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Der Neue in MülheimVincent Morawietz wird mit 28 Jahren zum Bezirksbürgermeister gewählt

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Ein junger Mann mit Glatze sitzt an einem Schreibtisch und spricht in ein Mikrofon.

Vincent Morawietz, SPD, ist Mülheims neuer Bezirksbürgermeister.

In der Mülheimer Bezirksvertretung hat sich mit der Kommunalwahl einiges verändert. Geleitet wird sie jetzt von Vincent Morawietz, der auf Norbert Fuchs folgt. 

Mülheim hat eine neue Bezirksvertretung und zum ersten Mal nach 36 Jahren auch einen neuen Bezirksbürgermeister. Norbert Fuchs (SPD) hatte sich bereits Mitte September auf dem Wiener Platz verabschiedet. Nun wurde in der konstituierenden Sitzung der neuen Bezirksvertretung Vincent Morawietz (SPD) als sein Nachfolger gewählt.

Dass der 28-jährige Stammheimer höchstwahrscheinlich Mülheims neuer Bezirksbürgermeister wird, hatte sich bereits vor der Sitzung herauskristallisiert. Die SPD ist als stärkste Fraktion (21,4 Prozent) eine Koalition mit der CDU-Fraktion (18,7 Prozent) sowie dem Einzelmandatsträger Patrick van den Berg (KSG, 2,8 Prozent) eingegangen. Damit waren Morawietz bereits neun Stimmen sicher. Die SPD und CDU haben in der neuen Bezirksvertretung jeweils vier Sitze, Patrick van den Berg einen weiteren. 

Köln-Mülheim: Vincent Morawietz ist Bezirksbürgermeister

Für eine absolute Mehrheit brauchte Morawietz allerdings mindestens eine weitere Stimme. Diese sicherte Einzelmandatsträger Philip Laue (Volt, 3,6 Prozent) einige Tage vor der Wahl per Pressemitteilung zu: „Im Sinne des allgemeinen Politikverständnisses von Volt ist es mir ein wichtiges Anliegen, deutlich zu machen, dass bei allen Differenzen Mehrheiten unter demokratischen Parteien ohne Beteiligung von rechtsextremen Kräften stets möglich sein müssen. Ich werde daher Herrn Morawietz bei der Wahl zum Bezirksbürgermeister unterstützen“.

Letztlich wurde Morawietz bei der konstituierenden Sitzung, bei der 18 der 19 BV-Mitglieder anwesend waren, mit zwölf Stimmen gewählt. Sechs Stimmen gingen an die Liste 2, bei der Annika Hilleke von den Grünen an erster Stelle stand. Die Grünen haben ebenfalls vier Sitze in der neuen BV und sind bei der Wahl am 14. September zweitstärkste Kraft (20,7 %) geworden. Die SPD zog aber eine Zusammenarbeit mit der CDU vor, was die Grünen in einer Pressemitteilung als „verpasste Chance für Mülheim“ betitelte. Von den letzten fünf Sitzen hat die Linke-Fraktion drei inne und die AfD-Fraktion zwei. 

Nachdem Morawietz gewählt wurde, sollte eigentlich eine Stichwahl zwischen Annika Hilleke (Grünen) und Stephan Krüger (CDU) für die Stellvertretung stattfinden, allerdings forderte der frisch gebackene Bezirksbürgermeister erst einmal eine Pause ein, bei der ein Großteil der BV-Mitglieder den VHS-Saal verließen.

SPD arbeitet mit CDU und KGS zusammen

Nach gut zehn Minuten kamen die meisten sichtlich verärgert wieder zurück. Das Thema schien für viel Unstimmigkeiten zu sorgen. Bevor dann erneut gewählt werden konnte, zog Stephan Krüger sich letztlich von der Stichwahl zurück: „Wir haben jetzt die besondere Situation, dass die drei großen Parteien gleich groß sind. Das Bedarf besonderer demokratischer Berücksichtigung und dem möchte ich nicht im Wege stehen“. 

Zwei Männer und eine Frau stehen nebeneinander und lachen in die Kamera.

Vincent Morawietz (Mitte), SPD, ist Mülheims neuer Bezirksbürgermeister. Seine Stellvertretenden sind Stephan Krüger (CDU) und Annika Hilleke (Grünen).

Entsprechend ist Annika Hilleke nun erneut erste stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Stephan Krüger ebenfalls wieder zweiter Stellvertreter. Wie sich die weitere Zusammenarbeit in der neuen Bezirksvertretung gestalten wird, bleibt abzuwarten. Die Stimmung wirkte insgesamt angespannt. Morawietz scheint dem jedoch entgegen wirken zu wollen. 

Sitzverteilung der BV Mülheim hat sich verändert

Politik sei Teamsport, betonte er in seiner Rede zum Amtseintritt: „Gute und langfristige Lösungen für unseren Stadtbezirk lassen sich nur finden, wenn wir alle gemeinsam daran arbeiten. Und dabei ist es besonders wichtig, dass wir respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen - sowie stets ein offenes Ohr für die Meinungen anderer haben“.

Morawietz sei davon überzeugt, „dass es bei allen Unterschieden zahlreiche gemeinsame Ziele gibt, die uns verbinden - und für die es sich lohnt, gemeinsam an konkreten Maßnahmen zusammenzuarbeiten, um unseren Stadtbezirk voranzubringen, zu modernisieren und das alltägliche Leben der Menschen in unserem Stadtbezirk zu verbessern“.

In seiner Rede dankte Vincent Morawietz als erstes seinem Vorgänger. Wenige andere Menschen dürften den Bezirk derart geprägt haben, wie er es getan habe, meint Morawietz und gab zu, sich manchmal zu wünschen in nicht ganz so große Fußstapfen treten zu müssen. 

Fuchs hatte bei seiner letzten BV-Sitzung Anfang September auf diese Fußstapfen zurück geblickt und sich dankbar für seine Amtszeit gezeigt: „Berufspolitiker wie Bundestags- oder Landtagsabgeordneter wollte ich nie werden. Auch ein Ratsmandat habe ich nie angestrebt. Zu gestalten, Einfluss zu nehmen, zu steuern, da wo ich wohne und lebe und wo ich so viele Menschen kenne, war genau das, was ich immer machen wollte und auch heute noch gerne mache“.