Vor 20 Jahren entstanden„Loss mer singe“ – Verein plant Verjüngung

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Einhaken und mitsingen: Wenn „Loss mer singe“ vorbeikommt, sind die meisten Kneipen, so wie hier die Brasserie in der Südstadt, richtig voll.

Einhaken und mitsingen: Wenn „Loss mer singe“ vorbeikommt, sind die meisten Kneipen, so wie hier die Brasserie in der Südstadt, richtig voll.

Köln – Am Ende ist alles im Eimer, so wie immer bei „Loss mer singe“. Die Abstimmungszettel („bitte nicht knicken“) werden in den blauen Behältnissen gesammelt und dann ausgewertet. Das Ergebnis in der „Brasserie aller Kolör“ am Chlodwigplatz ist was für Nostalgiker kölscher Musik. Mit großem Vorsprung sichern sich die Bläck Fööss in ihrem Jubiläumsjahr den Etappensieg auf der immer länger werdenden „Loss mer singe“-Tour. Dann schunkelt die Masse nochmal durch die Brasserie und singt das Siegerlied „Die nächste Rund“.

Kult in Köln

Das Einsingen der neuen Sessionslieder ist längst fester Bestandteil im Brauchtumskalender der Stadt, „Loss mer singe“ ist ein eingetragener Verein, seit 20 Jahren schon tourt die Crew durch Kneipen und Brauhäuser. „Es ist schön, dass wir Teil einer ganzen Mitsing-Kultur geworden sind“, meint Georg Hinz, der sich einst mit Freunden in seiner Küche zum Einsingen traf – nun ist aus der Idee eine Bewegung geworden. Sogar in Hamburg, Berlin und München wird diese Session gesungen – insgesamt gibt es 70 Veranstaltungen.

Hück esu schön wie domols – „Loss mer singe“ im Gürzenich

Das Einsingen funktioniert auch im gediegenen Gürzenich. Rund 1000 Gäste sangen am Montagabend neue Lieder, aber auch kölsche Klassiker wie den „Polterovend“ von den Bläck Fööss oder „Am Dom zo Kölle“. Die dritte Auflage des Formats „Hück esu schön wie domols“ moderierte Georg Hinz vom „Loss mer singe“-Team gemeinsam mit dem Musiker Jörg P. Weber.

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Unterstützt wurden die Zuschauer durch Chöre, geleitet von Michael Kokott. Als Gäste traten Musiker der neuen Band „Klabes“ auf, außerdem spielten Stefan Knittler und Björn Heuser einige Lieder, so auch „Ich ben ene Räuber“ von Ex-Höhner-Sänger Peter Horn und „Jedäuf met 4711“. Dieses Lied hatte Heuser einst für die Klüngelköpp geschrieben.

Statt 20 Liedern wurden im Gürzenich nur sechs neue Songs vorgestellt, darunter „Null auf Hundert“ von Miljö und „Die nächste Rund“ von den Bläck Fööss. (tho)

In der Brasserie steht Stefan Ziegler am Mikrofon und stellt 20 ausgewählte Lieder vor. „Wenn andere Menschen Weihnachtslieder hören, läuft bei uns kölsche Musik“, erzählt er, denn das Team hört sich jedes Jahr rund 400 Neuerscheinungen an. Eine Vorauswahl von knapp 45 Stücken wird bei einem „Testsingen“ vor 120 Menschen in einer Kneipe ins Rennen geschickt. Anschließend werden 20 Lieder auserkoren. „Es gibt inzwischen deutlich mehr als 20 Lieder, die es verdient hätten, gespielt zu werden“, weiß Georg Hinz. Die Brass-Band „Querbeat“, die 2017 mit ihrem Hit „Dä Plan“ den Sieg holte, scheiterte dieses Mal mit „Heimatkaff“ in der Vorauswahl.

 „Wir versuchen jüngere Leute zu integrieren“

Als „Loss mer singe“ entstand, sei an den Karnevalstagen in vielen Kneipen noch Neue Deutsche Welle gespielt worden. „Heute hat sich das geändert, weil viele kölsche Hits dazugekommen sind“, sagt Hinz. Zuweilen werden die Abstimmungen auch zu politischen Bekenntnissen genutzt, so landet in der Brasserie das Lied „Su läuf dat he“ von der AG Arsch huh auf Platz zwei. Der Song richtet sich gegen rechte Gruppierungen, die kölsches Liedgut für ihre Zwecke missbrauchen.

Etwa 40 Menschen bilden den Kern von „Loss mer singe“, hinzu kommen 70 Helfer. „Wir versuchen jüngere Leute zu integrieren“, meint Hinz, das Publikum verjünge sich schließlich auch zusehends. Der Sieger wird mit anderen Hits der Session traditionell am Karnevalsfreitag beim Finale der Tour in den Balloni-Hallen abgefeiert.

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