Gegen den FC ausgespieltGroßmarkt könnte Opfer der Politik werden

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Die Uhr scheint abgelaufen für den Großmarkt.

Köln – Die Grünen wollen das FC-Leistungszentrum nicht im Grüngürtel, die CDU den neuen Großmarkt nicht in Marsdorf. Ist da vielleicht ein Kuhhandel möglich? Ist er. Gefeilscht wird über den gerade in den Bündnisverhandlungen zwischen Grünen, CDU und Volt. Die einfache Formel: Dem 1. FC Köln wird für sein Zentrum ausschließlich ein Gelände im Gewerbegebiet Marsdorf angeboten. Damit ist dort für eine Umsiedlung des Großmarktes kein Platz mehr.

Die Ausbaupläne für den FC sorgten gleich nach der Kommunalwahl für Schlagzeilen. Der Erstligist würde gerne auf der Gleueler Wiese drei Kunstrasenplätze und vier Kleinspielfelder anlegen. Vor der Kommunalwahl gab es dafür noch eine Mehrheit aus CDU, SPD und FDP. Es wurde eine Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen. Doch nach der Kommunalwahl stand die Mehrheit wegen erstarkter Grünen nicht mehr. Der Pachtvertrag wird dem FC seitdem verwehrt.

Leidvolle Geschichte des Großmarktes

Ähnlich leidvoll die Geschichte des Großmarktes. Seit Jahren steht fest, dass er in Raderthal dem Neubaugebiet Parkstadt Süd weichen muss. 2023 ist dort Schluss. Die Händler sollen bis dahin nach Marsdorf umgesiedelt werden. Doch es passiert nichts. Die CDU gibt zwar hin und wieder Lippenbekenntnisse zu dem Ratsbeschluss ab. Doch im Grunde ist es ein Spiel auf Zeit. Die Union will mit der Umsiedlung nicht ihre Stammwähler in Marsdorf verprellen.

Darum nun der Versuch des Kuhhandels. Zwar würden die Grünen den Großmarkt schon gerne am Leben erhalten. Lokale Nahrungsmittel passen in ihr Programm. Doch eine Hand wäscht die andere, denn die CDU würde im Grunde ihres Herzens ja auch gerne dem FC ein Leistungszentrum im Grüngürtel zugestehen.

Aber der FC will doch eigentlich gar nicht nach Marsdorf? „Dann hat er eben Pech gehabt“, heißt es aus dem Umfeld der Unterhändler. Komme ja schon mal vor bei Ansiedlungen, dass man sich nicht einigt. Wäre dann nicht wiederum genug Platz für den Großmarkt? Theoretisch ja. Doch bis das alles geklärt ist, dürfte das Jahr 2023 verstrichen, die Verträge der Händler ausgelaufen und der Standort Raderthal abgerissen sein. Die Gegner der Umsiedlung hätten Fakten geschaffen, die nachträglich ihre These stützten: Es gibt bei modernen Warenketten keinen Bedarf mehr für einen klassischen Großhandel.

Umfrage unter Händlern zeigt Bedarf

Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Köln (IHK), ist dieses Szenario ein Graus. Die IHK hat unter den 150 Händlern des Großmarktes nachgefragt, wer mit nach Marsdorf gehen würde. „71 haben ihre Bereitschaft erklärt“, sagt Soénius. Es gebe also Bedarf. „Und so eine Umfrage hätte die Stadt schon lange machen können.“ Soénius wirft der Verwaltung vor, das Projekt Umsiedlung systematisch schleifen zu lassen.

Noch in einer Sitzung des Wirtschaftsausschusses Mitte des Jahres sagte Baudezernent Markus Greitemann, es sei alles auf dem Weg. Wenn die offenen Fragen geklärt würden, sei eine Offenlage noch 2021 umsetzbar. Seitdem ist nichts mehr passiert. Noch in dieser Woche sollte eigentlich ein weiterer Workshop zur Großmarktumsiedlung stattfinden. Er wurde abgesagt. Der Baudezernent habe zu viele Termine, heißt es aus dem Kreis der Teilnehmer.

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Für die Händler wird die Situation am Großmarkt indes immer schwieriger. Die ersten Abrisse auf dem Gelände haben stattgefunden. Alles werde immer enger. Jeden Tag komme es zu Staus, berichtet die Interessensgemeinschaft. Die seit langen versprochenen Sanierungen würden einfach nicht ausgeführt. Egal, sollte der Kuhhandel gelingen, wären das nur noch letzte Zuckungen.

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