Der „Runde Tisch Frieden Chorweiler“ nutzt die Friedensglocke als Symbol für interkulturelles Miteinander – und erhält dafür den Ehrenamtspreis.
EhrenamtspreisSo bringt Chorweiler Menschen mit der Friedensglocke zusammen

Diakon Michael Oschmann setzt sich in seiner Katholischen Kirchengemeinde Hl. Johannes XXIII für Frieden und Verständigung ein.
Copyright: Johannes Spätling
Der Kölner Stadtteil Chorweiler wird gerne als sozialer Brennpunkt bezeichnet, als gefährlicher Ort, oder als Veedel, in dem Menschen sich nicht integrieren wollen und in Parallelgesellschaften leben. Wer genau hinsieht, stellt fest, dass es vor Ort auch einige Menschen und Vereinigungen gibt, die genau das Gegenteil beweisen.
Einer dieser Menschen ist Michael Oschmann, Diakon in der Katholischen Kirchengemeinde Hl. Johannes XXIII in Chorweiler. Er ist in einer Gemeinde tätig, die in ihrer Ausgangslage ganz anders ist als viele Kölner Kirchengemeinden, und die mit anderen religiösen und gesellschaftlichen Gruppen Basisarbeit für Frieden und Verständigung leistet. 13 verschiedene Gruppen und Vereinigungen sind seit über zehn Jahren in Austausch miteinander, um das soziale Leben in Chorweiler zu verbessern und um Verständigung und Miteinander herzustellen. Die Initiative nennt sich „Runder Tisch Frieden Chorweiler“ und dient der Stärkung des friedlichen Zusammenlebens auf interkultureller und interreligiöser Basis. Für seine ehrenamtliche Tätigkeit erhält der „Runde Tisch Frieden Chorweiler“ am 7. September im Rathaus den Ehrenamtspreis KölnEngagiert 2025, in der Kategorie „Miteinander-Preis“.
Friedensglocke symbolisiert Wunsch nach Frieden
Alles fing mit einer Glocke an: Im April 2014 wurde in Chorweiler das Friedensfest gefeiert, welches die Katholische Pfarrgemeinde anlässlich der Heiligsprechung des Papstes Johannes XXIII. für alle Menschen des Veedels unter Mitwirkung von ortsansässigen Religionsgemeinschaften und Vereine auf die Beine stellte. Im Zentrum des Festes stand die Friedensglocke, geschaffen aus verschiedenen Erden aus aller Welt, eingebettet in die Heimaterden vieler Menschen aus Chorweiler, wo über 100 Kulturen und Nationen tagtäglich zusammenkommen. So wurde die Friedensglocke auf dem Pariser Platz gegossen - geschmückt mit den Handabdrücken von fünf Pänz aus fünf Erdteilen, symbolisiert die Glocke die Sehnsucht der Menschen nach Frieden.
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Dies allein reichte einigen Menschen, die hier zusammenkamen, jedoch nicht aus, wie Diakon Oschmann beschreibt: „2014 wurden die Konflikte überall auf der Welt zunehmend gewalttätiger, die Folge waren Flucht und Vertreibung. Besonders diejenigen in Chorweiler, die Verwandte und Freunde in den Kriegsgebieten haben, waren in großer Sorge. Das Bedürfnis nach gemeinsamen Gesprächen und einem gemeinsamen Zeichen für den Frieden wuchs. Der damalige Pfarrer Neukirchen organisierte daraufhin im August 2014 den ersten Chorweiler Abendfrieden auf dem Pariser Platz.“ Diese Zusammenkunft findet bis heute monatlich statt, greift die Sorgen der Menschen auf und gibt den Anwesenden nach dem Läuten der Friedensglocke auf dem Pariser Platz die Möglichkeit, mit anderen ins Gespräch zu kommen.
13 Religionsgemeinschaften gehören dem „Runden Tisch Frieden“ an
Aus dem „Chorweiler Abendfrieden“ entwickelte sich schließlich 2015 der „Runde Tisch Frieden“. Diesem gehören derzeit 13 christliche, jüdische und muslimische Religionsgemeinschaften sowie weitere Institutionen an. An den Sitzungen nehmen neben Repräsentanten der Kirchengemeinde Johannes XXIII und der früheren Bezirksbürgermeisterin Cornelie Wittsack-Jung auch Vertreter der Synagogen-Gemeinde Köln, der Syrisch-Orthodoxen Kirche, der DITIB Chorweiler Moschee, der Alevitischen Gemeinde Köln, der Stadt Köln, der Neuapostolischen Kirche Köln-Nord, des Vereins Leben in Chorweiler, der St. Dimitros Gemeinde Köln, der Evangelischen Gemeinde Pesch, des Eritreischen Sozial- und Kulturvereins sowie der Evangelischen Hoffnungsgemeinde im Kölner Norden teil.

Auf der Friedensglocke sind Handabdrücke von fünf Kindern aus verschiedenen Kontinenten zu sehen.
Copyright: Johannes Spätling
Der Runde Tisch Frieden ist jedoch kein reiner Gesprächskreis – im Gegenteil: „Die Ausrichtung des Runden Tisches ist zwar in erster Linie der Austausch. Seine zweite Funktion ist jedoch auch der Anstoß für Politik oder gesellschaftliche Belange in Chorweiler. Wir sind mit den Behörden und der Politik gut vernetzt und regen zahlreiche öffentliche Aktionen an – beispielsweise Demonstrationen oder Nachbarschaftshilfen.“ Im Schnitt seien es 20 Vertreter der Mitgliedsvereinigungen, welche sich gegenseitig besuchten – stets lade ein anderer Vertreter ein, erklärt Oschmann.
Das Herzstück der Initiative bleibt die Friedensglocke: „Sie symbolisiert nicht nur den Wunsch der Menschen nach Frieden innerhalb einer Gesellschaft, sondern auch die Sehnsucht nach Frieden zwischen den Staaten. Das Läuten der Friedensglocke jeden Monat erinnert uns in Chorweiler daran, dass man an einem Ort in Vielfalt friedlich leben kann“, hebt Oschmann hervor.
Aus Chorweiler soll mit der transportablen Friedensglocke ein Zeichen für den Frieden auch an andere Orte getragen werden. Bei vielen Veranstaltungen für ein friedliches Zusammenleben weit über den Stadtbezirk hinaus wurde die Friedensglocke bereits angeschlagen – eine Ausleihe kann jederzeit bei der Kirchengemeinde angefragt werden. Ein ganz besonderer Einsatz der Friedensglocke ist zudem am 28. September geplant: Auf dem Pariser Platz richtet der Runde Tisch Frieden ein Friedensfest am Tag der Religionen aus – diesmal ganz im Zeichen der Bewahrung der Demokratie. Michael Oschmann betont: „Die Demokratie müssen wir aktuell ganz besonders schützen und bewahren – auch daher macht uns die Auszeichnung im Rahmen von KölnEngagiert stolz. Sie gibt uns Kraft und Mut, weiter öffentlich laut zu sein und die Glocke zu schlagen.“