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GleichstellungCampus Gummersbach will mehr Frauen in die Informatik bringen

3 min
Ein voller Höhersaal in der Uni.

Es gibt natürlich längst junge Frauen, die am TH- Campus in Gummersbach studieren. Es sollen aber deutlich mehr werden.

Das Interdisziplinäre Projekt equal.IT@THKöln am Campus Gummersbach setzt auf Förderung und ein klares Ziel zum Thema Gleichstellung.

Die TH Köln mit dem Campus in Gummersbach will etwas bewegen: Mit dem Projekt equal.IT@THKöln, das über drei Jahren laufen soll, soll der Anteil von Frauen in Informatikstudiengängen deutlich steigen. Aktuell liegt dieser an der Hochschule und deutschlandweit bei gerade einmal 20 Prozent – Tendenz: nur langsam steigend. Dabei ist der Bedarf an qualifizierten Informatikerinnen größer denn je.

Warum also entscheiden sich so wenige junge Frauen für ein Studium in diesem Bereich? Und wie lässt sich das ändern? Diesen Fragen gehen Forscher der TH Köln in einem interdisziplinären Projekt nach – gemeinsam mit Schulen, Partnern aus der Region und gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Ziel ist es, hinderliche Faktoren zu identifizieren, stereotype Vorstellungen abzubauen und Schülerinnen gezielt zu stärken.

Gender-Gap in der Informatik: Nur 20 Prozent Frauenanteil

Professorin am Campus Gummersbach und Prodekanin für Digitalisierung, Irma Lindt, erklärt: „Wir wollen in die Tiefe gehen. Es reicht nicht, Mädchen nur für einen Tag beim Girls Day einen Einblick zu geben. Um wirklich Interesse zu wecken, braucht es langfristige Maßnahmen.“ Eine bereits gestartete Maßnahme ist eine umfassende Studie mit qualitativen und quantitativen Befragungen.

Befragt werden Oberstufenschülerinnen und Schüler aus Köln, dem Oberbergischen Kreis und angrenzenden Regionen. Geplant sind insgesamt 700 Teilnehmende – nicht nur aus Gymnasien, sondern auch aus Gesamtschulen und Berufsschulen. „Uns interessiert, welche Geschlechterstereotype und Selbstwirksamkeitserwartungen die Teilnehmerinnen haben und wie sich diese über die Projektlaufzeit verändern“, erklärt Irma Lindt.

Je mehr Frauen in der IT arbeiten und studieren, desto mehr Vorbilder gibt es für junge Mädchen
Irma Lindt, Professorin

Um konkrete Veränderungen anzustoßen, sollen Workshops, Projektwochen, Seminare und Hackathons angeboten werden – Formate, in denen Schülerinnen und Schüler praxisnah erleben können, wie kreativ, sinnvoll und vielfältig Informatik sein kann. Dabei stehen schnell sichtbare Ergebnisse und Erfolgserlebnisse im Fokus. „Wir wollen zeigen, dass Informatik nicht nur aus trockener Theorie besteht, sondern dass man schnell etwas gestalten, programmieren und umsetzen kann“, so Irma Lindt. „Und das geht auch gut im regulären Schulalltag – zum Beispiel in Doppelstunden oder in Projektwochen.“

Schulen zeigen großes Interesse an equal.IT

Die Resonanz auf das Projekt ist bereits vielversprechend: Innerhalb weniger Wochen haben sich neun Schulen zur Zusammenarbeit bereiterklärt – weitere könnten folgen. „Dass so schnell so viele Schulen Interesse zeigen, zeigt, wie groß der Bedarf ist“, sagt Lindt. Das Projekt richtet sich gezielt an Schülerinnen und Schüler in den Oberstufen – also genau in dem Alter, in dem die Studien- und Berufswahl konkreter wird. „Das ist eine sehr sinnvolle Vorgabe“, betont Professorin Lindt. „Denn gerade in dieser Phase setzen sich viele junge Menschen intensiver mit ihrer Zukunft auseinander – und genau da wollen wir sie erreichen.“

Obwohl die Arbeitsmarktperspektiven in der IT positiv sind und auch die Gehälter stimmen, bleiben Frauen unterrepräsentiert. Ein Grund liege in überholten Rollenbildern und in der fehlenden Sichtbarkeit weiblicher Vorbilder. „Je mehr Frauen in der IT arbeiten und studieren, desto mehr Vorbilder gibt es für junge Mädchen“, sagt Lindt. Wichtig sei aber auch, alle Geschlechter mitzudenken: „Wir wollen keine Informatik nur für Frauen – wir wollen eine Informatik, die für alle attraktiv ist.“

Ein konkretes Ziel hat sich das Team dennoch gesetzt: eine spürbare Steigerung des Frauenanteils in Informatikstudiengängen. Selbst eine Zunahme um fünf Prozent in drei Jahren wäre bereits ein Erfolg. „Wir wissen, dass echte Veränderungen Zeit brauchen“, so Lindt. „Aber wir haben die richtigen Partner, viel Motivation – und ein riesiges Forschungspotenzial.“