Die Stadt wirbt in Rodenkirchen für die Bedeutung der Kölner Wochenmärkte – auch Sternekoch Daniel Gottschlich ist zu Gast.
Ende des GroßmarktsHändler auf Kölner Wochenmärkten stehen vor großen Veränderungen

Händler Maximo Locicero verkauft seine Waren auf dem Rodenkirchener Wochenmarkt.
Copyright: Meike Böschemeyer
Maximo Locicero ist seit zwei Uhr morgens auf den Beinen. Während der Rest der Stadt noch im Tiefschlaf liegt, steht Locicero auf und beginnt seinen Arbeitstag auf dem Wochenmarkt in Rodenkirchen. Die Firma „Zaar - Früchte aus aller Welt“ leitet seine Frau Alexandra Zaar. Das Unternehmen besteht seit 60 Jahren im Familienbesitz. Doch ab Anfang nächsten Jahres soll sich einiges ändern, denn der 85 Jahre alte Großmarkt in Raderthal wird zum Ende des Jahres schließen. Für Locicero bedeutet das: neue Lagermöglichkeiten finden und viel Fahrerei zwischen den nun bald im Stadtgebiet verstreuten Standorte der Großhändler in Köln. „Wir stehen schon um zwei Uhr morgens auf, um zum Großmarkt zu fahren, durch die Schließung müssten wir eigentlich um 24 Uhr los.“
Locicero bangt deshalb vor der Schließung des Großmarktes im Kölner Süden, der einem Wohn- und Gewerbeprojekt weichen muss. Die Großhändler seien nun in Porz, Niehl und Ossendorf verstreut. Er selbst wohne im Severinsviertel, Zaar verkauft mittwochs und samstags in Rodenkirchen und dienstags und freitags in der Innenstadt am Apostelkloster. Nach jahrzehntelanger Diskussion um eine mögliche Verlagerung des Großmarktes hatte zuletzt das Bündnis aus CDU, Grünen und Volt die Schließung des Großmarktes ohne Ausweichmöglichkeit beschlossen – obwohl der Stadtrat sich zeitweise für einen Geländeabschnitt in Marsdorf entschieden hatte.
Wir stehen schon um zwei Uhr morgens auf, um zum Großmarkt zu fahren, durch die Schließung müssten wir eigentlich um 24 Uhr los.
Nun müssen die Großmarkthändler und -händlerinnen selbst auf die Suche nach Hallen gehen, um ihr Ware weiterhin anbieten zu können, doch das kostet: „Für uns Händler, auch die Großhändler, ist das unverständlich, die müssen jetzt alles neu investieren. Viele machen sogar ganz zu, die die über 60 sind, können keine 200.000 Euro mehr in das Geschäft stecken.“ Auch Locicero und seine Frau müssen sich eine neue Lagerhalle und einen Stellplatz suchen: „Wir werden wahrscheinlich in Niehl unterkommen.“
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Bedeutung der Märkte
Für die Händlerinnen und Händler, die ihre Waren auf dem Wochenmarkt anbieten, kommen also viele Herausforderungen zu. Um darauf aufmerksam zu machen, welche Bedeutung der Wochenmarkt für Köln hat, zeigt auch die Stadt Präsenz auf dem Wochenmarkt auf dem Rodenkirchener Maternusplatz. Dafür hat sie sich Unterstützung in Form des Zwei-Sterne-Kochs Daniel Gottschlich (Ox & Klee) mit ins Boot geholt. Mit dem frisch vor Ort gekochten Gemüse-Graupen-Risotto soll auf frische Produkte und die darin enthaltenden Möglichkeiten für Rezepte aufmerksam gemacht werden.
Renate Kaiser ist als stellvertretende Leiterin der Marktverwaltung gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten Julien Möller-Wimberg vor Ort: „Wir wollen den Wochenmarkt für die Kölnerinnen und Kölner interessanter machen und den Markthändlern und -händlerinnen ‚Danke‘ sagen, die seit 50 Jahren bei Wind und Wetter hier stehen und ihre Ware anbieten.“ Das Besondere am Wochenmarkteinkauf sei für Kaiser, neben den frischen Produkten, die persönliche Beratung und die Kundenbindung, „das hat man im Supermarkt oder Discounter einfach nicht“.
Auch für Möller-Wimberg sei der Wochenmarkt ein unerlässlicher Bestandteil des Stadtangebots: „Hier gibt es vielleicht Obst und Gemüse, das es im Supermarkt nicht gibt, weil es sich für die großen Supermärkte nicht lohnt.“ Über die Schließung des Großmarktes sagt der Leiter der Marktverwaltung unter anderem: „Für diejenigen, die die Ware beziehen, wird es schwieriger ab 2026.“ Er wisse um das private Organisieren und Zusammenschließen der Großhändler und rät: „Je mehr sich zusammentun, desto größer die Fläche und desto leichter wird es, eine zu finden.“
Sternekoch zu Gast auf dem Wochenmarkt
Eine lange Schlange bildet sich vor dem Stand der Stadt Köln auf dem Wochenmarkt in Rodenkirchen. Zwischen Gemüsestand und Blumenverkauf kocht Sternekoch Daniel Gottschlich ein frisches Gemüse-Graupen-Risotto. Bestehend aus Möhren, Sellerie und Champignons. „Das besondere ist das Nusspesto aus Haselnüssen, Mandeln und Walnüssen,“ sagt er und rührt in dem Topf auf der provisorischen Herdplatte herum. Das Gericht wird nicht in seinem Kölner Zwei-Sterne-Restaurant „Ox & Klee“ angeboten, denn normalerweise koche er für 30 Personen, auf dem Maternusplatz sollte es für 300 Interessierte reichen.
„So viele Menschen habe ich ja noch nie auf dem Markt erlebt“, stellt eine Dame fest, die sich sogleich eine Schüssel mit dem dampfenden Gemüse-Graupen schnappt. Der Plan der Stadt Köln scheint aufzugehen: mehr Menschen auf den Wochenmarkt zu locken, um sie für den Einkauf dort zu begeistern. Gottschlich selbst geht auf dem Wochenmarkt einkaufen, wenn gemeinsam mit seinem Team neue Gerichte für die Speisekarte entstehen: „Wir wollen vorher wissen, wie schmecken die Waren denn überhaupt, darum testen wir bestimmte Waren auf dem Markt.“

Sternekoch Daniel Gottschlich auf dem Wochenmarkt in Rodenkirchen.
Copyright: Meike Böschemeyer

