Wenn am 11.11. und an Weiberfastnacht hunderttausende Jecken die Stadt stürmen, muss die medizinische Versorgung gesichert sein. Wie sich die Stadt dafür rüstet.
Großeinsatz KarnevalStadt Köln mietet 40 zusätzliche Rettungs- und Krankenwagen

Ein Krankenwagen fährt mit Blaulicht durch das Kwartier Latäng.
Copyright: Thomas Banneyer
Es gibt Tage in Köln, da schnellt die Zahl der Menschen plötzlich nach oben. Da werden aus den rund 1,1 Millionen Einwohnern, wie sie Stadt für den Stichtag 31. Dezember 2024 angibt, schnell mal 1,3 oder 1,4 Millionen Menschen.
Die Rede ist vor allem vom „Elften im Elften“ oder Weiberfastnacht. Das stellt die Stadt und besonders die Feuerwehr und ihre Rettungskräfte und Sanitäter jedes Jahr vor eine riesige Herausforderung, denn sie muss für die Sicherheit dieser Besucherströme sorgen. In diesem Jahr will die Stadt speziell für diese zwei Tage jeweils 20 Rettungs- und 20 Krankenwagen zusätzlich anmieten.
Mietet die Stadt jedes Jahr zusätzliche Fahrzeuge an?
Derzeit sucht die Stadt auf ihrer Vergabeplattform nach Anbietern für die Fahrzeuge inklusive Personals, die jeweils am 11. November 2025 und am 12. Februar 2026 (Weiberfastnacht) in Köln zum Einsatz kommen sollen. Dabei sollen je zehn Fahrzeuge von 10 bis 22 Uhr eingeplant und je zehn weitere von 11 bis 23 Uhr eingeplant werden. 40 zusätzliche Einsatzfahrzeuge für je einen Tag klingt viel, doch für den Karneval in Köln scheint das nicht außergewöhnlich. Aus Feuerwehrkreisen war zu erfahren, dass jedes Jahr zusätzliche Fahrzeuge für die Karnevalstage angemietet werden. Vor zwei Jahren seien es noch deutlich mehr Kapazitäten notwendig gewesen: 2023 fiel der Sessionsauftakt auf einen Samstag.
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Woher weiß die Feuerwehr, wie viele sie benötigt?
In diesem Jahr ist der 11. November ein Dienstag. Wie die Rundschau erfuhr, sind die Behörden wie Feuerwehr, Polizei und Ordnungsdienst seit dem Unglück bei der Loveparade 2010 in Duisburg bei Großveranstaltungen deutlich enger verzahnt. Dabei gebe es gemeinsame Einschätzungen der Behörden für diese Tage und nach denen richte sich der zusätzliche Bedarf. Die Stadt erklärt auf Anfrage: „Bei Großveranstaltungen in der Stadt Köln wird der vorhandene Rettungsdienst regelhaft und in Abhängigkeit der zugrundeliegenden Sicherheitsbewertung um zusätzliche Mittel ergänzt.“ Weiter: „Die zusätzlichen Rettungsmittel werden primär zur rettungsdienstlichen Versorgung der Veranstaltung eingesetzt.“

Zwischen Rettungs- und Krankenwagen bestehen Unterschiede. Hier ein Archiv-Foto aus dem Kwartier Latäng 2023.
Copyright: Uwe Weiser
Wie viele Rettungswagen stehen in Köln bereit?
Der Grundbedarf beträgt in Köln rund 65 Rettungswagen. Es gibt elf Feuer- und Rettungswachen sowie 17 Rettungswachen, jede ist mit mindestens einem Rettungswagen und dem entsprechenden Personal bestückt. Je nach Wache kommen noch weitere Rettungsfahrzeuge und Notarztfahrzeuge samt Personal hinzu. Weitere Rettungswagen betreiben die Hilfsdienste, das Deutsche Rote-Kreuz (DRK), der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), die Malteser, die Johanniter und das Unternehmen Falck. Auch bei der Flughafenfeuerwehr ist ein Rettungsfahrzeug im Dienst, in der Regel nur auf dem Airport-Gelände.
Wieso ist der Bedarf an Karneval so viel größer?
Bei Großveranstaltungen entsteht rasch ein großer Sonderbedarf, vor allem zum Sessionsauftakt und an den Karnevalstagen. Viele Feiernde sind alkoholisiert, die Feierlaune schlägt auch in Aggressivität um. 2023 sprach die Polizei von 342 Straftaten innerhalb von 24 Stunden am Sessionsauftakt. 2024 waren es „nur“ 241 im gleichen Zeitraum – an einem Montag. Am „Elften Elften“ und auch an Weiberfastnacht gibt es also auch mehr Verletzte und mehr stark Alkoholisierte, die versorgt werden müssen. 2024 meldeten die Sanitätsdienste schon bis 15 Uhr die Versorgung von 49 Personen mit gesundheitlichen Problemen. Sanitäter mussten zudem drei betrunkene Minderjährige versorgen.
Was unterscheidet Rettungs- von Krankenwagen?
Dabei umfasst die Besetzung eines Rettungswagens in der Regel mehr als die eines Krankenwagens. Denn im Rettungswagen fährt immer ein Notfallsanitäter mit, der ärztliche Maßnahmen durchführen darf. Die Krankenwagen sind in der Regel mit Rettungssanitätern besetzt, die dazu nicht befugt sind. Wer zu exzessiv getrunken hat, kommt zum Ausnüchtern in den Krankenwagen. Denn dort können die Vitalwerte wie der Puls überwacht werden. 2024 hat die Stadt Köln an den Karnevalstagen erstmals ein ganzes Notversorgungszentrum an der Humboldtstraße aufgebaut, um stark alkoholisierte Feiernde aufzunehmen und die Krankenhäuser zu entlasten.
Wie viel kostet das die Stadt?
In der Ausschreibung der Stadt sind keine Kosten aufgelistet. Eine Abfrage bei Anbietern für Rettungsfahrzeuge inklusive Personal zur Miete ergab Kosten von rund 1500 Euro pro Fahrzeug und Tag. Das wären 60.000 Euro für 40 Fahrzeuge und insgesamt rund 120.000 Euro für den Sessionsauftakt und Weiberfastnacht. In einer Auflistung über die Kosten für den Sessionsauftakt 2023 gab die Verwaltung die Summe von 385.000 Euro für Brandschutz und Rettungsdienst an. Zudem gab die Verwaltung an, dass bei den Einsatzkräften der Berufsfeuerwehr an dem Tag rund 300 Überstunden angefallen sind.
Stemmen die Berufsrettungskräfte das alles allein?
Die Karnevalssession ist ein Kraftakt für alle Einsatzkräfte. An den Karnevalstagen und beim Sessionsauftakt sind in der Regel zahlreiche Einsatzkräfte in Köln. Als Beispiel: Im vergangenen Jahr zogen die Hilfsdienste wie DRK und die Johanniter gemeinsam Bilanz: Allein am Rosenmontagszug waren 597 Rettungskräfte im Sanitätsdienst im Einsatz. 99 Menschen mussten sanitätsdienstlich versorgt werden, etwa jeden Fünften transportierten sie ins Krankenhaus.
Die Hilfsdienste sprachen von insgesamt über 63.222 Stunden ehrenamtlicher Arbeit – umgerechnet 7903 Acht-Stunden-Tage – wischen Weiberfastnacht und Veilchendienstag.