Nicht in FeierlauneWie Köln sich für den Straßenkarneval rüstet

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Auf dem Heumarkt herrschten zu Sessionsgebinn strenge Zugangsbeschränkungen.

Auf dem Heumarkt herrschten zu Sessionsgebinn strenge Zugangsbeschränkungen.

Köln – Die Stadt befindet sich mit dem Land im Austausch über mögliche Verweilverbote an Karneval. Das sagte Stadtdirektorin Andrea Blome am Freitag der Rundschau. Es sei derzeit im Gespräch, ob Verweilverbote das richtige Mittel seien, um größere Menschenansammlungen zu verhindern. Am Elften Elften hatten tausende Feierwillige auf der Zülpicher Straße den Start in die Session gefeiert. Die Bilder davon gingen um die Welt und lösten vor allem eines aus: Unverständnis darüber, wie in Zeiten der Pandemie in Köln so etwas möglich sein konnte.

Verweilverbot ist kein Patentrezept

Die alleinige Lösung sei ein Verweilverbot allerdings auch nicht. „Wir können weder die Autobahnabfahrten sperren noch die Bahnhöfe“, sagte Blome. „Dann ist die Frage: Was für Möglichkeiten haben wir, diese Menschen wieder zur Umkehr zu bewegen. Das ist natürlich fast nicht möglich.“ Das Land müsse der Stadt „ein paar Instrumentarien“, an die Hand geben. „Wir müssen wissen, wie wir mit großen Menschenansammlungen im öffentlichen Raum umgehen könnten.“ Am 9. Februar tritt eine neue Corona-Schutzverordnung des Landes in Kraft.

Bauer Gereon positiv getestet

Bauer Gereon hat es nun ebenfalls erwischt. Nach Kinderbauer Robin ist auch der Bauer des „großen“ Dreigestirns positiv auf das Coronavirus getestet worden. Zuletzt hatte er laut Festkomitee am vergangenen Sonntag Kontakt zu Prinz Sven und Jungfrau Gerdemie. Deren PCR-Tests fielen negativ aus, ebenso die Tests von Fahrern und Begleitern.

Leichter Schnupfen, das ist laut Festkomitee bislang das einzige Symptom, das sich beim Bauern zeigt. „Er hat sich unmittelbar in Quarantäne begeben, häuslich separiert von seiner Ehefrau und allen weiteren Beteiligten“, so das Festkomitee. Prinz Sven I. hatte sich selbst kurz vor Sessionsbeginn infiziert, darauf hatte das Trifolium der Altstädter alle Auftritte am 11. November abgesagt. „Es wäre eigentlich ein Heimspiel für ihn gewesen“, sagte Jungfrau Gerdemie bei der Verabschiedung des Polizeipräsidenten Uwe Jacob über den Erkrankten. So verabschiedete zumindest ein „Zweigestirn“ mit Prinz und Jungfrau den Polizeipräsidenten Uwe Jacob nach viereinhalb Jahren Amtszeit.

Bis dahin will die Stadt auch abwarten, um eine Entscheidung über das vom Festkomitee beantragte Rosenmontagsfest im Rheinenergie-Stadion zu entscheiden. „Uns haben Anfragen und Anträge für diverse Karnevalsveranstaltungen im Rahmen des Straßenkarnevals erreicht. Was genehmigt werden kann, lässt sich erst sagen, wenn die dann gültige Coronaschutzverordnung vorliegt“, heißt es bei der Stadt. Am Donnerstag hatte das Festkomitee erneut bei den Vereinen per Mail abgefragt, wer mitgehen möchte. Geplant ist ein Umzug mit rund 2000 Teilnehmern durchs Stadion, das Festkomitee hat bereits 24 Persiflagewagen bauen lassen, die dort präsentiert werden sollen. Eine Genehmigung gilt als sehr wahrscheinlich.

Sorge um einen Imageschaden an Karneval

Bunte Wagen und ein paar kostümierte Jecke, das sind die Bilder, auf die das Festkomitee Rosenmontag hofft, denn der WDR wird den Zug übertragen. Der Bund Deutscher Karneval (BDK) hatte bereits seine Sorge vor einem Imageschaden des Karnevals geäußert, sollten Menschenmassen auf den Straßen Karneval feiern (wir berichteten). Allein die Wirkung der Bilder will die Stadtdirektorin jedoch nicht als Maßstab gelten lassen. „Die Wirkung dessen, was am Elften Elften passiert ist, ist das andere. Es hat es keine riesige Ansteckungswelle gegeben“, sagte Blome. Doch damals war noch die nicht ganz so ansteckende Delta-Variante des Coronavirus im Umlauf.

Generell herrscht derzeit eine leichte Verunsicherung bei vielen Karnevalsvereinen – einerseits finden Konzerte und Sitzungen mit bis zu 750 Besuchern privater Anbieter statt, andererseits haben die Vereine ihren Verzicht auf Feiern mit großem Publikum erklärt. Auf die öffentliche Diskussion über das richtige Maß an Karneval reagiert die Prinzen-Garde jetzt mit einem Rückzieher. Eigentlich wollte das Korps am Sonntag mit Regimentsspielmannszug und etwa 100 uniformierten Gardisten durch die Altstadt ziehen. Doch nachdem Rote Funken und Altstädter voriges Wochenende ohne Genehmigung durchs Severinsviertel gelaufen waren bei einigen Passanten für Verwunderung gesorgt hatten, hält sich die Prinzen-Garde nun zurück.

Prinzen-Garde verzichtet auf Umzug durch die Altstadt

„Wir wollen die Stimmung nicht anheizen und Irritationen vermeiden“, sagt Präsident Dino Massi der Rundschau. Nun wollen sie für einen späteren Zeitpunkt einen Umzug offiziell beantragen. Andere Vereine planen Veranstaltungen im Gürzenich und im Tanzbrunnen unter freiem Himmel. „Es geht um die karnevalistische Seele“, sagt Günter Ebert, Sprecher der Roten Funken.

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Glücklich ist auch die Stadtdirektorin nicht über große Karnevalsveranstaltungen, obwohl diese nach den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung stattfinden. „Ich würde mir wünschen, dass es Maßstäbe gibt, die bezogen auf diese besonderen Formate angelegt werden können. Die Mechanismen bei Karnevalsveranstaltungen sind andere als bei anderen Veranstaltungen“, sagte Blome.

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