Seit Monaten werden hunderte genommene DNA-Spuren ausgewertet und Männer aufgefordert, eine Speichelprobe abzugeben.
Cold Case aus KölnErstmals Speichelprobe im „Fall Caglar“ angeordnet
Der große Cold-Case-Fall um die ermordete Petra Nohl vor über 36 Jahren ist erst einmal aufgeklärt. Ein 57-Jähriger ist am Freitag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Für einen zweiten uralten Kriminalfall hoffen die Kölner Polizei und die Angehörigen ebenfalls auf eine Festnahme und eine Aufklärung. Damit dies geschehen kann, haben die Ermittlungsbehörden die Zügel angezogen. Es geht um den Fall der ermordeten Seckin Caglar (16) im Jahr 1991.
Seit Monaten werden hunderte genommene DNA-Spuren ausgewertet und Männer aufgefordert, eine Speichelprobe abzugeben. In einem Fall ist ein Mann nun per Gerichtsbeschluss dazu verpflichtet worden, eine Speichelprobe abzugeben. Dies teilte die Kölner Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Rundschau mit. „Die Auswertung mit der Täter-DNA verlief negativ“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. Es sei nicht auszuschließen, dass es in der Zukunft weitere ähnliche Gerichtsbeschlüsse geben werde, teilte die Anklagebehörde weiter mit. Über 300 Speichelproben sind nach dem Beginn eines Massengentests in Poll im März 2023 genommen worden. Derzeit werden noch etwa 70 Speichelproben untersucht. „Diese Proben werden derzeit durch außerbezirkliche Polizeidienststellen eingeholt“, ergänzte Bremer. In einem Fall wurde auch eine DNA von einer toten Person genommen, sie stand kurz vor der Einäscherung.
Fall Caglar: Was war geschehen?
Rückblick: Die 16-jährige Seckin Caglar hatte am 16. Oktober 1991 um 18.40 Uhr ihre Arbeitsstelle in einem Coop-Supermarkt an der Siegburger Straße verlassen und war nie zu Hause angekommen. Die junge Frau hatte erst wenige Tage in dem Markt gearbeitet. Üblicherweise fuhr die junge Frau mit der Linie 7 von der Station „Salmstraße“ bis „Poll-Autobahn“, um von dort zur Elternwohnung zu gehen. Familienangehörige suchten die 16-Jährige und fanden ihre Leiche schließlich am nächsten Tag in einem Gebüsch nahe der Haltestelle „Poll-Autobahn“. Am Abend zuvor war sie getötet worden. „Sie ist einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen“, sagte Mordermittler Markus Weber.
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Bis heute ist unklar, wann Seckin auf ihren Mörder traf, teilte die Polizei weiter mit. Ob in der Bahn, an den beiden Haltestellen oder zufällig am Tatort alles sei möglich. Dass der Täter sich spontan zu dem Verbrechen entschloss, davon gehen die Ermittler aus. Ein persönlicher Bezug zu Poll sei nicht auszuschließen. Vielleicht wohnte der Täter damals im Bereich des Tatortes und lebt heute noch dort. Vielleicht aber war er in der Nähe bei jemandem zu Besuch oder hatte seine Arbeitsstelle in der Nähe, heißt es von den Ermittlern.
Auch die Angehörigen setzen weiter auf die Arbeit der Polizei und mögliche Zeugen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass damals keiner was gesehen oder gehört hat“, sagte der Bruder der damals 16-Jährigen.