Fahrscheinlos verreisen und großes FestWas Köln für den NRW-Tag im August plant

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NRW-Tag

Volle Bahnen, wenig Infos: Beim ersten fahrscheinlosen Tag 2018 wiesen die KVB unzureichend auf das Angebot hin. 

  • Am 22. und 23. August wird der Geburtstag NRWs in Köln groß gefeiert.
  • Trotz Coronavirus gehen die Planungen weiter. 500.000 Besucher werden erwartet.
  • Wir zeigen, was der Tag alles bringen wird und wo noch offene Fragen sind.

Er ist bei einigen Verkehrsbetrieben ein unbeliebtes Kind. Aber dieses Kind hat nun einen mächtigen Fürsprecher gefunden: der fahrscheinlose Tag. Stattfinden wird er am Sonntag, 23. August. Das ist schon mal sicher. Anlass ist in diesem Jahr der NRW-Tag. Austragungsort des „Geburtstags“ Nordrhein-Westfalens ist Köln. Dazu wird es ein großes Fest geben, das schon am Freitagabend des 21. August startet. Die Stadt Köln trägt dazu unter anderem mit der Aktion Straßenland bei (alle Informationen zu den Planungen unten).

Doch bei dem fahrscheinfreien Sonntag allein soll es nicht bleiben. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat beim VRS angeklopft. Er fände es schön, wenn der fahrscheinlose Tag auf das gesamte Fest ausgeweitet werden und damit neben dem Sonntag auch noch den Samstag abdecken könnte. Wer könnte dem Landesvater eine solche Bitte schon abschlagen. Einige Verkehrsbetriebe haben darüber nachgedacht.

Positives Signal für die Umwelt

Es gibt ein Schreiben von Laschet an den VRS, in dem er sich beeindruckt zeigt von den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel. Schön sei das gewesen, nicht zuletzt weil alle kostenlos mit Bus und Bahn hätten kommen können. Was für ein Signal für den ÖPNV und die Umwelt. So sollte es doch auch für den NRW-Tag sein. Und damit es kein Missverständnis gibt, hat Laschet auch nochmals angerufen beim VRS: Beide Festtage meine er, den Sonntag und den Samstag.

Diese gewichtige Bitte hat der VRS schon mitgenommen in den Arbeitskreis Marketing und Tarif, in dem alle Verkehrsbetriebe des Verbundes vertreten sind. Das Echo war geteilt, die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Zwei fahrscheinlose Tage sind zwei Tage ohne Einnahmen. Zwar schlagen nur die sogenannten Bartarife, also die am Schalter und am Handy gekauften Einzelfahrscheine zu Buche. Abo-Kunden haben nichts von einem fahrscheinlosen Tag. Aber gerade die Barverkäufe sind im vergangenen Jahr beachtlich gestiegen. Um rund fünf Millionen Euro, wie die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) erst kürzlich bekannt gaben. Nun mögen da zwei Tage nicht schmerzlich ins Gewicht fallen, aber weg ist weg. Dennoch sah sich die KVB gezwungen, die Bitte Laschet nicht auszuschlagen. Nichtsdestotrotz gab es im Arbeitskreis vier Gegenstimmen. Sie kamen unter anderem von der Deutschen Bahn. Die gibt sich nun aber auf Anfrage der Rundschau geläutert.

Offene Fragen müssen geklärt werden

„DB Regio hat großes Interesse am Erfolg des NRW-Tags und trägt wie andere Verkehrsunternehmen nach Kräften dazu bei“, sagt ein Sprecher. Es müssten aber noch Fragen wie beispielsweise zum Tarif und zur einheitlichen Kommunikation einer solchen Aktion geklärt werden. Auch die KVB steht auf Anfrage Gewehr bei Fuß: „Wir machen uns stark für einen fahrscheinlosen Tag – für den Sonntag und auch für den Samstag“, sagt KVB-Sprecher Matthias Pesch. Einen fahrscheinlosen Tag könne es fortan gerne jedes Jahr geben. Allerdings müsse dann gesichert sein, dass der auch wirklich immer ausnahmslos und einheitlich im ganzen Verbund gelte.„Das war ein Schwachpunkt in der Vergangenheit“, räumt Holger Klein, Sprecher des VRS, ein.

Viele Städte hätten einen fahrscheinlosen Tag beispielsweise im Rahmen eines verkaufsoffenen Sonntag gewünscht und eingeführt. So entstand im Verbund ein Flickenteppich von fahrscheinlosen Tagen. Spätestens an den Stadtgrenzen war den Kunden aber nicht mehr zu vermitteln, warum es drüben keinen Fahrschein mehr braucht, davor aber schon. „Das muss vereinheitlicht werden wie es in diesem Jahr durch den NRW-Tag geschehen kann“, sagt Klein.

Kommende Woche tagen die Gremien des VRS, dann müssen die Weichen fürs fahrscheinlose Wochenende gestellt werden.

Das ist am NRW-Tag geplant

13 Orte entlang des Rheins sollen Teil des NRW-Tages werden. Auch wenn die Planung für Großveranstaltungen derzeit immer unter Vorbehalt stehen, gehen die Vorbereitungen weiter: Für den 22. und 23. August sind die zentralen Innenstadtplätze, Roncalliplatz, Heumarkt und Neumarkt gebucht.

Bereits am Freitag, 21. August, soll das „NRW-Wochenende“ mit einem protokollarischen Teil (Eintrag ins Goldene Buch, Kabinettsitzung) beginnen, am Abend ist das Beethoven-Konzert „Missa Solemnis“ auf dem Roncalliplatz geplant.

Am Wochenende soll das Fest Straßenland zwei Tage lang eine Bühne für neue Mobilität in Deutz bilden. Statt auf der Nord-Süd-Fahrt wie im vergangenen Jahr sollen Ottoplatz und Opladener Straße zu den zentralen Bühnen werden. Kreatives Zusammenleben, Mobilität und lebensfreundliche Stadtentwicklung werden im Mittelpunkt stehen. Auch ein Nachbarschaftsfest rund um die Deutzer Freiheit ist Teil des Programms.

500.000 Besucher in Köln erwartet

500.000 Besucher erwarten die Organisatoren an den beiden Tagen. Trotz der Coronakrise werden die Planungen weiter vorangetrieben. „Wir behalten die Entwicklung natürlich weiter im Auge“, sagt Günter Wieneke, Leiter der Stabsstelle Events der Stadt. Was die Pandemie für Großveranstaltungen im Sommer bedeute, sei aber noch nicht auszumachen. Die konkreten Aufträge (etwa für Bühnenaufbauten) werden so lange wie möglich zurückgehalten.

Auf einer Blaulichtmeile sollen sich am linksrheinischen Rheinufer Deutsches Rotes Kreuz und andere Rettungsdienste, Polizei und Technisches Hilfswerk präsentieren. Vorgesehen ist dafür das Konrad-Adenauer-Ufer nördlich des Doms. Auch hier ist eine große autofreie Zone geplant. Rund um den Dom,Hauptbahnhof, Rheinufer und Nord-Süd-Fahrt wird es zu großflächigen Straßen-Sperrungen kommen.

Musikgeschichte des Landes wird präsentiert

Auf dem Roncalliplatz ist ein Programm vorgesehen, mit dem die Musikgeschichte des Landes präsentiert wird. Neben der Beethoven-Ouvertüre sind zahlreiche Formate angedacht, die bis in die Gegenwart reichen.

Ein Festumzug von der linken Rheinseite zur Deutzer Werft wird am Sonntag, 23. August, im Mittelpunkt stehen. Der Umzug soll die kulturelle Vielfalt des Landes spiegeln. Es werden also Karnevalsvereine, Schützenbruderschaften und sicher auch Vertreter aus Handwerk, Handel und Sport über den Rhein ziehen. Möglich ist, dass Teilnehmer der ausgefallenen Schull- und Veedelszöch beteiligt werden.

Konzert auf der Deutzer Werft

Auf der Deutzer Werft wird es ab dem Nachmittag eine Kundgebung mit Konzert geben, das die AG Arsch huh ausrichten will. Zu erwarten sind also Musiker bekannte Kölner Bands wie Kasalla, Cat Ballou, Brings, Tommy Engel oder die Höhner. Auch Kabarettisten wie Fatih Çevikkollu oder Wilfried Schmickler haben sich immer wieder für die AG engagiert und dürften das Programm mitgestalten. (mft) NRW-Fest

Das Land Nordrhein-Westfalen wurde am 23. August 1946 gegründet. Alle zwei Jahre wird es im Rahmen eines Bürgerfestes gefeiert, zuletzt 2018 in Essen, 2016 in Düsseldorf. Da sich für 2020 kein Bewerber gefunden hatte, wurde Köln gebeten, das Fest auszutragen. Der Rat hat im Mai zugestimmt.

50 Jahre Bläck Fööss wird schon ein Wochenende früher, zwischen Freitag und Sonntag, 14. und 16. August, gefeiert. Die „Mutter aller Kölner Bands“ wird dann drei Konzerte auf dem Roncalliplatz spielen. Alle Aufritte sind ausverkauft. (mft)

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