Ferien ab Werk bei FordFiesta-Produktion macht Sommerferien
Lesezeit 3 Minuten
Eins von zwei Fördersystemen steht bereits still.
Copyright: Meisenberg Lizenz
ANZEIGE
ANZEIGE
Köln – Bis zu 360 fertig lackierte Karossen für den Fiesta passen in den 33,5 Meter hohen Turm am Ende der Y-Halle auf dem Ford-Werksgelände in Niehl. 16 Etagen hoch stapeln sie sich – vom vierten Tiefkeller angefangen. Der Turm wird bald voll gestellt sein, denn eine der beiden Produktionslinien, die täglich 1850 fertige Fahrzeuge hervorbringen, ist bereits für die Ferien leer geräumt worden. Am Montag geht auch die Belegschaft der zweiten Produktionsanlage in Urlaub – bis Ende des Monats.
„Die Sommerferien bedürfen eines wochenlang vorbereiteten Plans zum Runterfahren der Produktion“, erklärt René Zimmermann. Der 41-jährige Leiter von Fabrikation und Werktechnik ist in Niehl für die Endmontage verantwortlich. Er kann zum Beispiel nicht in Ferien gehen, denn er leitet auch die Instandhaltungs- und Umbauarbeiten im Werk. „Nun in den Werksferien werden alle Reparaturen und Erneuerungen ausgeführt, die im laufenden Betrieb nicht möglich sind.“
Alles für den Sommerurlaub bereit machen
Alles für den Sommerurlaub stehen und liegen lassen geht nicht, es kann auch nicht einfach das letzte Auto durch die Anlage gefahren und danach das Licht ausgemacht werden. „Die Transportsysteme funktionieren nicht mit leeren Plätzen“, erklärt Zimmermann. „Sie können also nur angehalten werden.“ Das bedeutet, dass zwischen Lackiererei und Auslieferung Autos in den unterschiedlichsten Fertigungsstufen stehen bleiben. Der eine schon mit Tank, der andere sogar bereits mit Treibstoff darin. Einige mit Armaturenbrett, andere noch gänzlich roh.
Weil in den Ferien aber nun vor allem an den Transportsystemen gearbeitet werden soll, müssen alle Karossen weg. Und zwar so, dass sie nach den Ferien wieder genau an ihren vorigen Platz zurückgebracht werden können, bevor das System wieder anfährt. Strichcodes auf dem Autodach helfen bei der Wiedererkennung. Und nicht nur der Turm wird dann zugestellt, sondern auch noch eine Hochebene, in die 200 Karossen passen. Jeder Freiraum am Rand der Halle wird mit den Karossen gefüllt.
Jährliche Inspektionen und Erneuerungen
Gestern war ein Fertigungssystem noch in Betrieb. Bis zu 950 elektrische Schienenfahrzeuge verkehren über dem Kopf der Arbeiter. Manche Karren befördern auf Zwischenebenen wie von Geisterhand Motoren oder Tanks, andere bringen Kabelbäume für acht Autos gleichzeitig zu dem dafür bestimmten Arbeitsplatz. Die Transportrahmen, die unter anderem Fahrzeugtüren nach dem Lackieren in die Halle der Zulieferer bringen, damit diese dort mit Fensterhebern und anderen Komponenten bestückt werden können, durchqueren das gesamte Werksgelände. 12,4 Kilometer legen sie dabei zurück.
„Alle Schienenfahrzeuge greifen den Strom von Kupferkontakten ab, die jährlich inspiziert oder erneuert werden. In diesem Jahr müssen erstmals verschlissene Schienen überholt werden, denn die Anlage ist von 2001“, sagt Zimmermann.
„Was in den Ferien nicht fertig wird, muss danach erledigt werden“
Weitere Umbauarbeiten stehen an: Die Konservierung der Unterböden wird verändert. Ein Schornstein – die alte Entrauchung der kleinen Lackiererei – soll abgetragen werden. Zudem schreitet das Modernisierungsprogramm für Roboter fort: 60 von ihnen werden teils auseinandergeschraubt und gewartet. Steuercomputer, teils aus den 80er Jahren, werden ersetzt. Auch die elektrische Bahn, die auf 2,1 Kilometern schwere Bauteile wie die 100 Kilogramm wiegenden Motoren bewegt, muss überholt werden.
„Was in den Ferien nicht fertig wird, muss an den Wochenenden danach erledigt werden“, sagt Zimmermann. Darum werden die wichtigsten Arbeiten zuerst erledigt. Neue Roboter müssen erst angelernt werden. „Sie sind nicht mit der alten Technik kompatibel und müssen alle Arbeitsabläufe erst lernen“, sagt Ridvan Guri, für die Instandhaltung zuständig.
250 Elektroschrauber gibt es in der Halle Y. Laut Zimmermann sind sie schneller als die Pressluftschrauber für den Reifenwechsel in der Formel 1. Bis Ferienende werden sie alle kalibriert: „Nach den Ferien kann dann gearbeitet werden, als wäre nie was gewesen.“