Der Betriebsrat von Ford in Saarlouis lehnt Abstriche beim Kündigungsschutz ab und erwägt mögliche Streikmaßnahmen.
Kritik in SaarlouisFord-Mitarbeiter fühlen sich bei Insolvenzplänen benachteiligt

Die Ford-Mitarbeiter in Saarlouis sind verärgert, da ihnen bei Insolvenz kein Schutzschirmverfahren geboten wird. (Archivbild)
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Mit großer Verärgerung haben die Beschäftigten des Ford-Werks in Saarlouis bei einer Betriebsversammlung auf neue Informationen der Unternehmensführung reagiert. Anlass war die Mitteilung, dass den aktuell noch rund 2700 von einst 4.500 Mitarbeitern bei einer möglichen Insolvenz des US-Autobauers kein Schutzschirmverfahren zur Verfügung stehen würde – im Gegensatz zu den Kolleginnen und Kollegen am Standort Köln, für die kürzlich eine entsprechende Vereinbarung getroffen wurde. „Alle sind total verunsichert und total sauer. Das hat man deutlich gespürt“, sagte der Betriebsratsvorsitzende Markus Thal anschließend der Deutschen Presse-Agentur.
Von den derzeit rund 2700 Beschäftigten sollen zum 30. November etwa 1700 das Unternehmen verlassen. 1420 von ihnen sollen in eine Transfergesellschaft wechseln, während 1000 Beschäftigte mit einem Kündigungsschutz bis Ende 2032 verbleiben. „Die Frage ist nun: Was passiert, wenn das Unternehmen in Insolvenz geht? Heißt es dann: Pech gehabt? Was wird aus der Abfindung und aus der betrieblichen Altersversorgung? Da fühlen sich die Leute jetzt total betrogen“, sagte Thal.
Betriebsrat: Keine Aufweichung des Kündigungsschutzes
Die Belegschaft sei besonders enttäuscht, weil sie trotz der geplanten Schließung weiterhin engagiert gearbeitet und auf die im Sozialtarifvertrag festgeschriebenen Zusagen vertraut habe. „Die Leute sind total anständig und aufrecht, machen ehrlich ihren Job. Und jetzt wird ihnen wieder von hinten in die Beine geschlagen“, so der Betriebsratsvorsitzende. Doch wie in Köln sollten sie nun Zugeständnisse machen, um ebenfalls bei einer Insolvenz unter einen Schutzschirm zu gelangen. „Das werden wir nicht mitmachen“, kündigte Thal an. „Eine Aufweichung des Kündigungsschutzes wird es mit uns nicht geben. Der ist bei uns im Sozialtarifvertrag verankert, und auf den haben die Kollegen gesetzt.“
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Das Verhalten des Arbeitsdirektors, den Schutzschirm an Bedingungen zu knüpfen, bezeichnet er als nicht fair. „So demotiviert man Menschen“, sagte der Betriebsratsvorsitzende. Er werde nun den Sozialtarifvertrag noch einmal genau prüfen: „Vielleicht sind wir dann wieder streikfähig. Bis November sind wir ja noch hier. Und noch bauen wir 350 Autos am Tag.“
Dienst nach Vorschrift als Alternative zum Streik
Und es gebe noch eine andere Möglichkeit für die Beschäftigten, im Kampf um den Schutzschirm die eigene Position auszuspielen: „Es reicht schon aus, wenn die Belegschaft Dienst nach Vorschrift macht. Dann kommen sie halt um 6.00 Uhr und lassen um 14.00 Uhr den Hammer fallen.“ Auch dadurch würde dann schon einiges zusammenbrechen, wenn es Probleme gebe. „Und es passiert immer irgendetwas. Aber das riskiert man halt als Unternehmen, wenn man mit der Belegschaft so umgeht.“
Viele Detailfragen – etwa zur geplanten Transfergesellschaft – blieben bei der Versammlung zunächst unbeantwortet. Die Sitzung soll daher am Donnerstag ab 9.30 Uhr fortgesetzt werden. (dpa)