Die zwei Seiten des EbertplatzesErneute Gewalttat in dunklen Gängen des Platzes

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Die dunklen Zugänge zu den Bahnsteigen der Stadtbahnen erhalten nun Überwachungskameras.

  • In den Sommertagen zeigt sich der Platz von seiner schönen Seite. Doch es gibt auch die hässliche Seite.
  • Und die kam wieder am Freitagabend deutlich zum Vorschein. Plötzlich nehmen wieder Blaulicht, Martinshorn und Polizeikräfte den Platz in Beschlag.
  • Erneut gab es eine Bluttat – wohl im Drogenmilieu.

Köln – Menschen sitzen in Liegestühlen und genießen ein Kölsch, der Springbrunnen läuft und Kölner kleben ihre Lieblingsfotos vom Ebertplatz an eine Wand – in den Sommertagen zeigt sich der Platz von seiner schönen Seite. Doch es gibt auch die hässliche Seite – und die kam wieder am Freitagabend deutlich zum Vorschein.

Plötzlich nehmen wieder Blaulicht, Martinshorn und Polizeikräfte den Platz in Beschlag. Erneut gab es eine Bluttat – wohl im Drogenmilieu. Ein 25-Jähriger soll einem 34-Jährigen mit einem Stich in den Bauch eine lebensgefährliche Verletzung zugefügt haben. In der Klinik konnte dem Opfer das Leben gerettet werden. Am Samstag sprach die Polizei von einem „stabilen Zustand“.

Kioskmitarbeiterin hat Tat kommen sehen

Diese brutale Auseinandersetzung geschah am Rande der Platzfläche, den dunklen Gängen zur U-Bahnhaltestelle. Dorthin haben sich die Drogengeschäfte verlagert, seit auf der Platzfläche zahlreiche Kameras von der Polizei angebracht wurden. Eine Mitarbeiterin in einem Kiosk im Tunnel zur Haltestelle „Ebertplatz“ hat dies kommen sehen. „Oben auf dem Platz ist alles schön. Bei uns hier unten gehen die Geschäfte weiter“, betonte die Verkäuferin. „Wir haben dies häufig der Polizei, KVB und Stadt gesagt“, ergänzte die Frau.

KVB installiert Videoanlage

Um das Sicherheitsgefühl für ihre Fahrgäste zu erhöhen, installieren die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) nun auf der sogenannten Verteilereben am Ebertplatz 13 Überwachungskameras. Über die Abgänge der Verteilerebene kommen Passanten zu den Bahnsteigen der Haltestelle „Ebertplatz“.

Die Kameras sollen vor allem Dealer und Gewalttäter abschrecken und damit den Weg zu den Bahnen, aber auch zu dem Kiosk auf der Zwischenebene sicherer machen. Die KVB denkt dabei auch an ihre Mitarbeiter, die den Ebertplatz für Fahrerwechsel und Pausenaufenthalte nutzen.

Die Polizei und auch Kölns Stadtdirektor Stephan Keller kritisierten immer wieder, wenn der Ebertplatz erneut zum Schauplatz für Auseinandersetzungen zwischen Drogenverkäufern wurde, dass die Dealer nicht zuletzt die dunklen Zugänge benutzen würden, um sich zügig den Kontrollen durch die Ordnungskräfte zu entziehen. (ngo)

Zum Glück sei das Geschäft am Freitagabend schon geschlossen, „sonst hätten wir dies vielleicht mitbekommen“. Es gebe zwar Kontrollen in den unterirdischen Gängen, „aber nicht genug“. Nun sollen auch in den dunklen Gängen Kameras von der KVB eingebaut werden (siehe Kasten). Die Bluttat vom Freitagabend wurde nicht von einer Überwachungskamera aufgezeichnet, dies bestätigte auch die Kölner Polizei am Sonntag.

Motiv noch nicht geklärt

Eine Mordkommission will nun die Hintergründe der erneuten blutigen Auseinandersetzung klären. Wie die Rundschau erfuhr, ist der 25-jährige Tatverdächtige den Ermittlungsbehörden mehrfach wegen Drogendelikten bekannt. Der Mann stammt aus der Hauptstadt von Guinea, Conakry, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. Es war am Sonntag geplant, den 25-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung einem Haftrichter vorzuführen. Anfangs wurde der Angriff als versuchtes Tötungsdelikt gewertet.

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Auch das Opfer, ein in Köln lebender Mann, ist der Polizei wegen Drogendelikten bekannt. Um was es genau am Freitagabend vor der Attacke ging, konnte zunächst nicht geklärt werden. Es wird in Polizeikreisen vermutet, dass es Streit um Drogengeschäfte gegeben hat. Aber sicher ist das noch nicht: „Das Motiv ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird noch ermittelt“, sagte eine Polizeisprecherin.

Verletzt wurde das Opfer mit einem „spitzen Gegenstand“. Ob es ein Messer oder eine Scherbe einer Bierflasche war, wie bei einem tödlichen Angriff auf dem Ebertplatz im Jahr 2019, teilte die Polizei nicht mit. Ein 25-jähriger Somalier war damals ums Leben gekommen. Im Jahr 2017 war ein 22-jähriger Drogendealer aus Ghana auf dem Platz erstochen worden.

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