als eine AfD-Tirade und erspart wohl auch Ärger. Er habe nach kritischen Nummern schon bitterböse Post bekommen. „Das muss man aushalten.“ Aber sicherer ist der: „Der Berliner Flughafen ist immer noch zu, aber Klinsi und Kramp-Karrenbauer sind schon geflogen.“ 

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