Der „Verräter“ bestreitet die Tat: Im Drogenprozess in Köln bestreitet ein 22-Jähriger die Weitergabe von Informationen über eine Marihuana-Lagerhalle.
Kölner DrogenkriegAngeklagter äußert sich erstmals zu Vorwürfen

Die Polizei beim Einsatz gegen die Drogenbande in einer Villa in Rodenkirchen.
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Am Anfang des sogenannten Drogenkriegs vom Sommer 2024, der Köln und die Region über Tage mit einer beispiellosen Gewaltspirale mit mehreren Explosionen und brutalen Geiselnahmen in Atem hielt, soll laut den Ermittlungen ein Verrat gestanden haben. Ein 22-Jähriger soll ausgeplaudert haben, dass eine Kalker Drogenbande in einer Lagerhalle in Hürth 700 Kilogramm Marihuana lagerte. Wenig später überfielen bewaffnete Täter die Halle und raubten rund die Hälfte des Marihuanas. Seit Anfang April steht der 22-Jährige mit zwei weiteren jungen Männern wegen Besitz und Handels einer verbotenen Menge Marihuana vor der 23. Großen Strafkammer am Landgericht. Bislang hatte der Mann geschwiegen, am Mittwoch, dem elften Verhandlungstag brach der Mann sein Schweigen und äußerte sich erstmals über seinen Verteidiger zu den Vorwürfen.
„Mit dieser Aussage möchte ich mich heute offen und ehrlich zu meiner Rolle äußern und Verantwortung übernehmen für die Taten, die ich begangen habe oder an denen ich beteiligt war“, hob Verteidiger Wolfgang Kutsch bei der Verlesung der Erklärung des 22-Jährigen an. Wer nun aber ein Geständnis erwartete, wurde enttäuscht. Der 22-Jährige bestritt den Lagerort des Marihuanas in Hürth an die späteren Räuber eines erheblichen Teils des Stoffs verraten zu haben. „Wofür ich keine Verantwortung übernehmen kann und werde, ist der Raub, an dem ich laut Anklage beteiligt gewesen sein soll“, sagte Kutsch für seinen Mandanten. Und weiter: „Ich sage es klar und deutlich: Ich war in keiner Form in den Raub verwickelt. Ich habe nicht daran teilgenommen, war nicht am Tatort und habe niemandem von den Betäubungsmitteln in der Halle in Hürth erzählt.“
Handy in Tatortnähe eingeloggt
Warum am 22. Juni 2024, dem Tag des Raubes, dennoch sein Handy angeblich zehn Minuten in Tatortnähe eingeloggt gewesen sein soll, könne er nicht erklären. Der 22-Jährige stellte stattdessen ein Gedankenexperiment an: „Wenn ich derjenige gewesen wäre, der anderen Personen den Standort der Drogen verraten hätte, warum hätte ich dann für zehn Minuten dorthin fahren sollen? Warum hätte ich als ein angeblicher Verräter riskieren sollen, dort gesehen und erkannt zu werden?“
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Vielmehr sei er am Abend des Raubes zunächst in einer Shisha-Bar auf der Keupstraße gewesen. Anschließend sei er mit einem Bekannten — der ebenfalls in dem Tatkomplex als Beschuldigter geführt wird — in Köln unterwegs gewesen. Als der Raub in Hürth bereits gelaufen sei, habe er sich mit dem Bekannten und weiteren Personen in der Weidengasse zum Essen getroffen. Während des Essens sei sein Bekannter dann angerufen worden. Anschließend habe er gesagt, er müsse weg, es sei etwas passiert.
Der Prozess wird fortgesetzt.