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Haltestelle PiusstraßeGraffiti überdeckt Kunstwerk – Kölner SPD wirft Stadt Gleichgültigkeit vor

Lesezeit 3 Minuten
Bilder aus der U-Bahn-Haltestelle Piusstraße

Das ursprüngliche Kunstwerk von Gerd Winner in der Haltestelle „Piusstraße“ ist kaum noch zu erkennen.

Die SPD-Fraktion in der Ehrenfelder Bezirksvertretung wirft der Stadt Köln Gleichgültigkeit gegenüber des Kunstwerks von Gerd Winner vor.

Obwohl es im Untergrund versteckt ist, stößt das Kunstwerk auf großes Publikumsinteresse. Allerdings bestaunen die KVB-Fahrgäste eher die neuesten Graffiti, die die etwa 40 Tafeln von „City Light Motion“ des Künstlers Gerd Winner an den Wänden der U-Bahn-Haltestelle Piusstraße mittlerweile fast völlig verdeckt haben.

Wegen dieser insgesamt knapp 200 Meter langen Arbeit hatte die frühere Dombaumeisterin Professorin Dr. Barbara Schock-Werner den Haltepunkt immerhin einmal als „die großstädtischste der Kölner Haltestellen“ bezeichnet.

SPD kritisiert Stadt Köln – Rekonstruktion gefordert

Dies zitiert die SPD-Fraktion in der Ehrenfelder Bezirksvertretung in einem Antrag und erhebt einen schweren Vorwurf gegen eine Stadt, die sich gern als Kunstmetropole feiert: „Mit ihrer Gleichgültigkeit gegenüber einem ihrer bedeutsamen Kunstwerke im öffentlichen Raum stellt sich die Stadt Köln ein Zeugnis beschämender Ignoranz aus.“

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Die Genossen fordern, Winners Arbeit „unverzüglich zu rekonstruieren und dauerhaft durch eine Anti-Spray-Folie zu schützen oder auf die Rückseite von Glasscheiben zu drucken.“

Restaurierungsarbeiten an Haltestelle „Leyendecker Straße“ im Jahr 2014

Der Antrag hat eine längere Vorgeschichte. Schon bei der Planung der unterirdischen Bahnhöfe der Linien 3 und 4 ab dem Hans-Böckler-Platz, die 1989 beziehungsweise 1992 in Betrieb genommen wurden, spielte die aufkommende Sprayer-Szene eine Rolle. Indem man die Haltestellen von Künstlern gestalten ließ, hoffte man, Vandalismus zu unterbinden. Schließlich gehört es unter Street-Art-Künstlern – und solchen, die es werden wollen – zum guten Ton, nicht die Arbeiten von „Kollegen“ zu übersprühen.

Das ging etwas länger als ein Jahrzehnt lang gut, dann tauchten vor etwa 20 Jahren die ersten Schmierereien an den Wänden der Haltestellen auf – und mit ihnen entsprechende Anträge in der Bezirksvertretung auf Säuberung und einen wirksamen Schutz der Kunstwerke.

Im Jahre 2014 wurden endlich umfassende, damals auf Kosten in Höhe von rund 450.000 Euro bezifferte Restaurierungsmaßnahmen in der Haltestelle „Leyendecker Straße“ durchgeführt. Die war seinerzeit neben der „Piusstraße“ in besonderem Maße von Vandalismus betroffen.

Aber in der „Leyendecker Straße“ musste aus anderen Gründen gehandelt werden: Die Rigips-Platten an den Decken und Wänden, auf denen Künstlerin Ulrike Utaz die Ehrenfelder Geschichte vom Ackerland bis zum Industrievorort samt pflügenden Bauern, Gäulen, roten Schweinchen und Fabrikschloten farbig dargestellt hatte, begannen sich zu lösen und mussten aus Gründen der Verkehrssicherheit neu befestigt werden. Dabei wurden die Tafeln in einem zweiten Schritt gereinigt und mit einer Schutzschicht versehen.

Erster Reinigungsversuch an der „Piusstraße“ scheiterte

Im Fall der „Piusstraße“ war da schon längst klar, dass es mit feucht durchwischen nicht getan sein würde. Schon 2007 ließ das Amt für Brücken und Stadtbahnbau dort einen ersten Reinigungsversuch durchführen, der allerdings kläglich scheiterte. Denn Gerd Winners Werk ist eine Kombination aus Malerei, Fotografie und Siebdruck, die zu säubernden Flächen sind sehr unterschiedlich beschaffen. Herkömmliche Scheuermittel können deshalb schwere Schäden anrichten.

Danach wollte sich die Verwaltung schlaumachen, ob es mögliche Spezialverfahren gebe. Auch eine aufwändige Restauration wurde in Betracht gezogen – immer in Absprache mit dem Künstler selbstverständlich, schon aus Gründen des Urheberrechts. Dann verschwand das Thema in der Versenkung.

Nun versucht die Ehrenfelder SPD Druck zu machen: Wenn der Beschluss, den die BV bei Enthaltung der Fraktion Die Linke/Die Partei einstimmig verabschiedete, nicht innerhalb der nächsten drei Monate umgesetzt wird, muss die Verwaltung zumindest einen Sachstandsbericht vorlegen. Darüber hinaus soll der Antrag auch dem Ausschuss Kunst und Kultur vorgelegt werden.

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