8300 Fans feierten eine letzte Linus Talentprobe und ein letztes Mal den Kölner Tanzbrunnen in seiner alten Form. Denn der wird nun für über 13 Millionen Euro modernisiert.
„Eine Entenpelle nach der anderen“So lief das Revival von Linus Talentprobe im Kölner Tanzbrunnen

Ganz schön mutig: Wer sich den kritischen Blicken der über 8000 Fans stellte, brauchte Mumm.
Copyright: Nabil Hanano
Tolles Revival eines Kult-Formats nach einer achtjährigen Pause: 8300 Fans feierten bei der Linus Talentprobe eine furiose Abrissparty. Der Tanzbrunnen wird nun zu einer großen Baustelle und für über 13 Millionen Euro modernisiert. „Das haut mich aus den Socken. Ich kriege eine Entenpelle nach der anderen“, rief der „Godfather of Talente“ angesichts der feierwütigen Menge im prall gefüllten Tanzbrunnen. Zuvor hatte Linus, bürgerlich Michael Büttgen, den Fans mit Knallern wie „Hey Baby“ eingeheizt.
Vor acht Jahren wagten sich bei der „Mutter aller Castingshows“ die letzten Mutigen auf den gnadenlosen Richtplatz. Viele von 2017 und früher waren wieder dabei. „Was habt ihr die ganze Zeit gemacht, außer Kinder zu kriegen?“, wollte Linus wissen. Einige hätten wohl zwischenzeitlich ihren Schulabschluss gemacht und Cannabis angebaut. Unter den fünf Pilzen und außerhalb begrüßte er wieder alle „Kurven“ einzeln. So die „Yuppies“ im Westen: „Rolex-Blender am Arm, Gucci-Klamotten vom Nippeser Wochenmarkt, ihr kleinen Bafög-Schnorrer.“
Publikum mit vernichtenden Urteilen
Die Talente, jedes hatte zwei Songs, sahen sich nicht selten mit vernichtenden Urteilen auf Schildern im Publikum konfrontiert: „Spring in den Rhein“, „Geh nach Hause“, „Wärst Du doch in Düsseldorf geblieben“ und „Unser Schulhund singt besser als Du“. Einige hielten aber auch aufmunternde Sprechblasen aus blauem Karton, die man am Eingang beschriften konnte, hoch: „Du bist Spitze“ oder „Wigger esu“ oder einem eher zurückhaltenden „Mir üvverläje noch“.
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Linus (r.) zog bei der Talentprobe wie früher alle Register, Marco Bonfirraro kam unters Fallbeil.
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Abgestimmt wurde wie all in den Jahren zuvor mit dem Hochrecken von einer zweifarbigen Karte: grün für „Top“, rot für „Flop“. Susanne Bilic war mit einem röhrigen „Balck Velvet“ und der Easy-Rider-Hymne „Born to be wild“ ein starke Eisbrecherin. Doch schon Marco Bonfirraro kam als Nummer 2 unter das Fallbeil. Völlig misslungen war seine Version von „Ein Bett im Kornfeld“, die viele mit „Hey Baby“ von DJ Ötzi und umgedrehten Rücken konterten. Bei Steffi de Bache („Rebel Yell“), Patrick Soffner („Echte Fründe“) war die Anzahl grüner Karten überschaubar. Auch für das Ehepaar Claudia Lombisani-Erba und Ferdi Erba („Time of my life“) hielt sich der Jubel in Grenzen. „Wir sind ein wenig enttäuscht. Uns wurde zwar kein Galgen gezeigt, aber das Publikum scheint heute recht kritisch zu sein“, meinte das Paar in der Pause hinter der Bühne.
Erinnerungen an die kultige Vergangenheit von Linus Talentprobe
Als Solist hatte Ferdi die Show vor zehn Jahren mit „Purple Rain“ gewonnen. Auch im zweiten Block sorgte der agile 65-jährige Linus für viele Erinnerungen an die kultige Vergangenheit. So mit dem alten „Maoam“-Slogan: „Wollt ihr Knäckebrot statt Pommes rut-wieß? Wollt ihr vegane Hafermilch statt frisch gezapftes Kölsch? Was wollt ihr denn?“ „Maoam“, powerte das Publikum.
Andreo Fargnoli („Du bes die Stadt“ und „1001 Nacht“) und Nadine Bischoff („Durch die Nacht“ und „Er gehört zu mir“) hatten eine durchwachsene Resonanz. Doch dann kam Tim Morand. Der gebürtige Kanadier aus Düsseldorf, Frontmann der Rockband „Inclompeted“, beeindruckte bereits mit seinem ersten Song, einer geschickten Version von „Walking in Memphis“. Mit einem fulminanten „Highway to Hell“, dem ewigen AC/DC-Abreißer, brachte er den Tanzbrunnen dann zum Beben. „Was für eine fantastische Atmosphäre. Das war mein letzter Auftritt, den ich sehr genossen habe“, sagte der Düsseldorfer, der die Bühne nun ganz verlässt, um sich einer neuen Aufgabe in einem Hospiz in der Landeshauptstadt zu widmen.
Publikumsliebling Nummer 1: Bianca Rosa
Für Dirk Ophoven („Movie Star“ und „So eine Nacht“) gab es ein vernichtendes Urteil. Publikumsliebling Nummer 1 wurde Bianca Rosa Klever mit „Heavy Cross“ und „I’m so excited“. Susanne Bilic wurde Zweite und Tim Morand landete auf Rang drei. Aus dem Publikum gab es viele enthusiastische Kommentare. „Was für eine tolle Party. Ich stand selber schon bei der Talentprobe mit „Ich will keine Schokolade“ und „The Rose“ auf der Bühne. Das war ein unvergessliches Erlebnis. Die harten Urteile darf man nicht so persönlich nehmen. Da ist alles ein Riesenspaß. Ich hoffe, dass es nicht die letzte Linus-Show war“, wünschte sich Manuela aus Wermelskirchen. Dem konnten Nadine und Viktoria aus Remscheid nur beipflichten. „Das muss auch im neuen Tanzbrunnen weitergehen. Der Tanzbrunnen ist Linus, und Linus der Tanzbrunnen.“