Ein Beitrag zur StadtentwicklungAusstellung zum Mies van der Rohe Award in Köln

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Transparent, offen und ineinander greifend: Das „Town House“ in London. 

„Es geht vielleicht gar nicht so sehr um die Objekte an sich. Sondern mehr darum, wohin sich die Architektur entwickelt.“ Peter Köddermann von Baukultur NRW sieht in der künftigen Stadtentwicklung ein ganz zentrales gesellschaftliches Thema. Und so scheint es nur logisch, dass beim diesjährigen „Mies van der Rohe Award“ in erster Linie Gebäude Berücksichtigung fanden, die nicht Solitäre ohne Bezug zu ihrer Umgebung sind.

Der Gewinner, das Town House der Kingston University of London von den Dubliner Grafton Architects, ist so ein Beispiel. Ein Campusgebäude mit offener Struktur, ineinander greifenden Räumen und einer klaren, nach außen hin transparenten Nutzung.

534 Bewerbungen aus 40 Ländern

534 Bewerbungen aus 40 Ländern gingen bei der Jury ein. Eine Auswahl davon ist nun in einer Ausstellung im Haus des Landschaftsverbandes Rheinland zu sehen. Es ist die einzige in Deutschland und gleichzeitig der erste Aufschlag einer Europa-Tour, die unter anderem in Brüssel, Wien, Belgrad und Dublin Station machen wird. Koordiniert hat sie Jordi Garcia von der Fundació Mies van der Rohe in Barcelona, die den Preis auslobt.

Vorgaben gibt es keine, betont Garcia. Zwar sind die meisten nominierten Gebäude dem Modernismus verhaftet, eine Voraussetzung aber ist es nicht. Die Jury ließ sich mehr von drei Punkten leiten, die mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt den Charakter ausmachen: Die Zukunft des Lernens, Schul- und Hochschulgebäude also, die Revitalisierung alter Gebäude sowie der Planungsprozess selbst. Der sollte möglichst von hinten gedacht werden – erst die praktische Nutzung, dann die Integration, dann die Architektur. „Collect all experts, then contact the architects“, sagt Garcia: Erst diejenigen versammeln, die sich mit der Materie auskennen, dann kommt die Architektur ins Spiel. Gut 50 Prozent der nominierten Objekte entspringen denn auch Beteiligungsprojekten, Baugruppen, Genossenschaften oder anderen Formen der sozialen Trägerschaft.

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Von den 532 Projekten kamen 40 auf eine Shortlist, davon wiederum wurden sieben für den Preis nominiert. Darunter unterschiedliche Objekte wie Sozialwohnungen in Spanien, Arbeitsräume für Kunst, Bildung und Kreativwirtschaft in Berlin oder der Eisenbahn-Bauerhof in Paris, eine solidarische Nachbarschaftseinrichtung, die auf städtischer Landwirtschaft basiert. „Wir haben alle nominierten Objekte besucht und lange mit den Nutzern gesprochen“, betont Garcia, bevor sich die Jury unter Vorsitz der mexikanischen Architektin Tatiana Bilbao für zwei besonders herausragende entschied – das besagte Town House und als Nachwuchspreis die „La Borda“, eine Genossenschaftssiedlung in Barcelona.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt der Baukultur Nordrhein-Westfalen, der Fundació Mies van der Rohe Barcelona, Creative Europe, dem LVR und der TH Köln. Sie ist bis zum 13. Juli im LVR-Haus am Kennedy-Ufer 2 außer sonntags und montags von 12 bis 18 Uhr zu sehen, dienstags bis 19 Uhr.

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